Der Kampf um den Solarpark an den Bertholdshöfen ist voll entbrannt. Gegner und Befürworter stehen sich unversöhnlich gegenüber. Gibt es da einen Kompromiss? Derzeit ist das nur schwer vorstellbar. Doch wer profitiert eigentlich von der Anlage, wenn sie denn kommt?
Der CDU-Stadtrat Dietmar Wildi ist einer der Gegner solch eines Projekts. Er behauptet, dass der Bau einer Photovoltaikanlage lediglich den Anschein einer grünen Lösung erwecken solle, während ein Großinvestor den Profit einstreiche. Die Bürger würden keinen günstigeren Strom erhalten und zugleich ein wertvolles Natur- und Erholungsgebiet verlieren.
Bauern sollen Böden weiter beackern
Wildi und seine Mitstreiter wollen die offene Landschaft zwischen Villingen-Schwenningen so beibehalten, wie sie sich derzeit präsentiert. Um die Bertholdshöfe herum liegen landwirtschaftlich genutzte Böden. Die sollen auch weiterhin von Bauern beackert werden, findet die Interessengemeinschaft Bertholdshöfe.

Wildis Großvater war noch Landwirt, er ist es nicht. Inzwischen benötigt der Garten- und Landschaftsbauer die Hausnummer 3 als Stützpunkt für seinen Betrieb, zudem baut er auf einer Fläche der Stadt das in der Region bekannte Sonnenblumenfeld an.
Stadtrat kontert Vorwürfe
Vorwürfe an seine Person, er melde sich nur, weil der Solarpark vor seiner Haustür gebaut werden solle, hält Wildi für „Unsinn“. Er habe sich immer gegen die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Photovoltaik ausgesprochen, auch bei den Spitalhöfen, kontert er.
Inzwischen beklagt er bei der politischen Auseinandersetzung aber zu wenig Transparenz. Die Karten müssten offen auf den Tisch, findet er.
Thüga EE weiterer Investor
Doch was meint er damit? Er macht es damit deutlich, dass zu Beginn der Planungen noch zwei Investoren genannt wurden: die Thüga Erneuerbare Energien (Thüga EE) und die Stadtwerke. Inzwischen würden aber öfters nur die Stadtwerke hervorgehoben. Wildi glaubt, dass der ausschließlich lokale Bezug den Bau attraktiver aussehen lassen soll.

Fakt ist aber, dass die Thüga EE immer noch mit im Boot ist: „Ja, gemeinsam errichten wir diesen Park“, betont auf Anfrage ein Sprecher der Stadtwerke. Sollte das Projekt realisiert werden, liegen vermutlich 20 Prozent der Anteile bei den Stadtwerken, damit rund 80 Prozent bei dem Unternehmen der Thüga-Gruppe, einem kommunalen Energiekonzern, der selbst an den Stadtwerken VS beteiligt ist.
Wie die Anlage finanziert werden soll
25 Millionen Euro wird nach aktuellem Stand die Anlage kosten. Die Stadtwerke würden ihre fünf Millionen über Gewinnrücklage und Kredite beisteuern, heißt es weiter.
Auch eine Bürgerbeteiligung ist geplant. Wie hoch die ausfallen soll und wann die Bürger zeichnen können, werde noch festgelegt: „Wir wollen, dass möglichst viele aus der Umgebung und Villingen-Schwenningen mitmachen können“, betont der Stadtwerkesprecher.
Weiterer Solarpark sinnvoll?
Wildi fragt sich, ob ein weiterer Solarpark derzeit sinnvoll ist, der möglicherweise zur Instabilität der Netze beitrage oder die Strompreise weiter in die Höhe treiben wird, solange nicht mehr effiziente Großspeicher zur Verfügung stehen. Sonnenstrom fällt ja oft um die Mittagszeit oder auch an Wochenenden an. Findet der keinen Abnehmer, wird er auf den Markt geworfen und muss eventuell zu Negativpreisen verkauft werden. Der Bürger zahlt die Zeche.
Wenn das Problem in den Griff zu bekommen ist, denn grundsätzlich gegen solche Solarparks ist er nicht, schlägt der Kommunalpolitiker vor, zuerst Photovoltaikanlagen auf Dächern und über Parkplätzen zu bauen. Hier würden oft die Kosten zu hoch angesetzt, um diese Alternative als wenig aussichtsreich erscheinen zu lassen.
Politische Gremien entscheiden bald
Derzeit ist die Stadtverwaltung dabei, das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans voranzutreiben. Einwendungen konnten noch bis Ende Juli vorgebracht werden, nach der Sommerpause muss dann in den politischen Gremien endgültig entschieden werden.
Zwar will die Stadt an den Bertholdshöfen nicht enteignen, doch nicht ganz auszuschließen sei, dass der eine oder andere der über 20 Grundstückseigentümer bei der potentiellen Pachtvereinbarung noch pokert, meint Wildi. Landwirte seien jedenfalls definitiv nicht darunter.
Ausgeschrieben muss das Projekt laut Stadtwerke nicht werden, weil letztendlich die Stadt die Flächen nur verpachte.