Der Sommer kehrt in den Schwarzwald zurück und wer sein Fahrrad einen Berg hochkurbelt, zwei Einkaufstaschen schleppt oder den Kinderwagen aufs Hubenloch schiebt, der weiß, dass ein kühlender Schluck Wasser jetzt gut wäre.
Wie geschickt, dass vor allem in Villingen überall malerische Brunnen parat stehen. Vom Marienbrunnen am Bickentor bis zum Radmacher in der Rietstraße bleibt da kein Mundwinkel trocken. Oder doch?
Also wirklich kein Trinkwasser-Brunnen in Villingen? Die Redaktion hat den Check gemacht. Das Ergebnis überrascht.
Widersprüchliches vom Rathaus
„Keiner der Villinger Brunnen ist trinkwasserfähig“, sagt Madlen Falke für die Stadtverwaltung. Sie erklärt auf Nachfrage auch, dass im Rathaus dazu eine gewisse Vorsicht diese Umstände präge. In Corona-Zeiten sowieso, zum Beispiel am Brunnen in der Bärengasse. Hier pflanzen sich gerne das Jahr über rauchende Schüler auf den Rand des steinernen Trogs. Schwimmen später Kippen im Wasser, will es niemand gewesen sein. Irgendwann kommt der städtische Brunnenputzer und kontrolliert die Anlage penibel. Besonders oft verdreckt ist der Kneippbrunnen vor dem Portal zu Sankt Ursula an der Bickenstraße. So schön hier Gevatter Kneipp als Brunnenpatron auch vom örtlichen Kneippverein das Jahr über dekoriert wird, so lässlich ist der Umgang mit der malerischen Wasserstelle. Pizzaschachteln, Coladosen und Corona-Masken schwimmen hier das Jahr über im Wasser. Auch deshalb fehlt hier die Aufschrift Trinkwasser.

Die Verwaltung wolle „kein Risiko eingehen“, eröffnet Madlen Falke unverblümt die Haltung im Rathaus. Das sei schon vor Corona so gewesen. Jetzt aber spielen sich öfters solche Szenen an den Brunnen ab: Ein junges Paar kommt aus einem Imbiss und entsorgt akribisch ein paar leer gegessene Tüten in einem städtischen Mülleimer. Perfekt. Erkennbar halten die beiden ihre Hände von sich weg und schauen sich suchend um. Sie sehen den Brunnen und waschen erfreut ihre Hände unter dem Wasserstrahl. Der junge Mann wischt sich anschließend mit der frisch gewaschenen Hand über den Mund und wäscht die Hände gleich noch einmal.

Es gibt zwei unterschiedliche Brunnen-Techniken in Villingen. „Einige sind direkt ans Trinkwasser-Netz angeschlossen, andere wiederum speisen sich aus dem Stadtbächle“, erklärt Madlen Falke. Das Stadtbächle-Wasser will natürlich niemand trinken. In den Wasserrinnen, die sich von der Kanzleigasse bis Richtung Bickentor und Niedere Straße ziehen, sammelt sich schon auf natürliche Weise viel Staub und Unrat des Tages. Auch deshalb sind viele Brunnen in der Stadt nicht mehr mit einem Trinkwasserschild beplankt.

Wie das Rathaus die Lage schildert, ist das Eine. Die Realität ist dann doch eine andere. Ein historischer Brunnen in der Färberstraße steht unweit des so genannten scharfen Ecks. Hier, vor der Einmündung der Kapuzinergasse, plätschert das Wasser aus einem gusseisernen Stock ins das Becken. Und über dem Auslauf steht ein etwas verwittertes, zehn Zentimeter großes Schild mit der unmissverständlichen Aufschrift „Trinkwasser“. Ideal für Nachtschwärmer, ist hier – kurz vor dem benachbarten Villinger Gefängnis – eine Mundspülung nach dem Kneipenbesuch möglich.
Die besondere Historie der Villinger Brunnen: