Die Neujahrskonzerte des Sinfonieorchesters Villingen-Schwenningen stehen dieses Mal unter besonderen Vorzeichen. Die Musiker sind hochmotiviert, endlich wieder spielen zu können. Die Aufführungen, so sieht es Dirigent Achim Fiedler, werden damit zum Statement, Kultur auch in Zeiten der Pandemie zu ermöglichen. Zugleich sind sie der Paukenschlag zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs 50 Jahre Villingen-Schwenningen.

Während die Stadt ihre geplante Jubiläumsveranstaltung am Hölzlekönig, wo vor 50 Jahren die Städte-Ehe zwischen Villingen und Schwenningen mit einem symbolträchtigen Festakt vollzogen wurde, kurzfristig abgesagt hat, sind es nun die Musiker des Sinfonieorchesters, die dafür sorgen wollen, dass der Start ins Jubiläumsjahr nicht sang- und klanglos im Sog der globalen Virus-Pandemie untergehen wird.

„Hand in Hand“ als Symbol der Doppelstadt

Das Konzert-Motto „Hand in Hand“ hat zwar originär einen musikalischen Hintergrund, denn es handelt sich um den ursprünglichen Titel des berühmten Kaiserwalzers von Johann Strauss (Sohn). Doch beim Neujahrskonzert soll dieses Motto jubiläumsgerecht die Verbundenheit Villingen-Schwenningens symbolisieren.

Das Sinfonieorchester probt im Franziskaner Konzerthaus für die Neujahrskonzerte 2022, die in Villingen und Donaueschingen aufgeführt ...
Das Sinfonieorchester probt im Franziskaner Konzerthaus für die Neujahrskonzerte 2022, die in Villingen und Donaueschingen aufgeführt werden. | Bild: Nadja Sofokleus/Sinfonieorchester

Oberbürgermeister Jürgen Roth bleibt es vorbehalten, beim Konzert am 1. Januar in seiner Begrüßungsansprache im Franziskaner die politische und gesellschaftliche Bilanz und Zukunftsperspektive dieser Städte-Ehe zu deuten.

In der Sprache der Musik aufgegriffen wird das Stadtjubiläum vom Sinfonieorchester in ganz besonderer Weise: Der Ehrendirigent des Orchesters, Jörg Iwer, hat eigens für das Jubiläum eine Fanfare komponiert, die bei den Konzerten erklingen wird. Man darf gespannt sein.

Das weitere Programm der Neujahrskonzerte ist geprägt von Werken, die einen Bezug zu Ungarn haben oder als ungarische Volksmusik, gemeinhin als „Zigeunermusik“ bekannt, Einzug hielten in die europäische Kunstmusik. Die Besucher dürfen sich auf ein beschwingtes Konzert freuen – und auf die ein oder andere musikalische Überraschung.

„Die Musiker haben sehr gelitten“

Dirigent Achim Fiedler verdeutlicht im Gespräch mit dem SÜDKURIER, wie wichtig es ihm und den Musikern ist, nach Monaten des Lockdowns jetzt wieder öffentlich aufzutreten. „Die Musiker haben sehr gelitten in der Pandemie“, berichtet er. Nicht nur materiell, weil Einkünfte weggebrochen sind. Vor allem die Interaktion, die Leidenschaft für das das gemeinsame Musizieren, hätten die meisten sehr vermisst.

Achim Fiedler, Dirigent des Sinfonieorchesters: „Wenn wir jetzt nicht spielen, brauchen wir auch in den nächsten Monaten nicht ...
Achim Fiedler, Dirigent des Sinfonieorchesters: „Wenn wir jetzt nicht spielen, brauchen wir auch in den nächsten Monaten nicht mehr spielen.“

Nach diesem Entzug seien die Musiker in den Proben „richtig abgegangen“, freut er sich. „Wir müssen spielen“, unterstreicht Fiedler, „dieses Orchester lebt davon, dass es spielt.“ Ohne gemeinsame Proben und Auftritte entwickle sich jedes Orchester zurück.

Die Verantwortlichen im Sinfonieorchester, hätten es sich nicht leicht gemacht mit der Entscheidung, die drei Neujahrskonzerte zu veranstalten. Doch das Ergebnis war dann eindeutig: „Wenn wir jetzt nicht spielen, brauchen wir auch in den nächsten Monaten nicht mehr spielen“, argumentiert Fiedler. Bestätigt sieht er diese Entscheidung auch durch zahlreiche weitere Neujahrskonzerte, die in verschiedenen Städten Deutschlands stattfinden sollen.

Ein Statement für die Kultur in Zeiten der Pandemie

Die Entscheidung, die Konzerte zu wagen, sei auch ein Statement, Kultur in Zeiten der Pandemie möglich zu machen. „Ich sehe dies als Zeichen der Hoffnung und Zuversicht“, sagt der Dirigent. Denn in absehbarer Zeit werde sich das Pandemiegeschehen wohl nicht grundlegend verbessern. Mit den Impfungen und Hygienemaßnahmen seien alle Instrumente vorhanden, um dem Risiko auch im Kulturbetrieb entgegenzutreten. „Mehr bekommen wir auch in den nächsten Wochen nicht an die Hand. Deshalb müssen wir jetzt spielen.“

Außerdem fühlt sich das Orchester seinem treuen Publikum verpflichtet. Achim Fiedler, der die Orchesterleitung vor einem Jahr übernommen hat, sieht in Villingen-Schwenningen eine ganz besondere Verbundenheit und Begeisterung des Publikums für „sein“ Sinfonieorchester.

„Diejenigen, die kommen, tun es wegen der Musik“

Natürlich, räumt er ein, sei die Konzertatmosphäre unter 2G-Regeln nicht so schön wie sonst. Es gebe kein Catering, keine Begegnungen im Foyer, keine Pause, dafür eine Maskenpflicht. „Doch die Leute wollen es. Und diejenigen, die kommen, tun es wegen der Musik“, sagt er. „Und vielleicht auch, weil sie ein Zeichen setzten für uns.“

Ein Gesundheitsrisiko für die Besucher sieht der Orchesterleiter nicht. Im großen Franziskaner Konzerthaus, das maximal zur Hälfte (450 Besucher) besetzt wird, gibt es ausreichend Abstandsmöglichkeiten. Ebenso in den Donauhallen.

Ein Restrisiko bestehe allenfalls für die Orchestermusiker auf der Bühne. Doch auch für die rund 50 Akteure wurden alle möglichen Schutzmaßnahmen ergriffen. Auch für sie gilt die 2G-Plus-Regel. Alle sind geimpft, alle testen sich in der Probe- und Konzertphase täglich.

„Wir haben alles getan, dass sich die Musiker wohl und sicher fühlen“, unterstreicht Nadja Sofokleus, die stellvertretende Vorsitzende des Sinfonieorchesters VS. Und so hoffen die Verantwortlichen auf einen beschwingten, hoffnungsgebenden Start ins neue Jahr, das für Villingen-Schwenningen ein Jubiläumsjahr ist.

Die Konzerte finden am 1. Januar (17 Uhr) und 7. Januar (19 Uhr) im Franziskaner-Konzerthaus sowie am 6. Januar (19 Uhr) in den Donauhallen in Donaueschingen statt. Karten sind noch erhältlich unter der Tickethotline 07721/82-2525, im Internet und auch an der Abendkasse.