Seit Montag dürfen in Baden-Württemberg Restaurants unter Einhaltung bestimmter Hygieneregeln wieder öffnen. Auch in Villingen haben Speisewirtschaften – wie sie in der Corona-Verordnung genannt werden – zu großen Teilen wieder auf. Wie lief der Restart? Der SÜDKURIER hat sich in der Villinger Innenstadt bei den Gastronomen umgehört.
„Wir leisten hier Pionierarbeit. Wir wissen noch nicht, wie die Wiedereröffnung angenommen wird“, sagt Birgit Schrenk. Gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang betreibt sie die Bildergasse in der Niederen Straße. Dort stehen seit Montag sieben Tische bereit, an denen Gäste speisen können: „Normalerweise haben wir im Außenbereich zwischen 35 und 40 Plätzen“, sagt Schrenk. Außen sei die Bildergasse bei schönem Wetter geöffnet. Innen können sich die Gäste dagegen nicht niederlassen, dort sei der Platz schlicht zu klein, um den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten zu können.
Die Gäste hielten sich an die neuen Regeln, sagt Schrenk: „Manche müssen wir aber an die neuen Spielregeln erinnern.“ So müssen die Gäste nun vom Kellner an den Tisch gebracht werden und das Betreten des Restaurtant-Inneren, um auf die Toilette zu gehen, ist nur einer Person gleichzeitig gestattet.

Finanziell habe die Corona-Zeit ihre Spuren bei der Bildergasse hinterlassen. Neben den ausgebliebenen und weiterhin ausbleibenden Kunden, koste auch das Einhalten der Hygiene-Bestimmungen Geld. „Wir mussten mehr Desinfektinsmittel kaufen und auch die Hinweisschilder wegen der neuen Bestimmungen im Copy Shop drucken lassen“, sagt sie Bildergassen-Mitinhaberin. Außerdem wurde die Speisekarte verkleinert. Auch die musste neu hergestellt werden.
Schrenk sieht aber auch die positiven Seiten der Corona-Phase: „Unsere Stammkunden unterstützen uns. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Der Abhol- und Lieferservice werde auch weiterhin gut angenommen. Für den eingeschränkten Restaurantbetrieb gelte es nun, Erfahrungen zu sammeln.

Das will auch Domenico Wittkopf machen. Der Inhaber des Gasthauses Ott in der Färberstraße möchte zunächst aber schauen, wie es seinen Gastro-Kollegen ergeht. Eventuell werden er und Kollege Benjamin Bossert in der kommenden Woche wieder öffnen. „Momentan ist es für uns aber kaum möglich, die Hygieneregeln korrekt einzuhalten“, sagt Wittkopf. Vielleicht öffne man zunächst auch nur draußen. „Wir schauen uns die kommenden Tage an und entscheiden dann“, sagt Bossert.
Zwei Wünsche äußern die beiden im SÜDKURIER-Gespräch. Um auf aufwendige Umbaumaßnahmen im Restaurant verzichten zu müssen, wäre den Gastronomen geholfen, wenn die Abstandsregelung von 1,50 Meter nicht von Tisch zu Tisch, sondern von Gast zu Gast gelten würde.
„Wenn beispielsweise zwei Gäste am einen Ende des einen Tisches und zwei am anderen Ende des anderen Tisches sitzen würden, könnten Sie den Mindestabstand locker einhalten. Auch dann, wenn die Tischende näher aneinander stünden“, sagt Bossert.

Um eine endgültige Sicherheit zu haben, ob man die Hygieneregeln ordentlich umgesetzt habe, wünschen sich beide darüberhinaus, dass ihr Restaurant vor der Wiedereröffnung abgenommen werde. „Das hat die Stadt aber abgelehnt“, sagt Wittkopf.

Einer, der schon wieder geöffnet hat, ist Cesare Gianotti. Beim Besitzer des Eiscafé Zampolli in der Rietstraße sind alle zehn Tische, die im Außenbereich stehen, besetzt. Auch hier wird der Mindestabstand eingehalten. Normalerweise können die Gäste aber an 24 Tischen Platz nehmen. Im Innenbereich, wo es jetzt nur zwölf statt der üblichen 26 Tische gibt, sitzt dagegen fast niemand.
Trotz der Einschränkungen sagt Gianotti: „Bislang läuft es sehr gut. Es ist fast so, als hätten die Gäste nur darauf gewartet, dass wir wieder öffnen.“ Momentan öffnet das Zampolli um 11 Uhr. Wenn alles gut läuft, wolle man ab Juni wieder ab 10 Uhr aufmachen. Positiv auf das Eisgeschäft ausgewirkt habe sich die Tatsache, dass der Fensterverkauf schon seit drei Wochen möglich gewesen war.
Wie es im Gasthaus Löwen weitergeht, sieht Inhaber Marco Garofalo ab Dienstag. Dann ist das Restaurant in der Oberen Straßen wieder auf – und das ist auch notwendig: „Finanziell waren die vergangenen Wochen sehr hart. Wäre es einen Monat so weitergegangen, hätten wie sehr wahrscheinlich schließen müssen“, sagt Garofalo. Finanziell überlebenswichtig sei auch die Soforthilfe des Landes gewesen. Schnell und unkompliziert sei das Geld überwiesen worden.
Da die ersten Wochen nach der Neueröffnung gut gelaufen waren, hatte der Löwen-Inhaber auch zu Beginn der Corona bedingten Schließung Hoffnung, dass seine Kunden den Abholservice annehmen würden. Dem war aber nicht so: „Die meisten wussten nicht, was angeboten wird. Ich habe dann in unseren Instagram-Account und die Homepage investiert und Werbung gemacht. Danach lief es sehr gut.“ Manche Kunden seien teilweise acht-, neunmal gekommen. Garafalo sagt: „Die Unterstützung war fantastisch.“
Ab Dienstag wird der Löwen im Außenbereich 28 der üblichen 56 Plätze für die Gäste zur Verfügung haben. Innen werde es knapp die Hälfte von normalerweise 45 Plätzen sein. Nur so könne der Mindestabstand eingehalten werden.
Dass Restaurants seit Montag wieder besucht werden dürfen, ist für Garofalo – neben dem finanziellen Aspekt – auch aus einem anderen Grund wichtig: „Der Restaurantbesuch ist der kleine Luxus im Alltag. Die Leute freuen sich, es ist wieder ein Stück Normalität.“