Wochenlang mussten Restaurants in Baden-Württemberg geschlossen bleiben. Ab Montag ändert sich das. Dann dürfen Speisewirtschaften wieder öffnen – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. So müssen Gastgeber den Gästen etwa einen Platz zuweisen, die Zahlung soll, wenn möglich, bargeldlos vonstattengehen und Gäste müssen einen Mindestabstand von eineinhalb Metern zu einander einhalten (Die gesamte Verordnung finden Sie HIER). Vor allem der letztgenannte Punkt führt dazu, dass Restaurants viel weniger Gäste als sonst bewirten können. Marcel Klinge, Bundestagsabgeordneter der FDP für die Region Schwarzwald-Baar/Oberes Kinzigtal, wünscht sich daher von Oberbürgermeister Jürgen Roth eine Maßnahme, wie er in einem offenen Brief schreibt.

Marcel Klinge (FDP), Bundestagsabgeordneter für die Region Schwarzwald-Baar/Oberes Kinzigtal.
Marcel Klinge (FDP), Bundestagsabgeordneter für die Region Schwarzwald-Baar/Oberes Kinzigtal. | Bild: Marcel Jud

Klinge schlägt vor, dass „unbürokratisch Teile des öffentlichen Raums für eine temporäre Erweiterung der gastronomischen Außenflächen“ freigegeben werden. Betriebe würden so die Möglichkeit erhalten, mehr Kunden zu bedienen und dennoch die Abstandsregeln einzuhalten. Betriebe könnten dadurch ihre Umsatzeinbußen abmildern. Im SÜDKURIER-Gespräch sagt er: „Die Gastronomie steht finanziell vor dem Abgrund. Die nächsten Wochen werden entscheidend, ob es weitergeht oder die Insolvenz droht.“

Bild 2: Bundestagsabgeordneter für Region Schwarzwald-Baar/Oberes Kinzigtal fordert: Restaurants in Villingen-Schwenningen brauchen mehr Gastro-Fläche – so reagieren Stadt und Restaurantbesitzer
Bild: Matthias Jundt

Domenico Wittkopf, Besitzer des Gasthauses Ott in der Färberstraße, findet den Vorschlag super. Er sagt: „Wir müssen machen, was möglich ist.“ In der Fußgängerzone sei es an vielen Stellen möglich, die Fläche der Gastronomen zu vergrößern. Natürlich müsse man Rettungswege oder Straßen freihalten. Die Verordnung des Landes lobt er. Sie sei besser, als die der meisten andere Bundesländer. Wittkopf: „Es ist gut, dass wir keine Begrenzung der Gästezahl auferlegt bekommen haben. Auch, dass Menschen spontan, ohne vorherige Anmeldung, kommen dürfen, ist sinnvoll.“

Wittkopf hofft, bis zur Öffnung am Montag mit den Umbaumaßnahmen fertig zu sein.
Wittkopf hofft, bis zur Öffnung am Montag mit den Umbaumaßnahmen fertig zu sein. | Bild: Matthias Jundt

Um den Restaurant-Besitzern noch mehr zu helfen, schlägt Wittkopf vor, die Mehrwertsteuer auch für Getränke auf sieben von derzeit 19 Prozent zu senken. „Bei Speisen sind wir schon bei sieben Prozent. Warum nicht auch bei Getränken? Das würde vielen Gastronomen finanziell helfen“, sagt der Ott-Besitzer. Für die Restaurantbesitzer in der Färberstraße schlägt Wittkopf vor, die Sperrstunde temporär auf Mitternacht zu verschieben. Da die Feste im Sommer ohnehin ausfielen, sei die Lärmbelastung für die Anwohner nicht größer als sonst.

Joachim Müller, Präsident des Gewerbeverbands Oberzentrum.
Joachim Müller, Präsident des Gewerbeverbands Oberzentrum. | Bild: Hahne, Jochen

In Wittkopfs Kerbe schlägt auch Joachim Müller. Der Präsident des Gewerbeverbands Oberzentrum (GVO), zu dem 430 Betriebe gehören, appelliert an die Politik, alles zu machen, um Unternehmern zu helfen: „ Es gibt viele Gastronome, die um ihre Existenz kämpfen. Allerdings muss man mit Maß und nicht mit Unvernunft agieren.“ Die Klinge-Forderung würde Müller „sofort unterschreiben, solange niemand von einer Vergrößerung der Fläche behindert wird“.

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Bei der Stadt war das Thema Restaurantöffnung am Dienstag Thema im Krisenstab – aber unabhängig von Klinges Forderung. „Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten tun, was wir können“, sagt Oxana Brunner, die Pressesprecherin der Doppelstadt. Ob Restaurantflächen vergrößert werden können, hänge immer von der Örtlichkeit ab. In der Färberstraße sei es beispielsweise eher eng, an anderen Orten könnten Rettungsgassen und Abstände dagegen auch mit einer Vergrößerung frei- und eingehalten werden. „Wir empfehlen den rund 400 Gaststättenbetreibern in VS sich an das Bürgeramt zu wenden“, sagt Brunner. Die Möglichkeit für unbürokratische Regelungen gebe es aber.