Beim Endlager für Atommüll ist derzeit beinahe nur eines sicher: Der Salzstock in Gorleben, Jahrzehnte „gesetzt“, wird es nicht. Stattdessen wird nun in ganz Deutschland nach einem geologisch sicheren Standort gesucht, auch im Schwarzwald. Doch inzwischen hat sich auch die Kreisverwaltung Schwarzwald-Baar zu dem komplizierten Thema in einer Online-Konferenz geäußert. Das Fazit der Experten aus dem Villinger Kreishaus: Der Südschwarzwald ist nur „gering geeignet“, wie es in einer Vorlage an einen Kreistagsausschuss heißt.

Bild 1: Wohin mit dem deutschen Atommüll? Gestein des Südschwarzwalds für Endlager „gering geeignet“
Bild: Schönlein, Ute

Wohin mit dem hochradioaktiven Atommüll aus Deutschland? Diese Debatte wird in den nächsten Jahren vermutlich wieder heftig geführt. Bund und Länder haben eine neue Suche eingeleitet. Kein Gebiet sollte von vornherein ausgeschlossen werden, auch der Schwarzwald nicht. Nun haben sich die Fachleute die Gesteine in der Region, die prinzipiell in Frage kommen, einmal näher angeschaut. Das sind der Opalinuston (der sich größtenteils im Hegau und nur in einem ganz kleinen Zipfel bei Blumberg im Schwarzwald-Baar-Kreis befindet) und kristallines Gestein, dass sich großflächig über den Kreis ausbreitet.

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Könnte es also sein, dass das Gebiet zwischen Schwarzwald und Baar in einigen Jahrzehnten in die nähere Auswahl für ein Atommüllendlager kommt? Wohl eher nicht, wenn es nach einem Papier, das der stellvertretende Landrat Martin Seuffert in einer Online-Konferenz vortrug, geht. Seuffert betonte, dass die kristallinen Gesteine des Südschwarzwalds nur in kleinen Bereichen homogen und zudem relativ stark zerklüftet seien. Zudem würde das Gestein teilweise von einem ungeeigneten Deckgebirge überlagert. Seuffert spricht von einer „geringen Geeignetheit der kristallinen Gesteine des Südschwarzwalds„.

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In einem weiteren Beitrag machte er darauf aufmerksam, dass die Schweiz in unmittelbarer Nachbarschaft direkt an der Grenze ein Endlager für hochradioaktive Abfälle vorsehe. Diese Belastung sei im Hinblick auf eine gerechte Lastenverteilung für die süddeutschen Gebiete frühzeitig zu berücksichtigen, forderte er.

Was ist mit Erdbebenzonen?

Hinzukomme, dass Teilgebiete, die als prinzipiell nutzbar eingestuft wurden, auch im Schwarzwald-Baar-Kreis in einer Erdbebenzone liegen. Auf diesen Einwand hat bereits die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) reagiert. Die BGE räumte ein, dass bisher nur Erdbebenzonen ab einem gewissen Wert berücksichtigt wurden, künftig sollten alle Erdbebengefahren in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Auch die seismische Aktivität ist grundsätzlich ein Ausschlusskriterium.

Entscheidung 2031

Doch wie geht es nun weiter? Frühestens 2031 soll es zu einer Standortentscheidung kommen. 2050 könnte dann das radioaktive Endlager, wo auch immer in Deutschland, eingerichtet werden. Derzeit arbeitet die BGE daran, die extrem hohe Zahl an grundsätzlich möglichen Teilgebieten auszudünnen. Allein in Baden-Württemberg sind 47 Prozent der Landesfläche ausgewiesen, im Regierungsbezirk Freiburg neun von zehn Kreisen betroffen (alle außer Lörrach). Wenn die Standorte reduziert sind, sollen die dann oberirdisch erkundet werden, später die Flächen, die in die engere Wahl kommen, auch unterirdisch untersucht werden.

Bürgerbeteiligung vorgesehen

Bürger, die sich für den Stand des Verfahrens interessieren, können sich jederzeit beteiligen und in den Konferenzen informieren. Der Standort Gorleben übrigens ist ausgeschieden, weil er nicht ausreichend von Wasser abgeschirmt werden kann.