Auszeit! Seit Monaten wurde jedes Wochenende auf den regionalen Fußballplätzen gespielt, bis auf wenige Ausnahmen haben die Kicker nun Winterpause. Zeit, sich zu regenerieren, Zeit für die Familie, Zeit für Rückblicke – und Zeit für Transfers, Gerüchte und Ausblicke. Erste Spieler haben bereits den Club gewechselt, erfahrungsgemäß sind die Aktivitäten aber geringer als im Sommer. Warum? Vor einer Saison kann ein Spieler ohne große Hürden sich einem anderen Team anschließen, in der Winterpause muss der Preis bei Transfers dagegen verhandelt werden.
Wie viel kostet ein Spitzenspieler?
Um welche Summen es dabei geht, haben wir in unserer Serie zum „Geld im Amateurfußball“ nachgezeichnet. Seither hat sich nicht viel verändert, für einen Spitzenspieler können laut Szene-Kennern schnell mittlere vierstellige Summen fällig werden.
Solche Transfers sind selten, weshalb derzeit auch der scheinbar anstehende Wechsel von Alessandro Fiore Tapia viel Aufsehen erregt. Beim FC Öhningen-Gaienhofen war der Offensivspieler in den vergangenen Jahren der Unterschiedsspieler, ausgerechnet Aufstiegskonkurrent Südstern Singen lockt nun mit der Aussicht auf viele Siege – und sicherlich auch einige Euros, wobei darüber natürlich geschwiegen wird.
Reichlich Stoff für die ewig gleichen Diskussionen. Fußball-Nostalgiker verweisen gerne auf längst vergangene Zeiten, als Kameradschaft und der Spaß am Sport im Mittelpunkt standen. Vereinswechsel gab es damals freilich auch, manche Story vom inzwischen ergrauten Bargeldkicker ebenso. Aber das war angeblich eben die Ausnahme.
Aber ist es nur Neid, wenn solche Wechsel diskutiert werden? Oder steckt mehr dahinter? Schadet Geld dem Charakter, zumindest im Amateurfußball? Das kann, muss aber nicht so sein. Und immerhin darf jeder Sponsor selbst entscheiden, mit welchem Budget er seinen Lieblingsclub unterstützt. Aber natürlich gibt es Risiken. In der Region gab es einige steile Aufstiege von Vereinen, die plötzlich Sponsoren-Einnahmen zum verprassen hatten – und meist nach wenigen Jahren tiefer gefallen sind, als sie vor dem Geldsegen angefangen hatten.
Südstern Singen, die neue Fußball-Macht?
Sollte der Wechsel zustande kommen, dürften sich die Höri-Kicker über Geld freuen, dass ihnen freilich kaum helfen wird, da der sportliche Verlust wahrscheinlich nicht kompensiert werden kann.
Und Südstern Singen wird den eigenen Ankündigungen, die Bezirksliga nur als Zwischenstation zu sehen, Taten folgen lassen. Wer auf einen Dreikampf um die Meisterschaft zwischen der Höri-Elf, den Südsternen und Salem gehofft hat, dürfte wohl eines Besseren belehrt werden. Zu sehr würde dieser Transfer den Wettbewerb verändern.
Und das gefällt nicht jedem – im kleinen wie im großen. Ziehen wir mal den Vergleich zum großen Sport. Erinnern sie sich noch, als Borussia Dortmund vor etwa zehn Jahren mal ganz nah an den Bayern dran war? Zumindest solange, bis sich die Münchener die Dienste eines Robert Lewandowski, Mario Götze oder Mats Hummels gesichert hatten. Der neutrale Beobachter kann sich jedenfalls kaum freuen, wenn sich der eine beim anderen Topklub bedient.
Doch wer weiß, welche Wechsel in dieser Transfer-Periode am Bodensee noch für Furore sorgen werden. Wir bleiben am Ball; mit unserem Wechselticker und Hintergrundinfos. Einstweilen aber wünschen wir allen – oder zumindest den meisten – Fußballfreunden eine schöne Auszeit!