1. Sind alle wohlauf bei der SG Reichenau/R.-Waldsiedlung?
Wir sind so fit wie selten. (lacht) Im Ernst: Es geht allen gut, wir haben auch keinen Corona-Fall. Wir ernähren uns so gut auf der Insel mit unserem Gemüse, da können wir gar kein schwaches Immunsystem haben. (lacht) Trotzdem scharren alle schon mit den Hufen, dass es endlich wieder losgehen kann.
Die Gemeinde hat zwar die Sportplätze wieder freigegeben, wir warten mit dem Trainingsstart aber noch bis 15. Juni. Solange Kindergärten und Schulen geschlossen sind, werden wir auch nicht Fußball spielen.
2. Was machen die Spieler während der Pause?
Alle halten sich individuell fit. Den einen oder anderen habe ich immer wieder über die Reichenau joggen gesehen. Die Kondition war aber noch nie ein großes Problem bei uns, wir haben eine gute Grundsubstanz in der Truppe. Unser Manko ist eher das Spieltechnische. (lacht) Mir ist aber nicht bange. Bei uns haben viele einen Garten, alle können an die frische Luft zum Rudern, Stand-up-Paddeln, Laufen oder Radfahren. Wir haben genügend Freizeitmöglichkeiten, die wir trotz Corona machen können. Wir sind hier ja im Paradies.
3. Wie geht es dem Verein in der Krise?
Eine unserer Haupteinnahmequellen, das Weinfest, fällt komplett weg. Wir haben auch den Pachtbetrieb fürs Vereinsheim stillgelegt, sodass der Pächter etwas Luft hat. Sonst haben wir keinerlei Ausgaben für Trainer und Spieler. Im Vergleich zu anderen Vereinen sind unsere Kosten gleich null. Die aktuelle Situation tut zwar weh, aber wir werden sie überleben. Man muss eben Prioritäten setzen, dann gibt‘s halt mal ein Jahr keine neuen Trikots und wir spielen mit alten Bällen.
4. Lieber Saisonabbruch oder Fortsetzung?
Kompletter Abbruch, aber auch ohne Wertung, sprich: keine Absteiger, aber auch keine Aufsteiger. Der Verband müsste dafür eine Entscheidung treffen, die auch mal wehtut. Wir sind nun mal in einer Ausnahmesituation. Es wäre für alle das Fairste, wenn diese Saison ausgesetzt würde und es einfach im September von Neuem losgehen würde, mit den gleichen Mannschaften in denselben Ligen.
5. Was muss sich im Fußball ändern nach Corona?
Wir müssen die Basis wieder stärken, alles wieder ein bisschen erden, zurück zu den Wurzeln. Auf die Jugend setzen, statt mit Geld den kurzfristigen Erfolg zu suchen. Die Summen, die aktuell im Gespräch sind, sind total überzogen. Das ist gerade in unserem Bereich, wo zweimal die Woche trainiert wird und man bei Auswärtsspielen keinen großen zeitlichen Mehraufwand hat, sehr ungesund. Es wollen Spieler zu uns kommen, die haben Probleme mit dem Geradeauslaufen und fragen beim Probetraining als erstes nach dem Geld.
Zum Glück haben wir sehr viele einheimische Spieler. Wenn ich das mitmachen müsste, würde ich selber wieder anfangen oder die alten Herren einsetzen und hätte lieber in der Kreisliga mit vernünftigen Jungs Spaß am Sport. Da muss aber jeder Verein seine eigene Philosophie finden, wobei ich glaube, dass das Geld künftig wohl nicht mehr so locker sitzen wird.