Fußball: 24 Grad, Sonne satt, kein Wölkchen am Himmel, der Rasen saftig grün – perfekte Zutaten für ein kleines Fußball-Menü an diesem Maiabend. Für die ausgehungerten Spieler des FC 03 Radolfzell, die seit Mitte März wegen Corona auf Fußball-Diät sind, gibt es aber erstmal nur kleine Häppchen – auch wenn der Appetit noch so groß ist. „Meine Spieler können es kaum erwarten, wieder den Ball am Fuß zu haben. Die sind alle heiß“, sagt Trainer Steffen Kautzmann, „aber wir wissen, dass wir in diesen Zeiten vorsichtig sein und andere Wege gehen müssen.“
Training nur in kleinen Gruppen
Als die Lockerungen im Freizeitsport bekanntgegeben wurden, hat der 27-Jährige mit seinem Trainerstab schnell ein Konzept entwickelt, wie ein sicheres Training durchgeführt werden kann. Kleine Gruppen, immer auf Abstand bleiben, kein Körperkontakt – das sind die Eckpfeiler für fußballerische Übungseinheiten in Corona-Zeiten. Auf das Salz in der Suppe, wie Zweikämpfe, Kopfballduelle, und Umarmungen nach dem Torerfolg, muss erstmal verzichtet werden.
„Es ist anders, keine Frage“, sagt Steffen Kautzmann über das erste Training im Mettnaustadion seit über zwei Monaten. „Aber es ist schon ein geiles Gefühl, endlich wieder auf den Rasen laufen zu dürfen“, sagt der Radolfzeller Coach, während er einen Stangen-Parcours absteckt.
„Kaum auszuhalten ohne Fußball„
Vier bis fünf Spieler in einer Einheit pro Trainer sind das Maximum, wie Kautzmann meint. „Man hat dadurch aber auch die Chance, Dinge zu machen, die sonst zu kurz kommen“, sagt der Student der Wirtschaftspädagogik, der die DFB-Elite-Jugendlizenz vorweisen kann und im nächsten Jahr die A-Lizenz machen will. Dass noch völlig unsicher ist, wann der reguläre Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann, stört Kautzmann nicht. Ebenso wenig seine Spieler. „Es war kaum auszuhalten“, sagt Robin Niedhardt über die Zeit ohne Fußball. „Ich liebe diesen Sport. Er ist meine große Leidenschaft“, sagt der 28-jährige Stürmer mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht. „Ob das Training jetzt als Vorbereitung dient oder nicht, ist mir völlig wurscht. Ich will einfach nur an den Ball!“
Appetit auf mehr
Viel Zeit zum Genießen bleibt den vier Radolfzeller Kickern an diesem Abend allerdings nicht. Aufgrund der kleinen Einheiten ist Salamitaktik angesagt, muss in Schichten trainiert werden. Bevor die nächste kleine Gruppe ihren Fußball-Hunger stillen darf, müssen Niedhardt & Co. den Platz geräumt haben – ohne Dusche, Apfelschorle oder Wurstsalat im Clubheim, versteht sich. So war das erste Training des FC 03 Radolfzell kein opulentes Menü. Eher eine kleine Vorspeise, die Appetit auf mehr geweckt hat.
So wird während Corona trainiert
Unter dem Titel „Zurück auf dem Platz“ hat der Deutsche Fußball-Bund einen Leitfaden für Vereine herausgegeben, in dem Tipps für den Trainingsbetrieb während Corona gegeben werden. Hier die wichtigsten Punkte:
- Gesundheitszustand: Bei allen am Training Beteiligten sollte vorab der aktuelle Gesundheitszustand erfragt werden. Bei Symptomen wie Husten, Fieber (ab 38 Grad Celsius), Atemnot oder sämtlichen Erkältungssymptomen darf ein Training nicht angetreten werden.
- Organisation: Die Trainingszeiten sind so zu organisieren, dass ein Aufeinandertreffen mehrerer Trainingsgruppen bestmöglich vermieden wird.
- Ankunft und Abfahrt: Auf Fahrgemeinschaften bei der Anfahrt ist möglichst zu verzichten. Alle Teilnehmer sollten bereits umgezogen auf das Sportgelände kommen oder sich direkt am Platz umziehen. Das Sportgelände muss direkt nach dem Training verlassen werden; das Duschen erfolgt zu Hause.
- Auf dem Spielfeld: Alle Trainingsformen müssen unter der Voraussetzung der Abstandsregeln durchgeführt werden. Ein Abstand von mindestens 1,5 bis zwei Metern sollte bei Ansprachen und Trainingsübungen eingehalten werden. Das Training selbst sollte in kleinen Gruppen (maximal fünf Personen) durchgeführt werden. Spucken und Naseputzen auf dem Feld sollte vermieden werden. Die Spieler sollten zudem eigene Getränkeflaschen mitbringen.