Fußball: In Kürze, Ende März, soll beim SC Konstanz-Wollmatingen eine neue Ära beginnen. Bei der Mitgliederversammlung tritt ein Großteil des aktuellen Vorstands nicht mehr an. Die Kandidaten, die für die Spitzenämter gefunden wurden, David Fall und Marcus Meloni, geben durchaus Anlass für vorsichtigen Optimismus.
Was dem Duo die Arbeit erleichtert, ist die Tatsache, dass der Fusionsclub seit Jahren in der Bezirksliga feststeckt und auch in der Jugend der Konkurrenz beispielsweise des FC Radolfzell kaum gewachsen ist – im Konstanzer Fußball kann es daher nur noch aufwärts gehen.
Fusion zur Kräftebündelung
Im Sommer 2011 war der Traditionsclub FC Konstanz mit seinem Abstieg in die Bezirksliga an einem Tiefpunkt angekommen. Dort traf er auf den Lokalrivalen FC Wollmatingen, für den die Bezirksliga nicht so neu war, mit dem sich der FCK aber noch wenige Jahre zuvor in der Verbandsliga Derbys geliefert hatte.
Beide Clubs früher in der Schwarzwald-Bodensee-Liga
Doch Not macht bekanntlich erfinderisch und Misserfolg demütig, sodass Fusionsverhandlungen angestrebt wurden, in der Hoffnung, den Konstanzer Fußball durch die Bündelung der Kräfte sowohl im Aktiven- als auch im Jugendbereich wieder zu einstiger Größe zu führen, schließlich waren beide Clubs früher in der legendären Schwarzwald-Bodensee-Liga vertreten, der damals dritthöchsten deutschen Spielklasse.
Aufstieg in die Verbandsliga gelingt nicht
So erfolgte am 25. Juni 2012 die Fusion, zu der der FC Konstanz als Präsent die Rückkehr in die Landesliga mitbrachte. Dort klopfte der Club zwar mehrfach über die Aufstiegsrunde an der Verbandsliga an, scheiterte aber jeweils. 2018 dann gar der erneute Abstieg in die Bezirksliga, in der man sich seither festgespielt hat – mit der Erkenntnis, dass der Erfolg auch bei einer Fusion zweier Traditionsclubs mit beachtlicher Vereinsgeschichte kein Selbstläufer ist.
Doch nicht nur bei den Aktiven ging es abwärts, auch in der Jugend konnte nicht annähernd an frühere Zeiten anknüpfen, sodass sich hoffnungsvolle Talente eher in Richtung Radolfzell orientierten. Im benachbarten Kreuzlingen hingegen hatten der 45-jährige Marcus Meloni und der Ex-Profi David Fall (44), der in Konstanz für den SV Litzelstetten und den FC Wollmatingen aktiv war, über Jahre den AS Calcio Kreuzlingen zu einem echten Rivalen des Platzhirschs FC Kreuzlingen entwickelt.
Mitgliederversammlung am 29. März
Dies wurde auch in Konstanz registriert, und so wurden die beiden angesprochen, ob sie nicht auch Ähnliches in der deutschen Nachbarschaft vorantreiben wollten. Nach reiflicher Überlegung stellen sich nun beide am 29. März bei der Mitgliederversammlung zur Wahl. David Fall, unter anderem als Profi bei Waldhof Mannheim, Preußen Münster und beim FC Schaffhausen am Ball, aktuell Trainer beim AS Calcio und beim Thurgauer Fußballverband technischer Leiter, als erster Vorsitzender und Marcus Meloni als zweiter.
Angestrebt wird ein Führungsquartett mit klarer Aufgabenzuordnung. So soll Fall seine in seiner Profilaufbahn erworbene Kompetenz bei der Nachwuchsschulung verstärkt einbringen, während der Unternehmer Meloni, der weiterhin Präsident beim AS Calcio Kreuzlingen bleibt, für eher wirtschaftliche Bereiche wie Marketing und Sponsoring zuständig sein wird.

Marion Beck (Organisation) und Claudia Deutinger (Finanzen) sollen das Führungsteam ergänzen. Mit Ernesto Kollmorgen, Jonathan Wientges, Christian Skiba und Christopher Hornek wurde im Dezember bereits eine neue Jugendleitung gewählt, Mohamed Karaki kehrte jüngst als Sportlicher Leiter zum SC zurück.
Keine Angst vor Druck
Fall weiß um die hohen Erwartungen. „Ich habe in meiner Laufbahn gelernt, mit Druck umzugehen“, so der Ex-Profi. Und mit Meloni ist bald ein finanzstarker Schweizer im Konstanzer Fußball aktiv – da war doch was?
Von der Kreisklasse bis in die Oberliga
In den 1970ern hatte der vermögende Eidgenosse Bruno Armuzzi, der als Torhüter zur DJK Konstanz gestoßen war, den Club aus dem Lorettowald von der Kreisklasse bis in die Oberliga geführt, indem Ex-Profis an den Bodensee gelockt wurden. In Sachen Ziele bemüht Meloni einen grenzüberschreitenden Vergleich: „St. Gallen hat 70000 Einwohner, der FC St. Gallen spielt in der Super League, Konstanz hat etwa 85000 Einwohner, und der SC spielt in der Bezirksliga.“
Doch die finanziellen Mittel sollen nicht in Legionäre und damit in die erste Mannschaft, investiert werden. „Man muss das Geld nutzen, um eine bessere Ausbildung zu generieren. Geld wird also eher im Jugendbereich investiert!“, erklärt Meloni das Konzept. „Es muss wieder sexy sein, beim SC zu kicken!“, möchte Fall ein positiveres Umfeld kreieren und gibt sich zuversichtlich: „Das wird eine coole Sache!“