Der FC Steißlingen gehört seit drei Jahren zur Fußball-Bezirksliga, könnte nun aber zum ersten Mal sportlich den Abstieg verhindern. Ein Kuriosum, das allerdings durchaus verdient wäre.
Wenn man so will, erlebte der FC Steißlingen in den vergangenen Jahren die erfolgreichste Zeit seiner Vereinsgeschichte, schließlich zählen die Kicker aus dem Mindlestal bereits das dritte Jahr in Folge zur Bezirksliga.
Ein Umstand, der allerdings mehr den Corona-Umständen als der sportlichen Qualität geschuldet ist. In der Saison 2020/21 lag der Club beim vorzeitigen Saisonende nach zehn Spielen mit sechs Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, ebenso im Jahr darauf nach 16 Partien. Nur da in beiden Spielzeiten der Abstieg ausgesetzt wurde, blieben die Steißlinger in der Bezirksliga.
Am Steißlinger Beispiel zeigt sich der extreme Unterschied zwischen Kreisliga A und Bezirksliga. 2018/19 hatten sich die Hegauer im zweiten Jahr unter der Regie von Trainer Javier „Futre“ Martin ungeschlagen in der Staffel 2 Meisterschaft und Aufstieg gesichert, bei einem Torverhältnis von 82:23. Eine Klasse höher – und ohne dass sich der Kader in seiner Qualität dramatisch verändert hätte, setzte es Niederlage um Niederlage, einige kernige Abreibungen inbegriffen.
Es ist die mitunter paradoxe Situation, dass in der höchsten Spielklasse des Bezirks Bodensee Mannschaften wie der Türkische SV Singen spielen, die mit großem finanziellem Aufwand agieren, gleichzeitig aber auch Mannschaften wie der FC Steißlingen, dessen Spieler keine finanzielle Zuwendungen bekommen, wie der Club versichert. Auf dem Spielfeld ist da schnell ein Klassenunterschied zu sehen, manchmal auch mehr als nur einer. Gegen das Spitzenteam des SC Konstanz-Wollmatingen gab es nach dem Start aus der Winterpause eine 1:8-Abreibung.
Solche Rückschläge wegzustecken, trotzdem als Mannschaft eine Einheit zu bleiben, auch das verdient Respekt und gilt für alle Kellerkinder der Liga. Die Top-Mannschaften sind aber auch nicht der Maßstab für die Steißlinger, wo die Bezeichnung Dorfclub nicht als Beleidigung aufgefasst wird.
Der FC mit seinen drei Herrenmannschaften gehört halt einfach zum Dorf. Hier ist die Vereinstreue ausgeprägt, das sportliche Abschneiden auch nicht immer das wichtigste. Gepunktet muss gegen andere Teams werden, am vergangenen Wochenende gelang etwa ein 2:0-Erfolg gegen die Reserve des 1. FC Rielasingen-Arlen. Und nun ein 2:2 gegen Schlusslicht Worblingen, das allerdings über weite Strecken die bessere Mannschaft war. Kommendes Wochenende folgt das nächste Kellerduell, dann gegen Anadolu Radolfzell.
Nimmt man die beiden vergangenen Jahre als Vergleich, steht der FC Steißlingen derzeit besser da als je zuvor. Nach 20 Spielen kommen die Javier-Kicker nun auf 18 Punkte, das reicht für Rang 12; der in jedem Fall den Klassenerhalt sichern würde.
Gut möglich also, dass auch im dritten Jahr der Klassenerhalt in der Bezirksliga gelingen wird. Es wäre der erste, der richtig gefeiert werden dürfte. Und irgendwie auch eine Erfolgsgeschichte, auf die Kicker und Club-Verantwortlichen stolz sein könnten.