Bora Kalyon, spielender Co-Trainer beim VfB Waldshut, freut sich trotz aller Widrigkeiten auf das Derby am Samstag gegen den FC Tiengen 08: „Wir haben Respekt, aber keine Angst“
Das Bezirksliga-Interview der Woche: Bora Kalyon vom VfB Waldshut hat besonders die treuen Fans des VfB Waldshut in sein Herz geschlossen
Routinier: Ex-Profi Bora Kalyon (35) ist beim Bezirksligisten VfB Waldshut nicht nur Chef in der Abwehr, sondern auch als Co-Trainer von Danijel Kovacevic engagiert. Seit Sommer 2019 spielt der Türke, der sechs Jahre lang als Profi in der Türkei aktiv war, in der Schmittenau.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Bora, vor dem Derby gegen den FC Tiengen 08 steht der VfB Waldshut auf einem Abstiegsplatz. Was ist da los?
Es läuft viel schief. Wir hätten eigentlich 17 bis 20 Spieler im Kader, aber im Moment große Mühe, elf Leute auf den Platz bringen. Kürzlich musste sogar Vesel Alidemaj, Trainer der „Zweiten“, bei uns aushelfen.
Bora Kalyon (35) wuchs in Koblenz/CH auf und lebt mit seiner Familie in Kleindöttingen. Als Jugendlicher und Aktiver spielte der Türke beim FC Baden/CH. Mehrere Jahre war er als Profi in der Türkei, so bei Kayserispor, Altay Izmir und Adana Demirspor. 2019 wechselte Kalyon als spielender Co-Trainer gemeinsam mit Trainer Danijel Kovacevic vom FC Klingnau/CH über die Grenze zum VfB Waldshut.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Wo sind eure Spieler abgeblieben?
Urlaub, Sperren, Verletzte. Bald zehn Leute plagen sich mit Muskelproblemen. Ich selbst spiele nur dank Tabletten und Zähne zusammenbeißen.
Bora Kalyon trifft im Derby vor der Corona-Pause zum 3:0Video: Tommy Buschle
Entweder – oder?
Nachwirkungen des Lockdowns?
Ich denke schon. Die Vorbereitung nach neun Monaten Pause war viel zu kurz und sofort standen viele Spiele in Pokal und Liga an. Das konnte nicht gut gehen.
Sie sind 35, haben viel erlebt. Wieso tun Sie sich das noch an?
Das fragt mich meine Frau auch immer... Aber ich spüre noch das Feuer, will Mannschaft und Trainer helfen. Vor allem spiele ich noch wegen der VfB-Fans.
Bora Kalyon vor zwei Jahren nach dem 3:1 gegen den FC SchönauVideo: Scheibengruber, Matthias
Was haben die damit zu tun?
Wir wurden super aufgenommen. Die „Alten“, die schon zum VfB gingen, als ich noch nicht geboren war, liegen mir besonders am Herzen. Die kommen zum Spiel und sind beim Training da – das gibt es nirgends.
Bora Kalyon trifft 2019 gegen den FC ZellVideo: Tommy Buschle
Zuletzt habt ihr Derbys klar gewonnen. Wie wird‘s diesmal?
Ich freue mich auf das Spiel. Einfach wird es nicht, selbst wenn alle an Bord wären. Der FC Tiengen 08 ist gut aufgestellt, spielt tollen Fußball. Wir haben davor Respekt, aber sicher keine Angst, weil es derzeit nicht rund läuft.
Spüren Sie als „Externer“ überhaupt das typische Derbygefühl?
Das bleibt doch nicht aus. Das spürst du in diesen Tagen vor dem Spiel und das reißt einen Fußballer immer mit, egal woher er kommt. Derbys sind immer etwas Besonderes und nicht mit den anderen Spielen zu vergleichen.
Bora Kalyon beim Kopfball gegen Bosporus FC FriedlingenVideo: Scheibengruber, Matthias
Ist der Aufstieg schon abgehakt?
Der Aufstieg ist ein langfristiges Ziel, das wir stets vor Augen haben. Aktuell gilt es, von Spiel zu Spiel zu schauen. Uns fehlt das Glück. Beim Gegner gehen die Bälle rein, bei uns nicht. Grundsätzlich wollen wir wieder dahin kommen, so zu spielen, wie wir es können und wollen. Das gelingt uns momentan nur zehn oder 15 Minuten.