Klaus Gallmann zog nach dem 1:2 des FC Erzingen im Spitzenspiel gegen den FC Zell alle Register, um Kritikern nicht zuviel Stoff für Verschwörungstheorien zu liefern: „Nein, wir sind nicht zurück im Krisenmodus. Nein, es lag nicht daran, dass Shaban Limani gefehlt hat, und nein wir waren nicht die schlechtere Mannschaft.“
Die Gründe für die vierte Niederlage im fünften Spiel lagen für den Trainer auf der Hand: „Wir haben unsere zahlreichen Chancen nicht genutzt, ließen vor dem Tor die Konsequenz vermissen. Und dann haben wir uns jene Fehler erlaubt, auf die der FC Zell gewartet und die er zum Sieg genutzt hat. Es war ein glücklicher, aber auch nicht unverdienter Sieg für die Elf von Michael Schwald und Lars Müller.“
So schaffte es der FC Erzingen vor rund 170 Zuschauern in keiner Phase, an die überzeugende Vorstellung vor Wochenfrist beim VfB Waldshut anzuknüpfen. Was letztlich fehlte, war die Bälle die Entschlossenheit vor dem Kasten von Christian Rapp.
Ein Stürmer vom Format eines Shaban Limani ging den Erzingern ab: „Er hat sich in Waldshut zu den Zeh gebrochen, wird wohl auch beim FC Schlüchttal fehlen“, so Gallmann: „Es ist nicht entscheidend, wer gefehlt hat, sondern wer da war.“
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Viel Ballbesitz allein reichte dem FC Erzingen dieses Mal nicht aus, um den Gast aus dem Wiesental in die Bredouille zu bringen. Bälle, die auf dem Waldshuter Kunstrasen noch ankamen und die Basis zum 4:0-Sieg wurden, versprangen vielfach. Das heimische Terrain präsentierte sich zwar optimal gestreut, doch in der Bodenbeschaffenheit ähnlich holprig, wie die Angriffe des FC Erzingen.
Viel besser kam der FC Zell mit dem Rasen zwar auch nicht zurecht, war aber effektiver und hatte in Sommer-Neuzugang Dominik Pfeifer den Unterschiedsspieler. Einen weiten Pass von Jonas Krumm über die Abwehr ließ der 27-Jährige nochmal aufspringen, ehe er ihn humorlos an Loris Bendel vorbei zum 0:1 (9.) ins Netz drosch.
In der Folge kam von den Zellern in der Offensive zwar nicht mehr viel, doch wichtiger war, dass die Defensive stand: „Wir haben hier zuletzt zwei Mal knapp verloren“, machte Trainer Michael Schwald klar, dass er keine dritte Niederlage mit nach Hause nehmen wollte.
Dass das gelungen ist, schrieb der 51-Jährige auch dem Teamgeist zu: „Kevin Weiß spielte trotz eines Todesfalls in der Familie, Ralf Senn stellte sich kurzfristig zur Verfügung, Akeem Gerspacher und Jonas Krumm waren angeschlagen“, zählte er Spieler auf, die halbwegs einsatzfähig waren. Aaron Reiß saß in Zivil auf der Bank.
Sorgen um Fabrice Neto-Loureiro
Und die Personalsorgen werden nicht weniger. Fabrice Neto-Loureiro musste in der 75. Minute nach einem Zusammenprall ausgewechselt werden, klagte über Sehstörungen: „Ich sehe alles doppelt.“ Der herbei gerufene Rettungswagen war dem 27-Jährigen erstmal keine richtige Hilfe: „Wir müssen ihn in die Augenklinik nach Villingen bringen“, zeigte sich Betreuer Dietmar Krumm äußerst besorgt um die Gesundheit des Mittelfeldspielers.
Klaus Gallmann bemängelte die individuellen Fehler, die zu den Toren führten – ohne konkrete Vorwürfe zu formulieren. Vielmehr haderte er mit sich, dass er Valentin Grießer – trotz dessen gutem Auftritt – zu früh ausgewechselt habe: „Fünf Minuten später hat sich Hasan Faslak verletzt und prompt war unsere Defensive geschwächt.“ Zwei Minuten später erzielte Pfeifer das entscheidende 0:2.
Spätestens nach diesem Treffer – sehenswert vorbereitet von Lukas Ruf und Jonas Krumm – schien die Sache für die Zeller gelaufen. Der FC Erzingen rannte vergeblich an, war meist nur bei Standardsituationen gefährlich. Der Anschlusstreffer gelang zwar noch, allerdings erst in der fünften Nachspielminute durch Hannes Linke, der den Ball nach einer Ecke über die Linie stocherte.
Die Erzinger drängten zum schnellen Anspiel, versuchten nochmal alles rauszuhauen, um doch noch den Ausgleich zu schaffen. Dominik Flum scheiterte ein weiteres mal an Christian Rapp. Die nachfolgende Ecke brachte nochmals Getümmel vor dem Torraum – und ein ungestümes Foul von Lukasz Wojtyna an Abwehrspieler Marius Lais. Sekunden später war für Hafes Gerspacher endgültig Feierabend.
Einig waren sich beide Trainer in ihren Feststellungen sowohl darüber, dass der Sieg des FC Zell nicht unverdient war, als auch in der Voraussage, dass das Resultat in keiner Form einen Einfluss auf die Titelfrage haben dürfte: „Dazu ist es zu früh. Der FC Erzingen hat die Qualität, auf Dauer ganz oben mitzumischen“, klang es bei Michael Schwald.
Ähnlich respektvoll äußerte sich Klaus Gallmann: „Es war ein Spiel auf Augenhöhe gegen eine Spitzenmannschaft. Wir haben die Tabellenführung bei den überflüssigen Niederlagen gegen den FC Hochrhein und den SV Jestetten verspielt. Aber wir werden uns aufrappeln und ein hartnäckiger Jäger sein.“
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