Platzwahl beim VfB Waldshut Video: Tommy Buschle

Fußball-Bezirksliga Der VfB Waldshut steht als erster Bezirksliga-Absteiger fest. Ein Jahr nach dem Abstieg aus der Landesliga geht es nun in die Kreisliga A. Die Elf von Trainer Holger Kostenbader, der mangels Torhüter selbst zwischen den Pfosten stand, ging im letzten Heimspiel gegen die SG FC Wehr/Brennet förmlich unter. Das 1:14 beim Abpfiff ist ein Resultat, das in die Fußball-Geschichte des Traditionsvereins eingehen wird. Die Lobeshymnen, die sich die junge Elf noch vor Wochenfrist beim 3:0 gegen den TuS Stetten abgeholt hatte, verhallten angesichts einer desaströsen Vorstellung ab der 60. Minute.

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Erst nach der Gelb-Roten Karte gegen Anton Klingmann brachen beim VfB Waldshut alle Dämme. Binnen neun Minuten schraubte der nun entfesselte Gast den Spielstand von 3:1 auf 8:1. In der Folge gönnte sich die SG FC Wehr/Brennet zwei Verschnaufpausen, denen dann nochmal zwei Tor-Schübe folgten. Erst drei Tore in vier Minuten und dann nochmal drei Tore in den letzten sechs Minuten.

Sechsfacher Torschütze Marco Hanser

Marco Hanser erzielte alleine sechs Tore, setzte sich so mit nunmehr 31 Treffern in der Torjägerliste der Bezirksliga deutlich ab. Nach dem 14. Treffer, den Patrick Keller in der vierten Nachspielminute erzielte hatte, erlöste Jonas Probst die Gastgeber und pfiff das traurige Spektakel ab.

Fußball-Bezirksliga in Zahlen

Auf ein derartiges Debakel hätte zur Pause sicher niemand gewettet. Der VfB Waldshut bot dem Gast durchaus Paroli und glich kurz nach dem Führungstreffer von Marco Hanser frech aus. Es war wunderschön anzusehen, wie Elias Drews und Sali Kamberi mit einem Doppelpass die Abwehr vor dem 1:1 ausspielten.

VfB Waldshut in der Offensive Video: Tommy Buschle

Ein mehr als verdientes Tor, denn die SG FC Wehr/Brennet tat sich extrem schwer, die Nervosität abzulegen. Überhastete Abschlüsse, unnötige Abseitsstellungen und eine hohe Fehlerquote im Spielaufbau machten deutlich, dass – wie schon vor Wochenfrist beim 1:1 gegen den FC Hochrhein – die Nerven flatterten: „Was die Waldshuter hier abliefern, verdient Respekt“, sagte SG-Trainer Urs Keser mit finsterer Miene vor dem Seitenwechsel.

Mühsame erste Hälfte: Philip Lehmann (rechts, gegen Leon Eggert) und die SG FC Wehr/Brennet taten sich 60 Minuten lang schwer beim VfB ...
Mühsame erste Hälfte: Philip Lehmann (rechts, gegen Leon Eggert) und die SG FC Wehr/Brennet taten sich 60 Minuten lang schwer beim VfB Waldshut. Danach erst machten sie aus dem 3:1 ein 14:1. | Bild: Scheibengruber, Matthias

3:1-Pausenführung ist schmeichelhaft

Dass seine Elf mittlerweile mit 3:1 in Führung lag, war tatsächlich schmeichelhaft. Die 2:1-Führung besorgte Marco Hanser vom Elfmeterpunkt. Ben Brenn hatte sich in einen Schuss von Jan Steininger geworfen, bekam den Ball an die Hand. Der Pfiff war so regelkonform, wie unsinnig. Obwohl keinerlei Absicht im Spiel war, den Ball mit der Hand zu berühren, musste Probst diesen Strafstoß geben. Brenn sah es ähnlich differenziert, kassierte deshalb Gelb. Und weil er sich zwei Minuten später ein unnötiges Foul im Mittelfeld an Toni Santoro leistete, durfte er als erster Spieler vorzeitig unter die Dusche. Santoro traf prompt in der Nachspielzeit zum 3:1.

Toni Santoro im Interview Video: Scheibengruber, Matthias

Das Spiel wurde nach der Pause nicht besser. Bei den Gastgebern spielte nun Kamuran Duran für Kapitän Marko Mijatovic, der den VfB Waldshut nach der Saison verlässt. Die SG FC Wehr/Brennet baute zwar mehr Druck auf, doch der entlud sich erst in Toren, als auch Anton Klingmann sich die Gelb-Rote Karte abgeholt hatte. Eine Entscheidung, die Sportchef Vesel Alidemaj – als Ersatzspieler aufgeboten – derart erzürnte, dass ihm Probst mit der dritten Gelb-Roten Karte eine Einwechslung ersparte.

Fast alle 15 Tore in einem Film Video: Scheibengruber, Matthias

In der letzten halben Stunde war jeglicher Widerstand gebrochen. Mario Rombach, Trainer des FC Emmendingen, der den vermeintlichen Relegationsgegner aus dem Wehratal beobachtete sammelte kaum nutzbare Erkenntnisse. Sein Pech war, dass er erst zur zweiten Hälfte in der Schmittenau aufgetaucht war: „Das war gut so“, schmunzelte Urs Keser: „Viel hat er demnach nicht gesehen.“

Kaum Erkenntnisse: Trainer Mario Rombach vom FC Emmendingen kam erst nach der Pause zum Spiel in Waldshut und sah nur ...
Kaum Erkenntnisse: Trainer Mario Rombach vom FC Emmendingen kam erst nach der Pause zum Spiel in Waldshut und sah nur Einbahnstraßenfußball und elf Tore der SG FC Wehr/Brennet. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Pfosten und Latte getroffen

Was er gesehen hat, waren zunächst mal elf Tore. Dann sah er etliche weitere Torchancen, die durch beherzte Paraden von Holger Kostenbader sowie einer Rettungsaktion von Eric Seltenreich auf der Linie zunichte gemacht wurden. Dazu gesellte sich der eine oder andere schlampige Abschluss sowie ein Pfostenschuss von Marco Hanser und ein Lattenkracher von Patrick Keller. Man mag sich nicht vorstellen, welches Resultat durchaus noch möglich gewesen wäre.

SG FC Wehr/Brennet in der Offensive Video: Scheibengruber, Matthias

Die SG FC Wehr/Brennet kann sich nun aufs finale Spiel am Samstag gegen den TuS Stetten vorbereiten. Zwei Punkte Vorsprung und das aufgehübschte Torkonto sind eine solide Basis. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, muss ein Sieg her: „Der ist Pflicht. Zwei Punkte Vorsprung sind gefährlich“, sagte der zweifache Torschütze Toni Santoro: „Der zweite Platz ist noch lange nicht gebucht.“

Kostenbader blickt nach vorn

Beim VfB Waldshut ist Massage angesagt. Trainer Holger Kostenbader klagte schon beim Spielende über Muskelkater. Aber nun gilt es für ihn, das Team für den letzten Bezirksliga-Auftritt am Samstag beim FC Schönau mental aufzurichten: „Uns fehlt aktuell ein komplettes Team. Bis zum ersten Platzverweis hielten wir gut mit. Aber dann mit neun Mann hast du keine Chance“, so der 52-jährige Trainer.

Holger Kostenbader im Interview Video: Scheibengruber, Matthias

„Wir schleppen uns jetzt noch über die Ziellinie und danach beginnt der Neuaufbau mit der jungen Mannschaft in der Kreisliga A“, ist Kostenbader froh, dass die Stützen Patrik Braun und Richard Zielke bereits zugesagt haben: „Zwei, drei Spieler sind noch unschlüssig.“ Von einem Ziel „Wiederaufstieg“ ist Kostenbader allerdings weit entfernt: „Ich bin hierher gekommen, um mit den vielen jungen Spielern etwas aufzubauen. Dafür sind wir dann auch in der richtigen Liga. Um den Aufstieg geht es im ersten Jahr sicher nicht“, versuchte er trotz des Debakels eine gewisse Zuversicht zu verbreiten.

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