Torhüter Cihan Ceylan sieht sich als „die Wand hinter der Abwehr“ des VfB Waldshut
Bezirksliga-Interview der Woche: Der 29-jährige Torhüter aus dem schweizerischen Gebenstorf genießt den deutschen Amateurfußball mit seinen begeisternden Zuschauern
„Wand hinter der Abwehr“: Schlussmann Cihan Ceylan ist beim VfB Waldshut seit vier Jahren die unbestrittene Nummer 1.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Cihan, Sie wurden in vier Jahren als Torhüter beim VfB Waldshut eine Art „polarisierender Publikumsliebling“. Woher kommt dieser Zwiespalt?
Grundsätzlich bin ich ein ganz normaler Fußballer. Aber in den 90 Minuten auf dem Platz werde ich zu einem total anderen Menschen. Da will ich gewinnen, alles für die Mannschaft geben.
Sie bewegen sich dabei manchmal auf einem schmalen Grat...
Ja, ich weiß das. Ich bin einfach ein sehr emotionaler Typ und hasse es zu verlieren oder mich ungerecht behandelt zu fühlen. Ich würde mich da fast etwas mit Oliver Kahn vergleichen.
Cihan Ceylan (29) lebt in Gebenstorf/CH im Kanton Aargau. Geboren wurde der „Schweizer mit türkischem Pass“ in Leuggern, aufgewachsen ist er in Zurzach. Hier begann er mit Fußball, spielte bis zu den D-Junioren als Stürmer beim SC Zurzach. Danach wechselte er ins Tor, spielte als Jugendlicher kurz beim FC Basel und länger beim Aare-Rhy-Team. Aktivstationen waren der FC Klingnau/CH für ein Jahr und bis 2018 der FC Koblenz/CH für sechs Jahre. Im Sommer 2018 wechselte er zum VfB Waldshut.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Wie sehen Sie rückblickend die Rote Karte im August beim SV Herten?
Ach ja, das war damals auch der Situation geschuldet. Wir hatten einen miserablen Start, es lief einfach nicht rund. Den Gegenspieler habe ich etwas geschubst. „Rot“ konnte man geben, war aber nicht nötig.
Heute steht der VfB Waldshut auf dem letzten Nichtabstiegsplatz. Müssen wir uns Sorgen machen?
Ich denke nicht, dass es zum Äußersten kommt. Aber im Fußball weiß man nie. Wir müssen nun am Samstag gegen den Bosporus FC Friedlingen gewinnen und dann ist das Thema durch.
So wie im Hinspiel, als ich das Tor von Stjepan Kovacevic vorbereitet habe? Nein, sicher nicht. Dazu fehlt mir die Kondition. Aber es ist mir immer wichtig, der Mannschaft zu helfen – zur Not als Feldspieler. Aber dann doch lieber als Wand hinter der Abwehr.
Hand aufs Herz: Wer den VfB Waldshut im Mai auf Platz 13 gesehen hätte, wäre für verrückt erklärt worden?
Das ist wohl wahr. Aber wir hatten riesige Probleme, viele Verletzte. Trotzdem hatten wir mit einer Not-Elf am Samstag den FC Erzingen am Rand einer Niederlage. Hut ab vor den Jungs, die uns da ausgeholfen haben.
Sportchef Vesel Alidemaj wird alles dran setzen, dass wir in der nächsten Saison eine starke Mannschaft haben. Selbst jetzt wären wir die spielstärkste Elf der Liga, wären alle fit gewesen.
Ich fühle mich hier sehr wohl, genieße den deutschen Amateurfußball mit seinen teilweise erstaunlichen Zuschauerzahlen. Das ist das Größte, vor solchen Kulissen zu kicken. Ich war der erste Spieler, der für nächste Saison zugesagt hat. Ich denke, dass ich mindestens so lang beim VfB Waldshut bleiben werde, bis wir den Aufstieg geschafft haben.