Fußball-Bezirksliga: – Mit einem seligen Lächeln im Gesicht drückte Heinz Knobloch dem Waldshuter Trainer Danijel Kovacevic die Hand – ohne Worte. Das VfB-Urgestein musste nach dem 3:1-Triumph der Gastgeber über den Lokalrivalen und Tabellenführer FC Tiengen 08 auch nicht viel sagen. Beide Mannschaften hatten vor der stattlichen Kulisse von knapp 700 Zuschauern so ziemlich alles rausgehauen, was ein Derby so bieten kann.
Dass am Ende eines großartigen Spieles, das keinen Verlierer verdient hatte, die Gastgeber lautstark feierten, konnten ihnen nicht mal die Tiengener verdenken. Sie hätten die Punkte ebenso verdient gehabt, scheiterten allein an ihrem Abschlusspech und vielleicht auch an der fehlenden Cleverness. Kovacevic brachte es auf den Punkt: „Die mutigere Mannschaft hat gewonnen – und das waren wir.“
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Einen großen Anteil daran hatte er selbst, denn zur Pause sah es nicht nur wegen des Rückstands nicht nach Heimsieg aus: „Wir haben im ersten Durchgang unsere PS nicht auf den Platz gebracht. Deshalb bin ich in der Kabine mal so richtig laut geworden“, gab er offen zu.
In der Tat hatte der FC Tiengen 08 nach anfänglichen Orientierungsproblemen weit mehr vom Spiel. Hinten erwies sich der junge Daniel Janke als hervorragender Ersatz für den erkrankten Louis Gnädinger. Erst lenkte er einen Schuss (23.) von Luka Bartolovic an den Pfosten und sicherte mit Glanzparaden (34./36.) gegen Nexhdet Gusturanaj die Null.
Die Gäste waren fast noch gefährlicher. Die vermeintliche Führung (16.) pfiff Schiri Ralf Brombacher noch zurück, weil Nori Bächle den Ball mit der Hand mitgenommen hatte. Machtlos war VfB-Schlussmann Cihan Ceylan dann, als er Bruno Golic beim 0:1 (42.) reichlich kopflos entgegen stürmte und vom Tiengener Torjäger böse düpiert wurde.
Dass Ceylan überhaupt noch auf dem Platz war, hatte er vor allem Ralf Brombacher zu verdanken. Der Unparteiische legte fachmännisch Hand an, als sich Ceylan mit blutender Platzwunde auf dem Rasen wälzte. Im Zweikampf hatte ihn Nori Bächle unglücklich an der Schläfe getroffen. Doch dank der guten Versorgung durch Brombacher und Betreuer Daniel Ferrari ging es für Ceylan weiter.
Kurioserweise musste der Schlussmann kurz vor Spielende an gleicher Stelle erneut behandelt werden. Nachdem er einen Schuss von Tammo Heinzler pariert hatte, lenkte Ceylan den Nachschuss von Emanuel Esser mit der lädierten Stirn an den Pfosten, verhinderte so wagemutig den Ausgleich. Erneut war Ralf Brombacher zur Stelle, legte Cihan Ceylan nun einen schützenden „Turban“ an.
Den hatte er auch nötig, denn zu diesem Zeitpunkt gaben die Gäste wirklich alles, um den Waldshuter Doppelschlag auszugleichen. Letztlich aber fehlte die Präzision, die auf der anderen Seite Marjan Jelec und Marko Mijatovic bei ihren Toren eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten.
Jelec schlenzte in der 62. Minute einen Eckball mit unglaublichem Effet direkt ins lange Eck. Daniel Janke, der bei dieser Aktion wohl vom Flutlicht geblendet wurde, griff – umringt von eigenen und gegnerischen Spielern – ins Leere. Drei Minuten später war der Schlussmann der Tiengener A-Junioren erneut überwunden. Marko Mijatovic hatte sich aus gut 25 Metern ein Herz gefasst: „Es war ein Sonntagsschuss, aber mit viel Selbstvertrauen.“
Kurz danach verhinderte Daniel Janke mit einer weiteren Parade die endgültige Entscheidung, als er einen Freistoß von Marjan Jelec ans Lattenkreuz lenkte. In der Folge wehrte sich der FC Tiengen 08 vehement gegen die Niederlage. Allein, die Kugel wollte nicht ins Tor.
Den umjubelten Schlusspunkt für die seit 2016 in Derbys zu Hause unbesiegten Waldshuter, setzte der bis dahin glücklose Nexhdet Gusturanaj in der neunten Nachspielminute. Bünyamin Cakir hatte ihn im Strafraum von den Beinen geholt – Brombacher zeigte sofort auf den Punkt. Gusturanaj lief selbst an, scheiterte aber zunächst am gut reagierenden Janke: „Egal – der Nachschuss war ja drin“, lachte der 33-Jährige.
Den Tiengenern war erstmal das Lachen vergangen: „Ein Punkt wäre nicht unverdient gewesen. Es wäre sogar ein Sieg drin gewesen“, konstatierte Trainer Erkan Kanli lang nach dem Schlusspfiff, nachdem er versucht hatte, seine Jungs wieder aufzurichten: „Sie haben alles raus gehauen – die Chancen waren da.“ Allein Domenik Merdita war untröstlich: „Es tut mir so leid für die Mannschaft“, kommentierte der 22-Jährige seine Riesenchancen – als er kurz nach seiner Einwechslung zwei Mal das verwaiste Tor verfehlte.
Dass der Vorsprung des FC Tiengen 08 durch die Niederlage im Derby auf nur mehr fünf Punkte gegenüber dem Lokalrivalen geschrumpft ist, war für Erkan Kanli nicht mehr als ein Nebeneffekt: „Selbst wenn wir gewonnen und dann elf Punkte vor gehabt hätten, wäre die Meisterschaft noch nicht entschieden gewesen“, verwies er auf noch zwölf Spiele und die Ausgeglichenheit der Liga.
Und doch tat die Niederlage ausgerechnet im Derby ein klein wenig mehr weh, wie Kanli durchblicken ließ: „Ja, wir waren spielerisch zwar die stärkere Mannschaft, aber der VfB Waldshut hat es vielleicht einen Tick schlauer gemacht.“ Für ihn muss deshalb die Derby-Geschichte in dieser Saison noch nicht zu Ende sein: „Ich hoffe, dass wir uns am Ostermontag beim VfR Bad Bellingen behaupten und dann im Finale auf die Waldshuter treffen.“
Trotz des Triumphes und der erfolgreichen Revanche fürs 1:7 aus der Vorrunde, wählte Danijel Kovacevic gerade im Hinblick auf die Tabellenspitze eher bedachte Worte: „Über den Titel mache ich mir keine Gedanken, das ziehen die Tiengener durch. Wir konzentrieren uns auf den zweiten Platz, den es zu sichern gilt.“
Für den Trainer galt es, mit der Mannschaft den Moment zu genießen: „Wir haben uns außergewöhnlich auf dieses Derby vorbereitet. Nach einem gemeinsamen Essen haben wir einen Spaziergang gemacht – das gab es so noch nie.“
Kovacevic hatte gespürt, wie heiß seine Elf – auch ohne den urlaubenden Kapitän Franjo Bicvic – aufs Spiel war, bremste so den kollektiven Blutdruck etwas herunter: „Die Vorgabe wurde umgesetzt, beide Teams haben Werbung für den Fußball gemacht. Jetzt hoffe ich, dass viele Zuschauer wieder zu uns kommen“, blickte Kovacevic nochmals auf die stattliche Kulisse.
Er war sichtlich beeindruckt: „Das habe ich, seit ich hier bin, so noch nie erlebt – es war ein Genuss für uns.“ Und der rundum zufriedene Heinz Knobloch stimmte ihm zu: „So viele Zuschauer in der Schmittenau. Ich kann mich kaum noch dran erinnern, wann es das zuletzt gegeben hat. Es ist auf jeden Fall schon sehr lang her“, kramte der 86-Jährige vergeblich in seinen Erinnerungen.
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