Fußball-Bezirksliga: – Ist es Trend, oder eher eine Notlösung? In die heute beginnende Saison gehen vier der 17 Bezirksligisten mit einem so genannten Trainer-Duo. Bei der SG FC Wehr-Brennet und dem FC RW Weilheim können Spieler, Trainer und Vereine – trotz Corona – bereits auf eine gewisse Erfahrung mit der neuen Lösung blicken. Neu installiert wurden Tandems vor dieser Saison bei Bosporus FC Friedlingen und beim FC Zell.
Für Urs Keser (42) wurde die seit Sommer 2020 praktizierte Arbeitsteilung mit dem vier Monate älteren Sascha Dreher zum Idealfall: „Wir haben uns gefunden, arbeiten aus einem Guss“, blickt er auf einen kongenialen Partner: „Zwischen uns passt kein Blatt Papier.“

Die Initiative für das Gespann sei durchaus von ihm ausgegangen, erzählt Keser: „Mit 27 begann ich in Schwörstadt als Spielertrainer. Irgendwann wurde mir der Aufwand zu groß. Man hat ja auch Familie und eine berufliche Verpflichtung.“ Idealerweise fiel die Kooperation auf dem Trainersessel mit der Zusammenführung der Aktivmannschaften des FC Wehr und der Spvgg. Brennet-Öflingen zusammen.
Basis für eine optimale Zusammenarbeit sei Harmonie: „Das hat von Anfang an geklappt, obwohl Sascha und ich uns jetzt nicht so lange gekannt haben.“ Gegenseitig konnten die beiden Trainer voneinander profitieren, ließen keine Hierarchie entstehen: „Sascha bringt viel Fachwissen mit. Mal hat er die zündende Idee, mal kommt ein Einfall von mir.“
So wuchs die Verbindung von einer Trainingseinheit zur nächsten: „Wir fällen unsere Entscheidungen immer gemeinsam, führen Gespräche mit den Spielern immer zusammen. So weiß jeder, dass es keinen Zweck hat, nur mit mir oder mit ihm über Probleme zu sprechen.“ Durch diesen Schulterschluss sei ihnen auch der Respekt der Mannschaft gewiss: „Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass wir uns ausspielen lassen.“
Vier Vereine vertrauen auf ein Duo
Auf lange Sicht, ist Urs Keser überzeugt, sei ein Tandem die bessere Lösung: „Die ganze Arbeit lastet auf vier Schu8ltern, man wechselte sich sowohl in der Gestaltung als auch in der Durchführung des Trainings ab.“ Eine gute Lösung habe man auch bei der Aufstellung gefunden: „Beide machen eine Aufstellung, wir schauen uns das dann gemeinsam an und finden die richtige Elf. Das hat sich bei uns bewährt.“

Von einem „Modell für die Zukunft“ will Michael Hagmann vom FC RW Weilheim nicht sprechen: „Bei uns passt es, aber dazu braucht es mehr als nur zwei Trainer“, ist der 34-Jährige überzeugt: „Seit 2019 steht er gemeinsam mit Oliver Neff (48) in der Verantwortung. Kennengelernt haben sie sich allerdings schon ein paar Jahre eher, beim FC Erzingen: „Im Sommer 2017 wurde ich Co-Trainer von Oli, war das unter ihm auch beim FC Tiengen 08.“
Dass sie nun gemeinsam das Sagen haben, lag vor allem daran, dass „Oli etwas kürzertreten wollte.“ Da sie sich nicht vorstellen konnten, dass nun Neff als „Co“ unter Hagmann arbeite, sei das Tandem entstanden: „Das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil wir im Lauf der Jahre richtig gute Freunde geworden sind, auch privat viel unternehmen“, betont Hagmann.
Klar abgesteckt ist beim Weilheimer Duo die Außendarstellung: „Vor der Mannschaft bei Sitzungen und Ansprechen rede ich – ebenso mit der Presse.“ Auch intern ist Hagmann für die Spieler und den Vorstand der erste Ansprechpartner: „Da fahren Oli und ich eine klare Linie. Was anliegt, besprechen wir dann umgehend – nahezu täglich.“
Überzeugt ist Hagmann, dass ein Tandem nur Vorteile für einen Verein habe: „Wenn es so läuft wie bei uns, sind die Kosten nicht höher und der Club bekommt den Input von zwei Trainern.“ Es sei ja nicht so, dass beide Trainer das volle Salär erhalten: „Wir teilen uns alles: Geld, Verantwortung und Erfolg.“