Der FC Hochrhein hatte zunächst Mühe mit der ungewohnten Rolle. Schließlich lief die Elf von Trainer Philip Brandl gegen den Bosporus FC Friedlingen – mit vier Siegen in Rücken – als klarer Favorit auf den Platz. Diese Bürde erwies sich vor allem im ersten Abschnitt als zu schwer. Zudem hatte Brandl versucht, den jungen Spielern eine Chance zu eröffnen: „Das haben sie ganz gut gemacht, aber zur Pause musste ich dennoch reagieren“, so der Trainer des FC Hochrhein.
In den ersten 45 Minuten war eher der Gast spielbestimmend. Die Elf aus Friedlingen hatte einmal mehr nur das Nötigste aus dem Kader mitgebracht. Trainer Deniz Aytac musste mit seinen 43 Jahren komplett durchspielen. Neben dem nur zwei Jahre jüngeren Sportchef Riza Bilici, der in der Schlussphase für Aleksandar Obradovic zum Einsatz kam, saß nur Alban Hiseni, der allerdings nicht eingewechselt wurde. Lediglich neun Akteure aus dem Kader, der vor Wochenfrist beim 4:3 gegen den FC Schönau den ersten Saisonsieg eingefahren hatte, war mit ins Bohnenviertel gefahren.
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Bosporus FC Friedlingen versteckte sich in Stetten nicht, nutzte die Fehler der Gastgeber allerdings nicht. Über wenig Arbeit konnte sich indessen Jochen Röger, der zwischen den Pfosten die Stammkräfte Lukas Stelter (verletzt) und Simon Krause (verreist) vertrat, nicht beschweren. Dass die Gäste zur Pause dann führten war nicht unverdient, auch wenn tatkräftig mitgeholfen wurde: „Wir standen viel zu weit weg, als Melvin Sala nach einem Freistoß an den Ball kam“, monierte Philip Brandl.
Der Trainer des FC Hochrhein sah bis zum Seitenwechsel auf dem holprigen Platz in Stetten (“Wir wollen möglichst lang auf Naturrasen spielen“) viel Stückwerk, zudem vermisste er die Leidenschaft. Viele Möglichkeiten, den Gast in Bedrängnis zu bringen, ergaben sich nicht. Bei der einzigen guten Torchance scheiterte Philipp Jedlicka mit einem Kopfball, nach Flanke von Noel Zipfel, am sehr gut reagierenden Zico Struss.
Zum zweiten Durchgang wechselte der FC Hochrhein seine Routiniers ein. Das Bergöschinger Duo, Thomas Wehrle und Andreas Rutschmann, brachte mehr Stabilität, was Brandl aber nicht als Kritik an den jungen Spielern wissen wollte: „Sie brauchen ihre Chancen, werden sie auch weiterhin bekommen. Aber sie müssen eben auch noch viel lernen.“ Immerhin, so betont der seit vier Jahren tätige Trainer, habe er endlich die Kaderbreite, um überhaupt diese Möglichkeit zu haben.
Es sollte aber noch dauern, bis die Hausherren erlöst wurden. In der 71. Minute zirkelte Philipp Jedlicka eine Freistoßflanke vors Tor. Doch dieses Mal fand er nicht in Thomas Wehrle einen dankbaren Abnehmer, sondern in Fabio Kech, der mit seinem ersten Saisontreffer den Ausgleich erzielte.
Neun Minuten später deutete Noel Zipfel sein Potenzial an: „Es war eine Willensleistung, wie er das gemacht hat“, lobte Brandl den 19-Jährigen. Der hatte sich solo durchgespielt, scheiterte mit seinem Schuss zunächst an Struss, setzte aber nach und überwand den BFC-Schlussmann in der 80. Minute zum 2:1.
In dieser Phase sei das Spiel immer ruppiger geworden, so Brandl, der beim Unparteiischen eine klare Linie vermisste: „Mich wundert, dass es keinen Platzverweis gegeben hat. Da waren schon ein paar grenzwertige Aktionen dabei.“ Eine dieser Aktionen bracht einen Freistoß, den Torjäger Thomas Wehrle in der letzten Spielminute mit links aus 22 Metern mit links ins Eck zum 3:1-Endstand verwandelte.
Während sich die Gäste ärgerten, dass sie erneut ohne Punkte geblieben waren, wartete der FC Hochrhein gespannt aufs Resultat aus Waldshut. Hätte dort der FC Erzingen verloren, wäre die Elf von Philip Brandl erstmals seit der Fusion vor zehn Jahren an der Tabellenspitze gestanden. „Das wäre vielleicht zuviel des Guten“, lacht Brandl nach dem fünften Sieg in Folge: „Wir genießen jetzt erst einmal die Situation. Wir wissen schon einzuschätzen, wo wir hingehören.“ Die bisher eingefahrenen 24 Punkte seien nach wie vor ein wichtiges Polster im Kampf gegen den Abstieg.
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