Es gibt Karrieren, die sind vorbei, ehe sie richtig begonnen haben. Und es gibt Kicker, die einfach nicht genug vom Fußball bekommen. Markus Knackmuß ist inzwischen 48 Jahre alt, noch immer fit und mit einer Spielübersicht gesegnet, die teilweise angeboren, teilweise das Produkt jahrelanger Erfahrung ist.
Aber klar, er könnte locker der Papa seiner Allensbacher Mitspieler sein, mit denen er am Samstag die Spitzenpartie bei der SG Liggeringen-Güttingen bestritt. Wie es dazu kam?
Die Personaldecke ist derzeit dünn beim SV Allensbach. Viele verletzte Spieler, Coach Serdar Yalcinkaya leidet zudem selbst an einer Lungenentzündung. Die Allensbacher haben eine junge, talentierte Mannschaft, der es allerdings noch etwas an Erfahrung fehlt. „Ich habe Markus schon einige Male bei AH-Spielen gesehen“, erklärte Yalcinkaya gestern per WhatsApp. Das Spiel selbst durfte er nicht ansehen, der Arzt hat eine Zwangspause verordnet, wenngleich er sich schon wieder auf dem Wege der Besserung befindet. „AH“ steht für „Alte Herren“, wovon die Allensbacher einige haben, die den jungen Wilden noch einiges zeigen könnten. Vor allem eben Knackmuß, der vergangene Spielzeit noch in der Bezirksliga Schwarzwald für den SV Rietheim als Spielertrainer auflief.
Am Donnerstag kam der Anruf des Trainers, lange überlegen musste der 48-Jährige nicht. „Ich habe spontan zugesagt“, erzählte Knackmuß nach der Partie, wenngleich er sich sein Comeback bei seinem Heimatclub nach fast 20 Jahren anders erhofft hatte. Zwar gelang ihm nach einem Abwehrfehler der Platzherren der Anschlusstreffer zum 1:2, dabei blieb es aber auch. ‚Ärgerlich‘, sei das, zumal man noch einen Elfmeter zugesprochen bekam, den der Torwart der Platzherren, Frank Baumgärtner, aber parierte.

Und wie fiel die persönliche Bilanz aus? „Dafür, dass ich mit den Vätern einiger meiner Mitspielern schon gespielt habe, war das ganz in Ordnung“, befand Knackmuß, der sich nach der Partie bei seinen Teamkollegen bedankte. Klar, das sei schon ein anderes Niveau als bei den Alten Herren, „die Sprintduelle muss ich da auch nicht mehr suchen, aber mit Auge und Erfahrung kann ich schon noch einiges gut machen.“

Tatsächlich agierte er souverän in der Defensive und schaltete sich mit zunehmender Spieldauer vermehrt in die Offensive ein. „Für uns ist er mit seiner Erfahrung Gold wert“, weiß Yalcinkaya. „Ich denke, dass wir ihn noch das ein oder andere mal im SVA-Trikot sehen werden.“ Tatsächlich? „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wenn alle fit sind, sollen die Jungen spielen. Wenn nicht, helfe ich gerne aus“, sagte Knackmuß selbst. Die Fußballschuhe an den Nagel hängen? Sollen andere machen! Zumal, wenn man noch so gut kicken kann.