Fußball-Landesliga: Bescheidenheit ist eine Zier. Dieses Sprichwort nimmt sich Karsten Scheu zu Herzen, wenn es gilt, den furiosen Saisonstart des FC Pfaffenweiler einzuordnen. „Wir holen immer noch Punkte gegen den Abstieg“, versichert Scheu, der gemeinsam mit seinem Kumpel Patrick Anders ein Trainerduo bildet. Das klingt in der Tat etwas befremdlich, schließlich hat der Aufsteiger nach fünf Spielen die maximale Punktzahl von 15 Zählern auf dem Konto.
Was für manchen Fußballfreund wie übertriebene Tiefstapelei daherkommt, ist für Scheu aktuell die Richtschnur. „Die Liga ist für uns neu, die Gegner sind neu, das birgt für einen Aufsteiger viele Unwägbarkeiten. Deshalb wollen wir auf dem Boden bleiben. Das sagen wir auch den Jungs.“ Diese Einschätzung ist zumindest nicht ganz verkehrt.
Potenzial macht sich bemerkbar
Das vergangene Spiel gegen die SG Dettingen-Dingelsdorf zeigte eindrücklich, wie schnell ein Spiel kippen kann. Pfaffenweiler tat sich auf eigenem Platz gegen das selbstbewusst auftretende Schlusslicht in der ersten Halbzeit außerordentlich schwer. Erst ein Platzverweis für einen Gästespieler ebnete den Weg zum 2:0-Sieg für den Neuling, der in dieser Partie einiges schuldig blieb. „In diesem Spiel hatten wir das Glück, das ein Aufsteiger braucht, um erfolgreich zu sein“, räumte Scheu ein.
Allein mit Dusel gewinnt eine Mannschaft freilich keine fünf Partien am Stück. Da muss auch Können mit im Spiel sein – wie beim FC Pfaffenweiler. Die Mannschaft hatte bereits bei der souveränen Bezirksliga-Meisterschaft angedeutet, welches Potenzial in ihr steckt. Die Elf, die im Kern zusammengeblieben ist, bringt nun ihre Fähigkeiten eine Klasse höher auf den Platz.
„Natürlich wissen wir um die Qualität der Mannschaft“, sagt Scheu und vermittelt seine Fußball-Philosophie: „Wir wollen auch in der Landesliga mit dem Ball etwas anfangen und nicht nur von hinten nach vorne schlagen. Wir suchen in jeder Situation nach spielerischen Lösungen. Dabei sind Kampf und Willi natürlich Voraussetzung.“
Angeführt vom überragenden Abwehrchef Adrian Scholemann, verfügt Pfaffenweiler über eine sichere Abwehr. Aus dem starken Kollektiv stechen einige Fußballer heraus, die ein Spiel allein entscheiden können, allen voran Jallow Saja. Der pfeilschnelle und dribbelstarke Stürmer erzielte gegen Dettingen-Dingelsdorf seine Saisontreffer Nummer drei und vier – eine starke Quote in fünf Begegnungen.
„Ich möchte in dieser Saison 30 Tore schießen“, grinste Saja nach seinem Doppelpack. Auch wenn die Zahl etwas hoch gegriffen scheint, traut Scheu seinem Angreifer einiges zu. „Jallow hat das Zeug, um am Ende in der Torschützenliste ganz oben zu stehen. Er fühlt sich in Pfaffenweiler pudelwohl und gibt in jedem Training Gas“, sagt der Coach.

Aller Bescheidenheit zum Trotz: Der Aufsteiger geht nach dem hervorragenden Start mit breiter Brust auf den Platz. Scheu: „Wir müssen uns vor keinem Gegner verstecken.“ Auch nicht vor der SpVgg F.A.L., dem aktuellen Landesliga-Spitzenreiter. Das Team aus Frickingen, Altheim und Lippertsreute ist punktgleich mit Pfaffenweiler, hat aber bereits ein Spiel mehr ausgetragen.
Tabellenführung ist greifbar
Bei einem Sieg am Sonntag (15 Uhr) könnten die Schwarzwälder die alleinige Tabellenführung übernehmen. „Das ist ein echtes Spitzenspiel und für uns ein Gradmesser. Danach können wir in etwa die Richtung einschätzen, in die es gehen könnte“, vermutet der Coach.
Eines steht fest: Die Mannschaft wird nicht allein Richtung Bodensee reisen. Die tolle Stimmung ist längst auf die Fans übergeschwappt. Scheu: „Der Reisebus ist bereits restlos ausgebucht. Außerdem werden uns viele Schlachtenbummler mit ihren Privatautos begleiten.“ Sollte Pfaffenweiler dieses Spiel ebenfalls gewinnen, können sich die Verantwortlichen getrost neue, höhere Ziele setzen. Vom Klassenerhalt dürfte dann bald keine Rede mehr sein.