Jawin Schell

Fußball, Bezirksliga: Siege in letzter Minute haben oft zwei Seiten. Während es für die Spieler kaum etwas Schöneres als den Adrenalinstoß nach einem Lucky Punch gibt, hätte der machtlos an der Seitenlinie stehende Trainer – zwecks Schonung der eigenen Nerven – meist gerne auf die Spannung verzichten können. Wie gut für Michael Fink, dass er beim SV Bermatingen gleich beide Posten in Personalunion bekleidet. So konnte der Spielertrainer den 2:1-Sieg über den favorisierten Hattinger SV, bei dem seine Mannschaft einen Rückstand durch Tore in der 87. und 90. Minute drehte, auch eher genießen.

„Ich habe mich unglaublich für die Jungs gefreut“, sagt Fink. „Die Partie hat gezeigt, dass wir belohnt werden, wenn wir Moral zeigen und noch einmal alles in die Waagschale werfen. Wer gesehen hat, wie die Jungs nach der Partie zu Boden gesackt sind, weiß, wie viel wir investiert haben.“ Er ist sich sicher, dass derartige Tugenden in dieser Spielzeit noch wichtig werden können. „Wir werden als Aufsteiger nur wenige Mannschaften 90 Minuten an die Wand spielen können“, bleibt Fink realistisch. „Deshalb müssen wir mit Laufbereitschaft, Teamwork und Willen in die Spiele gehen.“ Gerade die mannschaftliche Geschlossenheit ist Fink dabei äußerst wichtig. „Wir definieren uns extrem über den Teamgeist“, hebt er hervor. „Die meisten unserer Spieler spielen seit eh und je in Bermatingen.“

Nach fünf Partien in der neuen Saison hat man beim Aufsteiger inzwischen das Gefühl, in der Liga angekommen zu sein. „Das Fazit ist trotzdem ein wenig zwiegespalten“, gesteht Fink ein. „Gegen die vorderen Mannschaften haben wir schon herbe Niederlagen kassiert, gegen die anderen Teams können wir mithalten – brauchen am Ende aber auch das nötige Quäntchen Glück.“ Dieses wurde in der Partie gegen Hattingen aber auch erzwungen. „Hattingen war spielerisch sicher stärker als wir und in den ersten 45 Minuten eine Klasse besser“, gibt Fink fair zu, fügt jedoch an: „Wir haben dann in der Halbzeit umgestellt, nach dem Gegentor in der 57. Minute offensiv gewechselt und waren in den Schlussminuten dann auch dauerhaft am Drücker.“ Dementsprechend stuft der Trainer die drei Punkte auch als verdient ein. „Ich habe aufgrund der starken zweiten Hälfte auch spät noch an den Sieg geglaubt“, versichert er. „Natürlich hätten wir auch das 0:2 kassieren können und dann wäre die Sache durch gewesen, aber wir haben uns in der Schlusssekunde für den Aufwand belohnt.“ Analog zur Partie vom vergangenen Wochenende, hofft Fink auch auf der Ziellinie der Saison das bessere Ende für sich und seine Mannschaft zu haben, ahnt aber, dass dies nicht allzu leicht werden dürfte: „Ich glaube, dass man in dieser Spielzeit wieder 40 Punkte holen muss, um in der Liga zu bleiben – und das ist bei 30 Spielen ein ambitioniertes Programm.“