jawin schell

Fußball, Bezirksliga: Dass ein Tabellenführer beim Drittletzten der Liga verliert, kommt nicht alle Tage vor. Muss er dabei eine 0:7-Klatsche hinnehmen, handelt es sich um eine echte Rarität. Kassiert er aber auch noch drei Platzverweise gegen sich, kommt der Trainer in Erklärungsnöte.

„Das ist wirklich ein schwarzer Tag gewesen“, muss Önder Demirekin, Coach des Türkischen SV Konstanz, nach der peinlichen Pleite gegen den SC Gottmadingen-Bietingen eingestehen. Jeder im Team habe in dieser Partie sein eigenes Süppchen gekocht. „Es spielt keine Rolle, dass wir eine super Mannschaft haben, wenn sie nicht funktioniert“, poltert Demirekin. „Jeder will dem anderen erzählen, wie er Fußball zu spielen hat – da ist es halt schwierig, wenn sich jeder in den Mittelpunkt stellen will.“ Er ist von dem Auftritt seiner Elf schockiert. „Ich kann mich nicht erinnern, wann wir jemals sieben Gegentore kassiert hätten. Das hat mir wirklich das Herz gebrochen – das ist nicht die Mentalität des Türkischen SV Konstanz“, sagt er. Die frühe rote Karte für Sliepcevic, die seine Elf schon in der 14. Minute völlig aus dem Konzept brachte, will er nicht als alleinige Ausrede gelten lassen: „Das darf nicht der Grund sei. Früher haben wir solche Begegnungen sogar noch zu neunt gewonnen.“ Trotzdem gelte es jetzt die Partie abzuhaken und eventuelle Missstände in der Trainingswoche aufzuarbeiten. „Die Jungs sind meine Jungs und wir sind alle ganz ehrlich zueinander“, betont Demirekin. „Wenn es ein Problem gibt, bin ich zuversichtlich, dass wir es lösen können. Dabei darf es aber nicht um mich und auch nicht um die einzelnen Spieler gehen – es zählt nur der Verein.“

Für sein Gegenüber Oscar Catediano ist der unerwartete Kantersieg vor allem ein Signal an die eigene Elf. „Natürlich war das Ergebnis für uns eine Riesenüberraschung“, stellt er klar. „Aber unsere sehr junge Mannschaft hat sich für eine richtig gute Leistung belohnt – da kann schon einmal ein Ruck durch das Team gehen.“ Vor allem die Genauigkeit, mit der seine Mannschaft die taktischen Vorgaben umsetzte, erfüllt ihn mit Stolz. „Unsere Doppel-Sechs stand sehr gut und auch die restliche Defensive war hervorragend. Der Gegner kam einfach nicht durch“, frohlockt er. In der starken Defensivarbeit und eiskalten Chancenverwertung sieht Catediano auch den Grund für die wachsende Frustration und Kartenflut beim TSV: „Sie haben sich aus dem Konzept bringen lassen und sich nicht mehr wirklich auf das Spiel konzentriert. Sie haben wirklich starke Spieler, aber durch diese Aktionen stehen sie sich leider manchmal selber im Weg.“ Seiner eigenen Elf hatte er vor dem Anpfiff hingegen absolute Disziplin verordnet. „Mein erster Satz in der Ansprache war, dass ich heute absolut nichts hören möchte“, verrät Catediano. „Meine Vorgabe war, dass wir – egal wie das Spiel läuft – ordentlich auftreten. Ich bin sehr dankbar, wie gut meine junge Mannschaft das in dieser hitzigen Partie gemeistert hat.“