1 „Ein allzu kurzes Leben“: Als sich der Suizid Robert Enkes vor einigen Monaten zum zehnten Mal jährte, ging es in den entsprechenden Artikeln auch um einen Aspekt, der im November 2009 die Fußballnation bewegt hat: Der Torwart war ja nicht zuletzt ein Opfer des ungeheuren Drucks im Leistungssport. Ronald Reng hat in seiner Enke-Biografie „Ein allzu kurzes Leben“ (Piper-Verlag) beschrieben, was dieser Druck mit einem Menschen anstellen kann. Der Journalist gehört hierzulande ohnehin zu den besten Sportbuchautoren, aber er war auch ein guter Freund von Enke, weshalb die Biografie nicht nur eins der besten, sondern auch eins der traurigsten Sportbücher überhaupt ist.

2 „Trautmanns Weg“: Nicht minder lesenswert, aber völlig anders konzipiert ist „Trautmanns Weg“ von Catrine Clay (Verlag Die Werkstatt). Die Engländerin erzählt die Geschichte des deutschen Torhüters Bert Trautmann, der bei den Fans von Manchester City bis heute als Legende gilt; und das keineswegs nur, weil er 1956 trotz gebrochenen Genicks maßgeblichen Anteil am Gewinn des FA-Cups hatte. Clay erzählt Trautmanns Geschichte als Verbeugung vor einem Mann, der großen Anteil an der Versöhnung zwischen Deutschen und Briten nach dem Zweiten Weltkrieg hatte.

3 „Football Leaks“: Ein Held ganz anderer Art ist Rui Pinto, der in ganz Europa als Whistleblower gefeiert wird, nur nicht in seiner Heimat; dort steht er vor Gericht. Auf seiner Enthüllungsplattform Football Leaks hat der Portugiese eine Vielzahl von Dokumenten veröffentlicht, die belegen, wie es im Spitzenfußball hinter der Glitzerfassade wirklich zugeht. „Spiegel“-Redakteur Rafael Buschmann hat die schmutzigen Geschäfte gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Wulzinger in zwei „Football Leaks“-Bänden (dva) dokumentiert.

4 „Die Fußball-Matrix“: Ein ähnlicher Effekt stellt sich bei „Die Fußball-Matrix“ und dem Nachfolgeband „Matchplan“ (Kiepenheuer & Witsch) von Christoph Biermann ein, allerdings im positiven Sinn: weil es dem Sportjournalisten gelungen ist, den modernen Fußball zu entschlüsseln, ohne den Sport zu entzaubern. Dank seiner Recherchen liefert er Einblicke in die Bemühungen der Trainer, den Erfolg mit Hilfe der Digitalisierung berechenbar zu machen. Gleichzeitig verdeutlicht er, warum der Fußball trotzdem so faszinierend bleibt: weil sich der Zufall nicht berechnen lässt.

5 „Bayern-Chronik“: Die Kombination „Fußball“ und „Erfolg“ führt automatisch zum FC Bayern, meistgeliebt und meistgehasst. Selbst gegnerische Fans haben jedoch neidvoll anerkannt, dass der Club auch mit der „Bayern-Chronik“ (Verlag Die Werkstatt) neue Maßstäbe gesetzt hat, und das nicht allein, weil die beiden Bücher zusammen über sechs Kilo wiegen: Was hier nicht drin steht, ist nicht passiert. Natürlich ist dieses Opus magnum auch entsprechend teuer, aber vielen Anhängern des Vereins ist es jeden Cent wert, denn für 66 Euro gibt es nicht nur Masse, sondern auch Klasse: Die Texte sind anspruchsvoll, weshalb die Lektüre vor allem Bayern-Fans doppelte Freude bereitet.
