Klaus-Eckhard Jost

Frau Forster, bei den Para-Weltmeisterschaften in Lillehammer vor Kurzem waren Sie mit vier Goldmedaillen sehr erfolgreich. Sie reisen sicher in einem Stimmungshoch zu den Paralympics nach Peking?

In Peking werden die Karten noch einmal komplett neu gemischt werden, denn bei der WM in Lillehammer haben vier starke Athletinnen gefehlt. Vor allem die Japanerin Momoka Muraoka konnte da nicht starten, weil sie sich in Quarantäne befunden hat. Drei Chinesinnen habe ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Die waren damals schon nicht schlecht dabei. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass es interessant und spannend wird.

Sie sehen sich also nicht in der Favoritenrolle?

Nein, ich denke aber, dass ich gut mitmischen kann.

Das könnte Sie auch interessieren

Sie sind sowohl in der Abfahrt als auch im Slalom Weltmeisterin geworden. Was ist Ihre Lieblingsdisziplin?

Ich fühle mich in den technischen Disziplinen wohler. Gerade der Slalom ist mein Steckenpferd. Da habe ich in den vergangenen Jahren viele Erfolge feiern können. Da habe ich das Gefühl, am meisten reißen zu können.

Vor den Paralympics finden die Olympischen Spiele statt. Wie intensiv werden Sie diese verfolgen? Nicht nur wegen der sportlichen Wettkämpfe, sondern auch wegen der politischen Umstände.

Ich werde versuchen, einiges anzuschauen. Es wird spannend für uns sein, denn wir waren selbst noch nicht vor Ort. Deshalb können wir uns schon mal die Pisten anschauen.

Anna-Lena Forster freut sich 2018 in Pyeongchang über Gold im Slalom.
Anna-Lena Forster freut sich 2018 in Pyeongchang über Gold im Slalom. | Bild: Ralf Kuckuck via www.imago-images.de

Mit welchen Gefühlen werden Sie nach Peking reisen?

Durchaus mit gemischten Gefühlen. Zum einen wissen wir nicht, was uns da von den örtlichen Bedingungen erwartet. Dann wissen wir nichts über die ganzen Corona-Regularien, die unseren normalen Wettkampfablauf beeinflussen werden. Von den Sportlern, die in den vergangenen Monaten schon einmal in Peking waren, hat man nicht nur Positives gehört. Deshalb ist die Euphorie bei mir nicht so groß wie vor anderen Spielen.

Bei Skifahrern spielt das Material eine sehr wichtige Rolle. Wie sieht das bei Ihnen als Parasportlerin aus?

Bei uns kommen noch ein paar andere Komponenten dazu. Zu meinem Ski gehört auch die Sitzschale, die extra für mich angefertigt sein muss. Die muss passen wie ein Skischuh. Das Dämpfungssystem mit dem Mountainbike-Dämpfer muss optimal funktionieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Haben Sie auch schon andere Sportarten ausprobiert?

Ich habe im Kindes- und Jugendalter verschiedene Sportarten gemacht. Ich war bei den Leichtathleten, bin geschwommen. Mir macht Sport insgesamt Spaß, aber nicht so, dass ich eine andere Sportart auf diesem Niveau hätte ausüben wollen.

Im Sommer trainieren Sie mit dem Handbike. Liegt nicht ein Start in dieser Disziplin bei den Sommer-Paralympics nahe?

Das steht bei mir nicht zur Debatte. Wir sind zwar fit, aber um in einer Ausdauersportart wie mit dem Handbike vorne mitmischen zu können, müsste ich noch eine Schippe drauflegen. Ganz ehrlich wäre mir das auch zu viel, zwei Disziplinen im Sommer und im Winter auf diesem Niveau ausüben zu wollen. Ich hätte das Gefühl, die eine oder die andere zu vernachlässigen.

Das könnte Sie auch interessieren

Zumal Sie noch studieren. Wie bekommen Sie Sport und Studium geregelt?

Ich habe im Sommer meinen Bachelor in Psychologie gemacht. Ich fand das Studium neben dem Sport ganz schön knackig und belastend und habe es lange gezogen, auch weil ich ein Typ bin, der nicht so leicht lernt. Und man muss viel koordinieren und in ständigem Kontakt mit den Professoren und Dozenten stehen.

Und nach den Paralympics steigen Sie ins Berufsleben ein?

Ich bin quasi Profisportlerin, weil ich beim Zoll angestellt bin. Aber ich habe schon noch vor, den Master in Psychologie zu machen.

Bleibt da noch Zeit für Hobbys?

Wir sind im Sommer drei Monate nicht auf Ski, da kann man was mit Freunden machen oder andere Sportarten ausprobieren. Oder andere Dinge machen, was einem Spaß macht: Reisen zum Beispiel.

Was sind Ihre Lieblings-Reiseziele?

Ich gehe gerne nach Italien, möchte aber auch neue Länder kennenlernen. Zum Beispiel Norwegen im Sommer oder weiter weg, nach Australien oder Neuseeland. Mal schauen, wann die Pandemie das wieder zulässt.