Frau Wohlbold, der unvermeidliche Gesprächseinstieg in diesen Tagen: Wie geht es Ihnen?

Wir sind glücklicherweise alle noch gesund und versuchen alles daran zu setzen, dass das auch so bleibt. Wir halten uns von allen so gut wie möglich fern und kaufen möglichst nur einmal in der Woche ein. Meine kleine Tochter Malia vermisst die Krippe und die anderen Kinder – und für mich ist es gerade ein schmaler Grat: Ich muss den Haushalt schmeißen, gesund kochen und dem Kind gerecht werden, es fördern und fordern.

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Kommt Ihnen da nicht Ihr Job als Grundschullehrerin entgegen?

Nicht wirklich. Sie ist erst eineinhalb, und ich bin ja keine Erzieherin. Wäre Malia schulpflichtig, dann wäre es was anderes.

Wie sieht das tägliche Beschäftigungsprogramm denn aus?

Malia hat es unheimlich gerne, wenn man ihr was vorliest – und sie geht gerne raus. Wir haben uns in Marbach, einem kleinen Ortsteil von Erfurt niedergelassen, mit der Natur direkt vor der Tür. Wenn wir das Haus verlassen, sehen wir verschiedene Tiere, können rennen, laufen, Bobbycar fahren.

Kerstin Wohlbold im Trikot ihres früheren Vereins Thüringer HC.
Kerstin Wohlbold im Trikot ihres früheren Vereins Thüringer HC. | Bild: dpa

Klingt idyllisch. Wie Ihre Heimat Kluftern. Sind Sie noch ab und an am Bodensee?

In den Ferien bin ich oft bei meinen Eltern, das brauche ich auch. Ich muss immer wieder in die Heimat zurück. Zuletzt war ich an Fasnet für zwei Wochen in Kluftern, da hat mein Vater auch seinen 70. Geburtstag gefeiert. Wir sind eine Familie, die eng beieinander ist. Meine Schwester ist seit zwei Jahren auch wieder am See, die ganzen Tanten, Onkels, Cousin und Freunde von früher sind mir schon sehr wichtig. Dass ich sie nicht besuchen kann, fällt mir gerade besonders schwer.

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Was glauben Sie: Wie lange wird es dauern, bis man seine Liebsten wieder sehen darf?

Schwer zu sagen. Wenn die Kurve der Neuinfektionen sich senkt, heißt das ja noch nicht, dass sich niemand mehr ansteckt. Es müssten ja alle geheilt sein, bis wir wieder auf Normalbetrieb umschalten können. Und eine wichtige Frage ist: Wie lebt man danach weiter?

Kerstin Wohlbold (am Ball) bei der WM-Qualifikation 2015 gegen Russland.
Kerstin Wohlbold (am Ball) bei der WM-Qualifikation 2015 gegen Russland. | Bild: dpa

Was vermissen Sie neben Ihrer Familie am meisten? Den Sport? Verfolgen Sie Ihren früheren Verein Thüringer HC, dessen Ehrenspielführerin Sie seit Ihrem Karriereende sind, überhaupt noch?

Natürlich! Wenn ich da war, bin ich zu jedem Heimspiel gegangen. Die Heimspiele wurden zuletzt ja in Erfurt ausgetragen, weil die Halle in Langensalza umgebaut wird. Das war ideal für uns, weil das nur einen Katzensprung von unserem Haus entfernt ist. Wir konnten mit dem Rad hinfahren.

Noch mehr vermisse ich aber, dass ich meine Freunde nicht besuchen kann. Die sozialen Kontakte fehlen mir extrem. Ich habe ein paar gute Freundinnen, mit denen ich mich oft treffe. Ich bin auch gerne mal bei meiner Nachbarin auf einen Espresso. Das ist sogar in Babyfon-Reichweite. (lacht) Ich darf aber nicht jammern. Mein Mann ist im Homeoffice, ich habe viel Ablenkung durch den Trubel mit Malia. Wir sind gesegnet, in dem, was wir machen können.

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Was wünschen Sie sich für die kommende Zeit?

Schwer zu sagen. Da bin ich recht realistisch. Ich wünsche mir, dass alle sich an die Vorgaben halten, sodass wir möglichst schnell wieder in das normale Leben zurückkehren können. Das Hauptproblem ist aber, dass viele Leute es nicht verstanden haben. Sie sagen: Mir passiert ja nichts, oder aus Egoismus: Dann bekomme ich es halt. Man kann aber auch andere anstecken, ohne Symptome zu haben und ohne es selbst zu merken.

Persönlich ist mir wichtig, dass es meiner Familie gut geht und dass es nicht eine zweite Welle im September oder Oktober gibt. Ich bin wieder schwanger und erwarte da mein zweites Kind. In manchen Ländern zählen Schwangere zu den Risikogruppen, weil man noch viel zu wenig weiß über das Virus.