Auch wenn Benedikt Hoffmann erst über Umwege zum „Ultra Sierra Nevada“ gekommen war, zeigte er in seinem ersten Rennen in diesem Jahr seine Klasse und siegte mit fünf Minuten Vorsprung. Die ursprüngliche Planung der Saison war bereits früh wegen Corona wieder über den Haufen geschmissen worden. Da war es eine glückliche Fügung, dass Benedikt Hoffmann seit diesem Jahr einen neuen Ausstatter-Sponsor hat, der dem 36-Jährigen die Laufveranstaltung in Südspanien ans Herz gelegt hatte.
„Auch in Spanien gab es bislang kaum Laufveranstaltungen“, berichtet Benedikt Hoffmann. „Doch die Organisatoren waren voller Tatendrang und konnten mit einem guten Hygienekonzept überzeugen.“ Deshalb bereitete sich der Wahlwieser fokussiert auf den Marathon im Rahmen des „Ultra Sierra Nevada“ vor. Es war allerdings kein gewöhnlicher Marathon, denn lediglich die 42,195 Kilometer auf dem Papier waren normal. Was noch hinzu kam, waren 2700 Höhemeter nach oben und 1400 Höhenmeter abwärts – also mehr als 4000 Höhenmeter insgesamt.
Auf Sierra Nevada fokussiert
„Ich habe im Wintertraining hohe Umfänge bis zu 200 Kilometer pro Woche absolviert“, berichtet der 36-Jährige. „Außerdem habe ich mich sechs Wochen lang komplett auf mein Rennen in der Sierra Nevada fokussiert.“ Hier waren vor allem die Hegauberge ein perfektes Trainingsterrain, um jede Woche bis zu 2000 Höhenmeter zu erklimmen. Also ging Benedikt Hoffmann voller Zuversicht und mit dem Ziel, aufs Podest zu laufen, an die Startlinie.
Zügiges Tempo
„Kurz nach dem Start setzte ich mich mit dem Spanier Ricardo Cherta Ballester und einem Franzosen ab“, erzählt er nach dem Rennen. „Ich wollte anfangs erst einmal mitlaufen, weil ich die Konkurrenz ganz schwer einschätzen konnte.“ Das Tempo sei zwar „zügig“ gewesen, doch der Wahlwieser biss sich in der Dreiergruppe fest. Nach den ersten 800 Höhenmetern bergauf ging es auch direkt 800 Höhenmeter über viele technische Passagen steil bergab. „Im zweiten Anstieg begann dann das Kräftemessen“, berichtet er. „Jeder setzte sich mal ein paar Meter nach vorne ab.“
Bei Kilometer 17 musste der Franzose abreißen lassen, doch der Spanier konnte den deutschen Spitzenläufer vom Bodensee nicht abschütteln. Selbst als Ricardo Cherta Ballester in einer steilen Bergab-Passage Benedikt Hoffmann einige Meter abnehmen konnte, kämpfte sich der Deutsche auf dem flacheren Teil wieder heran. Beim nächsten Anstieg setzte der Spanier erneut einen Zwischensprint an und war schon 40 Sekunden vorne.
Streckenrekord pulverisiert
„Ich ließ mich nicht beunruhigen und lief ab da mein Rennen“, erinnert sich der 36-Jährige. „Mir war klar, dass eine Attacke bei Kilometer 25 einfach viel zu früh ist.“ Und so war es auch. Benedikt Hoffmann verlor Ricardo Cherta Ballester an den steilen Anstiegen nie aus den Augen. Meter für Meter arbeitete er sich wieder heran. Fünf Kilometer vor dem Ziel erhöhte dann der Deutsche den Druck und schaffte es, einen deutlichen Vorsprung herauszulaufen. Selbst als es kurz vor dem Ziel noch einen steilen Skihang durch den Schnee bergauf und schließlich über die Skipiste wieder bergab ins Ziel ging, hielt der Vorsprung, der schließlich 4:40 Minuten betrug. Am Ende pulverisierte Benedikt Hoffmann mit 3:23:17 Stunden den alten Streckenrekord um mehr als 29 Minuten.