Herr Lützelberger, haben Sie das Spiel schon verarbeitet, wie knapp es zwischendurch und wie resilient Ihr Team in entscheidenden Situationen war?
Viele Spieler haben 2022 das Aufstiegsspiel gegen Wilhelmshaven miterlebt, als wir gescheitert schienen und dann doch noch zurückgekommen sind. Das 30:34 haben wir damals als knappen Sieg abgespeichert. Jetzt haben wir uns gegen Krefeld mit zwei Toren Unterschied durchgesetzt und gegen Hildesheim mit einem oder auch eineinhalb, da uns ja ein Sieg mit drei Toren Differenz auch gereicht hätte.
Das klingt knapp, aber es gibt auch eine andere Sichtweise: Wir waren in allen Spielen etwa 80 Prozent der Zeit vorne gelegen. Die Erfahrung, wie Spielverläufe sich ergeben können, der Umgang damit, das hat unsere Resilienz ausgemacht.
Nach 50 Minuten war Hildesheim auf zwei Tore herangekommen und damit in der 2. Bundesliga.
Das war ein kritischer Moment, absolut. Aber da haben wir die Auszeit genommen, uns sortiert und sind auch gleich wieder in Führung gegangen. Danach sind wir nicht mehr in Bedrängnis gekommen, die letzte Auszeit musste ich gar nicht mehr nehmen. Ja, Resilienz ist ein gutes Wort. Wir sind gewachsen, ruhig geblieben gegen eine unangenehme Abwehr. Es hat sich gut angefühlt.
Es war eine klasse Mannschaftsleistung. Aber Fynn Beckmann mit seinen elf Toren darf man schon hervorheben?
Was Fynn geleistet hat, er wirft 20 Tore in den letzten beiden Spielen seiner Karriere, das ist eine absolute Willensleistung, herausragend. Vor allem noch, wenn man um den Kontext weiß, den die meisten auf der Tribüne nicht kannten. Fynn war bei beiden Spielen krank, hatte mit Trainingseinheiten aussetzen müssen.
Am Donnerstag musste er mit einer eitrigen Seitenstrang-Angina zum Arzt, er war gerade so wieder hergestellt. Im Spiel hat ihm die offensive gegnerische Deckung natürlich gelegen. Da sind Räume da, er ist ein Spieler mit schnellem Antritt, das hat Hildesheim in beiden Spielen nie gelöst bekommen. Es freut mich brutal für Fynn.
Aufstieg, Riesenstimmung, Stolz. Und so was geben Sie auf?
Dieser Verein ist wirklich etwas Besonderes. Aber jetzt steht meine Familie im Vordergrund. Ich werde versuchen, da schnell viel aufzuholen, erstmal im Sommer mit einem längeren Urlaub mit meiner Frau Karen und meinen Söhnen Joscha und Leon.