2. Handball-Bundesliga: TV Großwallstadt –HSG Konstanz (Montag, 17 Uhr). – Der Profisport ist ein schnelllebiges Geschäft. In einem Moment noch vor dem Abgrund, kann wenige Monate später schon der Griff nach den Sternen in Reichweite sein. Die Vergangenheit schnell verblasst, die aktuelle Situation: Tabellenspitze samt riesengroßer Euphorie im Umfeld. So wie beim Traditionsclub TV Großwallstadt.
Als die HSG Konstanz in der vergangenen Spielzeit einen Tag vor dem ersten Spiel der Aufstiegsrunde zur 2. Handball-Bundesliga in Hanau in Aschaffenburg Quartier bezogen hatte, wurde sie vom TVG zum Besuch des Zweitliga-Spiels gegen den TuS Ferndorf eingeladen. Als Teil der 850 Zuschauer sahen die Konstanzer ein verrücktes Spiel. Ferndorf sah lange Zeit im Abstiegsduell wie der sichere Sieger aus, bis der TVG in der Schlussphase einen Punkt rettete. Es war letztlich der entscheidende Treffer. Am Saisonende hatten Großwallstadt und Ferndorf beide 30 Punkte gesammelt. Die um einige Treffer bessere Tordifferenz rettete den TVG, Ferndorf musste den bitteren Gang in Liga drei antreten.
Großwallstadt grüßt von der Spitze
Wenige Monate später grüßt Großwallstadt mit neuer Begeisterung in der Region von Rang drei. Bezwang den letztjährigen Tabellendritten Eisenach, gewann in Nordhorn, gegen Erstliga-Absteiger Lübbecke und war zuletzt beim zweiten Bundesliga-Absteiger Balingen ganz nahe dran am Punktgewinn (27:28).
Trotz gewichtiger Abgänge hat der neue Trainer mit großem Namen aus guten Neuzugängen und dem bestehenden Kern schnell eine Top-Mannschaft geformt. Der kroatische Rekord-Nationalspieler Igor Vori, Weltmeister, Olympiasieger und Champions-League-Gewinner, hatte im Sommer übernommen. Jörg Lützelberger, verantwortlich für die HSG Konstanz, hatte nach dem Besuch in Großwallstadt, für den er selbst in der Bundesliga gespielt hatte, mit einem verschmitzten Lächeln beim Verlassen der Halle die –rhetorische – Frage gestellt, ob man überhaupt in diese verrückte Liga möchte – und gab die Antwort direkt selbst. „Auf jeden Fall wollen wir hier hin.“
Die Herausforderung, am unglaublich hohen Niveau selbst wachsen zu können reizte ihn – und seine Spieler, die alles dafür gaben, den Traum von der 2. Bundesliga zu erfüllen. Einige Monate später ist die HSG am Ziel ihrer Träume, muss aber in der stärksten zweiten Liga der Welt erst noch richtig ankommen. Ein schnelllebiges Geschäft.
Emotionale Rückkehr für Erifopoulos
In Großwallstadt sind nun jedenfalls die Rollen ganz klar verteilt. Der TVG befindet sich bereits in Topform, die Konstanzer sind dabei, sich Woche für Woche zu verbessern. „Wenn wir irgendeine Art von Druck hatten, und den hatten wir meiner Meinung nach nicht“, sprach Gregor Thomann nach der bitteren Niederlage gegen Hagen Klartext, „dann ist das letzte bisschen Druck jetzt auch weg.
Wir sind eine ganz junge Truppe mit vielen jungen Spielern, deren Traum es ist, in der 2. Bundesliga zu spielen.“ Ein Traum geht somit ganz besonders für Christos Erifopoulos in Erfüllung. Der Spielmacher wuchs 500 Meter entfernt von der Halle auf und brennt bereits auf die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. „Auf dieses Spiel habe ich mich schon direkt gefreut, als ich den Spielplan gesehen habe“, strahlte der Deutsch-Grieche und gab die Marschrote gleich mit vor: „Wir trainieren jetzt eine Woche geil, bereiten uns geil auf die 5:1-Deckung von Igor Vori vor. Wir müssen uns das Selbstvertrauen im Training irgendwie wiederholen.“