Ein rechteckiges Spielfeld, meist von grünem Rasen bedeckt, zwischen 45 und 90 Meter breit, mit einer Länge von 90 bis 120 Meter: Auf dem Fußballfeld ist Marius Henkel zuhause – vor allem dort, wo es darum geht, das Runde mit dem Fuß, dem Kopf oder sonst irgendwie regelkonform ins Eckige zu befördern. 1995 hat er diese Welt für sich entdeckt, als kleiner Steppke bei den Bambini des VfR Stockach. Und dem Club vom Osterholz ist der heute 31-Jährige auch treu geblieben – bis auf ein kleines Intermezzo als junger Aktiver beim FC Singen 04 und einen Wechsel in der Saison 2015/16 zum FC 08 Villingen. „Der VfR ist meine Heimat. Hier geht es familiär zu. Jeder fühlt sich bei uns wohl, auch wenn er neu dazu kommt“, sagt Henkel über den Traditionsverein, in dessen Diensten er meist erfolgreich auf Torejagd gegangen ist. Dreimal sogar mit Auszeichnung für die meisten erzielten Treffer in einer Saison.

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„Ich lebe von der Physis“, sagt Henkel über seine große Stärke als Fußballer. Kraft, körperliche Fitness und große Ausdauer – alles Eigenschaften, die dem Torjäger aber auch in seiner anderen Welt zugute kommen. In einer Welt, die mit sechs auf sechs Meter weitaus kleiner ist als ein Fußballfeld: Im Boxring ist Marius Henkel gänzlich auf sich allein gestellt, ohne Unterstützung durch Teamkollegen, die ihm hilfsbereit zur Seite stehen.

„Ein Patzer – und es klöpft!“
Marius Henkel, Fußballer, über Fehler beim Kampfsport
Bild 1: Marius Henkel will Treffer landen – auf dem Fußballplatz und im Boxring
Bild: Waibel, Markus

Vielleicht der Hauptgrund, wieso dem Kampfsport neben dem Fußball seine große Liebe gilt. „Wenn ich beim Kicken vorne einen Fehler mache, bügeln den meine Mitspieler vielleicht aus“, meint der kämpfende Fußballer, „oder auch ich selbst beim nächsten Angriff.“ Im Ring habe dies dagegen meist fatale Folgen: „Ein Patzer – und es klöpft“, sagt Henkel trocken.

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Marius Henkel in Aktion (Zeitlupe) Video: Waibel, Markus

Wie es sich anfühlt, wenn es „klöpft“, weiß er nur zu gut. Neben vielen Sparringskämpfen hat Henkel auch schon einen offiziellen Fight vor Publikum hinter sich – bei der Hausgala des Muay Thai Gym Mendez in Überlingen 2020 in der Disziplin K1 oriental rules. Ein Kampfstil, der dem Muay Thai ähnelt – allerdings ohne Einsatz der Ellenbogen. Unentschieden hieß es damals nach dreimal zwei Minuten.

Marius Henkel (rechts) im Ring bei der Hausgala des Muay Thai Gym Mendez in Überlingen.
Marius Henkel (rechts) im Ring bei der Hausgala des Muay Thai Gym Mendez in Überlingen. | Bild: Mendez

360 Sekunden – für den fitten Fighter, der im Stockacher Trikot über 90 Minuten oder auch mal ein bisschen länger unermüdlich ackert, eigentlich kein Problem, oder? „Ich habe acht Wochen auf diesen Kampf trainiert. Und nach gerade mal 30 Sekunden war ich komplett am Ende“, erinnert sich Henkel an sein Kampfsport-Debüt. „Nach dem ersten Treffer mitten ins Gesicht wollte ich gleich aufhören“, gesteht der kampfstarke Kicker. Er hat durchgezogen und durfte stolz vor den Fans in seiner Geburtsstadt Überlingen die Punkteteilung feiern. „Manchmal tut es ganz gut, wenn man eine in die Fresse bekommt“, sagt Henkel, „man lernt sich als Mensch noch mal ganz neu kennen!“ Und sollte es bei einem harten Treffer mal die Beißer erwischen – kein Problem für den gelernten Zahntechniker Henkel, der in Salem in einem Dentallabor arbeitet.

Die Aggressivität positiv nutzen

Die Aggressivität, die er im Ring als Antrieb braucht, nutzt er auch auf dem grünen Rasen. Im positiven Sinne: „Ich war früher leicht zu reizen – privat und auf dem Fußballplatz“, gesteht Marius Henkel offen ein. Durch den Kampfsport habe er gelernt, mit Aggression besser umzugehen, sie sogar zu nutzen, um sie in positive Energie umzuwandeln. „Seit ich kämpfe, bin ich auch beim Kicken viel ausgeglichener“, glaubt der Stürmer, der sich trotz aller Begeisterung für den Kampfsport riesig auf den Startschuss in der Landesliga am 11. März mit dem Gastspiel beim FC 03 Radolfzell freut.

Marius Henkel als Fußballer im VfR-Trikot (rechts), hier im Zweikampf mit Constantin Kahl (SV Denkingen). Am 11. März geht es wieder los ...
Marius Henkel als Fußballer im VfR-Trikot (rechts), hier im Zweikampf mit Constantin Kahl (SV Denkingen). Am 11. März geht es wieder los für die Stockacher in der Landesliga. | Bild: Fischer, Eugen

In der bisherigen Saison lief es für Henkel allerdings noch nicht so gut im grün-schwarzen Trikot. Gerade mal zwei Treffer hat der sonst erfolgsverwöhnte Stürmer in der Hinrunde verbuchen können. Unter anderem liegt das auch daran, dass das Stockacher Spielsystem in der Offensive nicht mehr direkt auf ihn zugeschnitten ist. Langer Ball auf Henkel – Tor: So lautete früher im besten Fall das Erfolgsrezept beim Osterholz-Club. Unter Trainer Ertan Tasdemirci, der im Frühjahr 2021 das Kommando beim VfR Stockach übernommen hat, hat sich dies ein bisschen gewandelt. „Unter ihm musste ich mein Spiel verändern. Jetzt muss ich die Bälle mehr festmachen und behaupten und muss auch weitere Wege machen. Das war zu Beginn gar nicht so einfach“, gibt Henkel zu. „Inzwischen macht mir die neue Rolle aber Spaß“, sagt er.

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Vorfreude bei Marius Henkel Video: Waibel, Markus

Tore für den VfR – immer noch das Größte für Marius Henkel. „Doch wenn das Ding ein anderer reinmacht, ist es auch okay“, stellt er den Teamerfolg über sein Torjäger-Ego. Einen Platz in der Stockacher Startelf will er aber nicht einfach so abgeben. „Ich bin optimistisch, dass ich mich da durchboxen werde“, sagt Marius, der Kämpfer – im Ring und auf dem Rasen.

Die weiteren Spiele in der Landesliga

SC Konstanz-Wollmatingen – Türkischer SV Singen

(Samstag, 15.30 Uhr). – Zwei Aufsteiger stehen sich zum Wiederauftakt nach der Winterpause im Spitzenspiel der Landesliga gegenüber – eine Konstellation, die so nicht zu erwarten war. Umso größer ist die Vorfreude auf das Duell zwischen den offensivstarken Mannschaften aus Konstanz und Singen, die neben Tabellenführer Donaueschingen bisher die meisten Treffer erzielen konnten. Ein offenes Duell. Wir berichten noch.

FC Radolfzell – VfR Stockach

(Samstag, 14 Uhr). – Hier sind die Rollen klar verteilt: Der Verbandsliga-Absteiger will sein Heimspiel gewinnen, um im Kampf um die beiden vorderen Plätze keinen frühen Rückschlag zu erleiden, die Gäste hingegen brauchen dringend Punkte, um sich von der Abstiegszone zu distanzieren.

SC Gottmadingen-Bietingen – FC Überlingen

(Samstag, 15.30 Uhr). – Mit einem furiosen 7:4-Sieg haben sich die Hegauer in die Winterpause verabschiedet. Genau da will das Team vom Katzental natürlich auch unter Neu-Trainer Ronny Warnick gerne weitermachen. Die Gäste hingegen könnten mit einem guten Start ins Jahr aus dem Vierkampf an der Spitze einen Fünfkampf machen.

Hegauer FV – FC Bad Dürrheim

(Samstag, 16 Uhr). – Die eigene Lage in Sachen Klassenerhalt verbessern, beim Gegner hingegen gar nicht erst neue Hoffnungen aufkommen lassen – das muss das Ziel des Hegauer FV in diesem Spiel sein. Denn gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf sind die Punkte enorm wichtig.

SpVgg F.A.L. – SG Dettingen-Dingelsdorf

(Sonntag, 15 Uhr). – Fünf der letzten sieben Spiele gingen zum Teil mit deutlichen Siegen an die Gastgeber, im Jahr 2022 riss aber diese Serie. Mit Blick auf die Tabelle darf ein Match auf Augenhöhe erwartet werden.

SV Denkingen – FV Walbertsweiler-Rengetsweiler

(Samstag, 17.15 Uhr, Kunstrasen Pfullendorf). – Blickt man auf das Punktekonto der beiden Kontrahenten, dürfte es ein einseitiges Duell werden: Der SV Denkingen mit 24 Zählern ist klarer Favorit gegen das abgeschlagene Schlusslicht FV Walbertsweiler-Rengetsweiler (3). Brisanz erhält die Paarung allerdings die Tatsache, dass Torsten Ruddies unter Trainer und Vater Joachim Ruddies für den SVD auf Torejagd gegen seinen zuküntigen Club geht (siehe unten).

Ferner spielen

FC Neustadt – FC Gutmadingen (Samstag, 15.30 Uhr); DJK Donaueschingen – FC Königsfeld (Samstag, 15.30 Uhr).