Während bei vielen Kreisliga-C-Spielen zufällig vorbeikommende Spaziergängergruppen die Zuschauerzahl leicht verdoppeln, sahen am Wochenende mehr als hundert Neugierige auf dem Schwaketensportplatz eine ganz besondere Premiere. Das erste Spiel des SV Konstanz, ein 1:3 gegen die Reserve des FC Öhningen-Gaienhofen.
Junge Macher
Der Sportverein aus Konstanz taucht erstmals auf der Landkarte des Bezirks Bodensee auf und ist eines der jüngsten Mitglieder des südbadischen Verbands. Jung ist aber nicht nur der SVK selbst, sondern auch seine Macher, die sich in den alteingesessenen Klubs nicht wohlfühlten und stattdessen etwas Eigenes aufbauen wollten.
„Der Verein war für viele von uns Mittel zum Zweck, um irgendwo Fußball spielen zu können“, sagt Joscha Mittmann, der mit seinen Freunden Samir Kurtisov und David Sawczuk die Idee hatte, „einen eigenen Verein zu gründen, in dem wir alles mitentscheiden können“, so Mittmann.
Je konkreter ihr Projekt wurde, desto mehr Kumpels fanden Gefallen an der Vorstellung. „Also haben wir uns näher damit beschäftigt, was es dazu braucht um einen Verein zu gründen, und haben es einfach in Angriff genommen“, sagt der gebürtige Konstanzer und zählt Begriffe auf, die vor etwa einem Jahr noch Neuland waren: Gründungssitzung, Satzung, Finanzamt, Amtsgericht Freiburg, Vereinsregister, Antrag bei der Stadt für einen Platz.
Ein 35-Mann-Kader
Heute kümmert sich der 25-Jährige um organisatorische Dinge und ist zudem 2. Vorsitzender und Trainer eines 35-Mann-Kaders, darunter blutige Anfänger und ehemalige Landesligaakteure. „35 sind fast schon zu viele“, sagt Mittmann, der wegen einer Verletzung nicht mehr selbst spielen kann und will.
„Für den Anfang ist es natürlich gut, wenn viele Leute Lust darauf haben“, sagt er, „aber in der Kreisliga C sollte auch jeder die Chance haben zu spielen. Manche sind dann enttäuscht, wenn sie nicht zum Einsatz kommen.“
Der Spaß ist zurückgekehrt
Viele seiner zwischen 19 und 32 Jahre alten Spieler waren in der Jugend oder ein, zwei Saisons bei den Männern aktiv, ehe sie keine Zeit mehr oder die Lust am Vereinsfußball verloren hatten. Beim SV Konstanz, wo sie ihre Ideen einbringen können, wenn über Dinge wie Wappen, Sponsoren oder Trikotdesign gesprochen wird, ist der Spaß zurückgekehrt. „Uns zeichnet aus, dass es eben nicht diese krasse Hierarchie von oben nach unten gibt“, sagt Mittmann.
Noch sei vieles einfach in dem jungen und kleinen Verein. Ziele haben die Kanoniere vom Schwaketental aber trotzdem. „Langfristig wollen wir von ganz unten weg“, sagt der Trainer-Vorsitzende. Natürlich wurde auch über Themen wie eine zweite Mannschaft, Jugend oder Schiedsrichter gesprochen. „Das alles ist geplant, gehört aber zu einem längeren Prozess“, erklärt Mittmann. Für den Anfang sind sie beim SVK froh, wenn auch zu den nächsten Heimspielen viele Zuschauer kommen.
Wiedergeburt in Radolfzell
Beim zweiten neuen Verein im Bezirk sind die Vorzeichen ein bisschen anders. Denn dem einen oder anderen Kenner der Fußball-Szene dürfte der Name Mozaikspor Radolfzell bekannt vorkommen. Vor rund 25 Jahren rollte bei dem Klub auf der Mettnau schon mal für einige Jahre der Ball. „Für uns ist das ein Herzensprojekt. In der jetzigen Mannschaft spielen die Söhne von Vätern, die damals für Mozaikspor auf dem Platz standen“, erklärt Aylin Aktas. Die Vorstandsvorsitzende des Klubs freut sich, dass man so „die Familien wieder auf dem Sportplatz im Untersee-Stadion zusammenbringen kann“.
Die Idee, den Verein wieder ins Leben zu rufen, gab es schon einige Jahre, erzählt die 29-Jährige. „Geplant war es schon früher, allerdings haben wir aufgrund der Corona-Krise abgewartet.“ Doch nun habe der Zeitpunkt endlich gepasst – und mit voller Euphorie geht der Klub die Aufgabe in der Kreisliga C an.
Aufstieg ist das Ziel
„Wir wollen aufsteigen in die Kreisliga B. Das Potenzial ist auf jeden Fall da, wir sind guter Dinge“, sagt Aylin Aktas, deren Bruder Deniz Aktas auch für Mozaikspor spielt – die Nummer 10 des Teams wechselte im Sommer vom FC Öhningen-Gaienhofen. In der ersten Liga-Partie gab es gleich einen 9:0-Sieg gegen den SV Markelfingen II. „Es lief super an, die Mannschaft hat schnell zusammengefunden“, sagt Aylin Aktas, die davon träumt, dass der Verein in den kommenden Jahren stetig wächst.