Die Spitznamen vieler Fußballer haben mit ihrer Spielweise zu tun. Zum Beispiel ist das beim sechsmaligen Weltfußballer Lionel Messi der Fall. Seit seiner Kindheit wird er La Pulga („der Floh“) genannt. Aufgewachsen mit Wachstumsproblemen, zählt der Argentinier mit einer Körpergröße von 1,70 Meter im Männer-Bereich zu den kleineren Kickern. Messi nutzt dies aber zu seinen Gunsten: Denn La Pulga steht stellvertretend für seine wieselflinken Dribblings und seine enorme Wendigkeit.
Thomas Stehle, der am 26. Oktober 1980 in Überlingen geboren wurde und im Salemer Ortsteil Neufrach aufwuchs, kennt das. Wie Messi hat auch er einen Spitznamen, der wie die Faust aufs Auge passt. Als „Axt“ hat sich Stehle, der im Juli 2013 seine Karriere beendete, in seiner Laufbahn einen Namen im deutschen Profifußball gemacht.
Der heute 40-Jährige stand für kompromisslose Defensivarbeit. Namensgeber war, wie der ehemalige Verteidiger heute selbst erzählt, Christian Simon. Mit ihm hat Stehle vor dem Wechsel ins 21. Jahrhundert gemeinsam beim SC Pfullendorf gespielt. „Ich hatte damals im Training einen härteren Zweikampf mit Alexander Schnetzler“, erzählt Stehle von der Entstehung des Spitznamens vor rund 20 Jahren. Dann habe sich Christian Simon echauffiert und zu ihm gesagt: „Du gehst ja rein wie eine Axt.“ Stehle wechselte 2001 zwar zum 1. FC Nürnberg, seinen Kosenamen hat er aber behalten. „Meine Spielweise war schon rustikal. Da ging es eben auch im Training manchmal zur Sache“, erzählt er und lächelt dabei.
Das Kapitel Fußball hat für Thomas Stehle aber nicht erst beim SC Pfullendorf, sondern schon früher begonnen. Von 1992 bis 1996 spielte er in der Jugend seines Heimatvereins, des FC Rot-Weiß Salem. Dann folgte der Wechsel zum SCP, für den er fünf Jahre lang die Fußballschuhe schnürte. Im Jahr 1998 gab der Defensivspieler als A-Jugendlicher sein Regionalligadebüt. Stehle absolvierte für den Sportclub bis zu seinem Weggang 83 Spiele, in denen er sieben Tore erzielte. Die Zeit beim Linzgau-Klub war nicht nur die Geburt der „Axt“, sondern auch der Startschuss ins Profigeschäft. „Ich habe als junger Spieler in der Regionalliga beim SCP gespielt und hatte das Abitur in der Tasche. Da war für mich war dann klar, dass ich es probieren will“, sagt er.
Wechsel zum 1. FC Nürnberg
Und das tat er. Stehle wechselte nicht nur den Klub, sondern auch das Bundesland. Er unterschrieb 2001 beim traditionsreichen 1. FC Nürnberg. Dort kam der Defensivspieler zu 54 Einsätzen, alleine 29 davon in der Bundesliga. „Ich hatte eine tolle Zeit in Nürnberg, im dritten Jahr sind wir ja auch in die Bundesliga aufgestiegen“, erzählt Stehle, der dennoch 2004 zu Alemannia Aachen wechselte. „Es war damals ein Hin und Her in Nürnberg. Mal habe ich gespielt, mal nicht.“ Er habe sich daher seine Gedanken gemacht. „Der Ortswechsel hat zu diesem Zeitpunkt dann einfach auch gepasst“, sagt er.

Dass Aachen seine letzte Station im Profifußball bleiben sollte, damit hat Stehle niemals gerechnet. Der Südbadener entwickelte sich in Aachen zum Publikumsliebling. Von 2004 bis 2013 absolvierte er 131 Spiele – mit einigen Höhen und Tiefpunkten. Aufstieg in die Bundesliga, direkter Wiederabstieg und schließlich eine sportliche Talfahrt bis in die Regionalliga. Stehle hatte zudem ab dem Jahr 2008 zunehmend Knieprobleme, weshalb er schließlich im Juli 2013 seine Laufbahn beenden musste. Dennoch blickt er mit einem positivem Gefühl zurück: „Am Tivoli haben die Fans meine Spielweise gemocht. Ich habe mich sehr wohl gefühlt“, erzählt Thomas Stehle und ergänzt: „Gerade der Aufstieg 2006 war sehr emotional, die ganze Stadt ist Kopf gestanden. Das bleibt für immer hängen.“
Vom Profikicker zum Lehrer
Aachen entwickelte sich für Stehle zunehmend zu seinem Lebensmittelpunkt. „Es war dann recht schnell klar, dass ich mit meiner Frau hier sesshaft bleiben werde“, sagt der 40-Jährige, der mittlerweile als Lehrer in den Fächern Mathe, Wirtschaft und natürlich Sport unterrichtet. „Auch wenn es nicht immer ganz einfach ist, macht mir das echt Spaß“, sagt er. Den hatte er auch als Fußballer, doch nun hat Stehle seine Axt mit dem Rotstift ausgetauscht.
Neue Serie
Gute Fußballer hatte die Bodensee-Region schon immer zu bieten. Wir stellen in der Serie „Fußball-Leben“ Kicker der Region vor, die mit Glanztaten am Ball und interessanten Lebensgeschichten auf sich aufmerksam gemacht haben. Im siebten Teil geht es um den Salemer Thomas Stehle (40), der 1998 als A-Jugendlicher beim SC Pfullendorf sein Regionalligadebüt gab und drei Jahre darauf zum 1. FC Nürnberg in die Bundesliga wechselte. Eine neue Heimat fand Stehle allerdings 2004 in Aachen, wo er heute noch lebt. Neun Jahre lang spielte er für Alemannia, inzwischen verdient er in der 250000-Einwohner-Stadt sein Geld als Lehrer für Mathematik, Wirtschaft und Sport. (jwi)Das lesen Sie zusätzlich online
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