Fußball: Die Saison 1997/98 war eine eher unruhige beim SC Pfullendorf. Nach langen Jahren des Pendelns schien sich das Team aus dem Linzgau in der Oberliga zu etablieren, der damalige Manager Hans-Hermann Krane wollte die Strukturen vom ambitionierten Amateurclub hin zum Profifußball anpassen. Doch der Saisonstart missglückte gründlich; nach einer frühen Trainerentlassung übernahm die Co-Trainer-Institution in Pfullendorf, Wilfried Ritter, das Team als Interimstrainer.
Da erschien die Verpflichtung von Alois Schwarz als Spielertrainer für die Saison 1998/99 ein guter Schachzug. Schwartz brachte immerhin die Erfahrung von elf Profijahren und 85 Bundesligaspielen für die Stuttgarter Kickers und den MSV Duisburg mit in die Fußball-Provinz. Doch zunächst beendete Ritter, der das Team in die Erfolgsspur zurückführen konnte, die Saison überraschend als Vize-Meister. Der krönende Abschluss war der Erfolg in der Aufstiegsrunde – was als Interimslösung geplant war, endete mit dem erstmaligen Aufstieg in die Regionalliga.

„Die Regionalliga als Spielertrainer – das habe ich mir dann doch nicht zugetraut“, blickt Alois Schwartz heute zurück. Was als Übergang vom Profi zum Trainer geplant war, wurde ein vierjähriger Abschluss unter eine facettenreiche Spielerlaufbahn, die danach mit einer nicht minder abwechslungsreichen Trainerkarriere ihre Fortsetzung im Fußball fand.
Aber der Reihe nach: Der gebürtige Nürtinger schloss sich früh dem Nachwuchs der Stuttgarter Kickers an, wo er es dann auch in den Profikader schaffte. „Zehn Jahre bei den Stuttgarter Kickers mit zwei Aufstiegen bis hin in die Bundesliga – eine tolle Zeit“, fasst Schwartz seine Jahre in der Schwabenmetropole zusammen. „Aber auch die Jahre im Ruhrgebiet waren spannend. Das war eine ganz andere Leidenschaft, eine andere Mentalität beim Fußball“, so der ehemalige Defensivspieler zu seiner Zeit beim MSV Duisburg und Rot-Weiß Essen.

Danach zog es den Schwaben wieder ins Ländle: Waldhof Mannheim und der SSV Ulm waren die nächsten Stationen. Und nach einem kurzen Abstecher zum FC Homburg klopfte dann SCP-Manager Krane an.
„Das war, was Trainingszeiten und -inhalte, aber auch was die Infrastruktur angeht, noch kompletter Amateurfußball. Aber alles war familiär und überschaubar. Es gab kein Neid und keine Missgunst im Team. Auch keine Boulevardpresse!“, schien Schwartz die Ruhe des Linzgaus nach den unruhigen Profijahren zu genießen. Immerhin vier Jahre hielt es ihn beim SCP. Und für den Club war dies eine spannende Zeit. „Es setzte die Entwicklung hin zu professionellen Strukturen ein“, so Schwartz.
Trotz Turbulenzen auf der Trainerbank – für den neu verpflichteten Dieter Rinke kam schon bald mit Michael Feichtenbeiner ein Coach, den Schwartz noch von den Stuttgarter Kickers kannte – wurde zunächst die Klasse erhalten, ehe es dann in der darauffolgenden Runde zur Vizemeisterschaft und der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga reichte: Zwar musste Pfullendorf dem heutigen Bundesligisten Union Berlin den Vortritt lassen, dennoch war diese Saison der Höhepunkt der Vereinsgeschichte, mit Schwartz als Abwehr-Dirigent. Doch in der folgenden Saison wurden die Linzgauer wieder schnell auf den Boden der Realität geholt – Abstieg! Mit dem sofortigen Wiederaufstieg konnte Schwartz sein SCP-Kapitel aber rund abschließen.
In Erfurt als „Streetworker“
Nur wenige Monate später war er Co-Trainer von Ex-SCP-Coach Michael Feichtenbeiner beim Regionalligisten FC RW Erfurt. Mit den Erfurtern und der DDR-Legende René Müller gelang später der Aufstieg in die 2. Bundesliga. „Das in Erfurt war eine schwere Aufgabe – da war ich mehr als Streetworker gefordert denn als Trainer“, erzählt Schwartz. Es folgten sechs Jahre bei der U23 des 1. FC Kaiserslautern, die der nunmehr 53-Jährige als sehr lehrreich einstuft, wo er phasenweise mit einem weiteren Ex-SCP-Spieler und -Trainer zusammenarbeitete, mit Marco Kurz.
Aus beim Karlsruher SC
Bei ganz unterschiedlichen Clubs profilierte sich Schwartz dann als Cheftrainer: Beim SV Sandhausen („eine schwere Aufgabe, den Club mit begrenzten finanziellen Mitteln in der Liga zu halten!“), beim 1. FC Nürnberg („ein Traditionsclub mit hohen Ansprüchen, der aber ein wenig der einstigen Größe hinterherhechelt!“) und beim Karlsruher SC, mit dem er die Rückkehr in die 2. Liga schaffte, aber dann vor acht Monaten entlassen wurde. Und was nun? „Nur zuhause sitzen, das kann ich mir noch nicht vorstellen, auch wenn mich meine zwei Enkelkinder sehr beschäftigen. Aber dazu ist es mit 53 Jahren doch zu früh!“ Allerdings hat er die Szene nach wie vor gut im Blick und hat angesichts von Nagelsmann & Co festgestellt: „Heute wollen die Clubs fast nur noch junge Trainer!“
15 Stationen
Weg vom rein Sportlichen: Wo ist für einen Sportler nach 15 Trainer- und Spielerstationen die Heimat? „Das ist schwer zu sagen!“, grübelt er. „Bei den Stuttgarter Kickers bin ich sozusagen aufgewachsen – so etwas vergisst man nicht. Aber auch in den sechs Jahren in Kaiserslautern habe ich viele Freunde gefunden. Und auch nach Pfullendorf fahre ich hin und wieder. Aber nun wohne ich in Mannheim und fühle mich hier wohl!“ Weitere Stationen sind nicht ausgeschlossen in der an Hochs und Tiefs reichen Karriere des Alois Schwartz.