Joachim, Deutschland ist eine Handball-Nation. Wie viel davon ist am Hochrhein zu spüren?

Handball ist eine deutsche Sportart und der nationale Verband ist der größte der Welt. Aber wenn man ehrlich ist, dominiert gerade am Hochrhein der Fußball. Mittlerweile gibt es im Landkreis Waldshut nur noch die DJK Bad Säckingen und den HC Lauchringen, wo aktiv Handball gespielt wird. Das ist sehr schade, denn früher hatte der Handballsport am Hochrhein deutlich mehr Gewicht.

Woran liegt es, dass die Region im Handball so schwach vertreten ist?

Es gibt immer weniger Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren. Das hat dazu geführt, dass es in vielen Vereinen, die früher noch Handball gespielt haben, heute keine Handballabteilung mehr gibt. Beim TV Murg zum Beispiel, der in den 70/80er Jahren in allen Klassen gut vertreten war, hing das Engagement an einigen wenigen Personen. Diesen gelang es nicht, nachhaltige Strukturen aufzubauen, was letztlich dazu führte, dass sich die Abteilung irgendwann auflöste.

Ist das ein spezifisches Problem im Handball?

Es ist ein generelles Problem im Sport bzw. in den Vereinen, dass sich immer weniger Leute finden, die sich für etwas dauerhaft engagieren wollen. Eine Mannschaft funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Auch im Fußballbereich zeigen immer mehr Spielgemeinschaften, dass die Basis von früher heute nicht mehr die gleiche ist. Wenn dann auch noch wie im Handball das personelle Ausgangsniveau geringer ist, sind die Folgen noch drastischer.

Wie sieht es mit dem Nachwuchs in der Region aus?

Im Nachwuchsbereich haben wir zumindest bis zur C-Jugend keine Probleme, im Gegenteil, der Zulauf ist sehr gut. Bei der B-Jugend wird es dann etwas dünner. Die A-Jugend wird dann oft schon bei den Aktiven eingesetzt, um dort eine Mannschaft stellen zu können. In Bad Säckingen haben wir viele Gymnasiasten im Verein, die aus der Region kommen und hier zur Schule gehen. Nach dem Abitur gehen diese dann meist verloren, weil sie ein Studium beginnen und ihren Lebensmittelpunkt verlegen.

Welche Vereine betreiben aktive Nachwuchsarbeit?

Die DJK Bad Säckingen und der HC Lauchringen sind beide sehr aktiv im Nachwuchsbereich. Das wird auch gerne angenommen und es macht viel Spaß mit den jungen Handballern zu arbeiten. Nur leider profitieren wir nicht nachhaltig davon.

Ist es ein Problem, dass nur noch die beiden Vereine Handball anbieten?

Ja, auf jeden Fall. Denn je nachdem, wo die Jugendlichen wohnen, werden die Wege sehr weit. Das führt dazu, dass aufkommendes Interesse am Handball verpufft, weil der Aufwand zu groß ist. Da nützt es dann auch wenig, wenn der Handball wie zuletzt durch die Europameisterschaften im eigenen Land eine große Bühne bekommt und das Interesse steigt.

Müsste da nicht der Verband für mehr Angebote sorgen?

Das kann der Verband nicht leisten. Die Verbandsfunktionäre sind ja alle schon in ihren Vereinen engagiert. Da müssen wir einfach hoffen, dass es lokale Engagements gibt, die zu neuen Angeboten führen. Auch die DJK Bad Säckingen ist aus einer Schülermannschaft entstanden, die gerne Handball gespielt hat.

Was macht den besonderen Reiz des Handballs aus?

Generell ist es ein faszinierender Mannschaftssport, bei dem man gemeinsam Erfolge feiern, Niederlagen verkraften und eine tolle Kameradschaft erleben kann. Der Sport selbst ist sehr komplex und stellt an die Athleten hohe physische und psychische Anforderungen. Tore, Abwehr, Spielaufbau, das alles passiert in kürzester Zeit und erfordert viel Technik und Taktik. Handball hat auch etwas von Akrobatik, wo Koordination sehr wichtig ist. Auf die Frage, ob im Handball der Ball auch mit dem Kopf gespielt werden darf, gab es von einem Experten die zweideutige Antwort: „Handball spielt man in erster Linie mit dem Kopf.“

Fragen: Ralf A. Schäuble