Fußball-Kreisliga A, Ost: – Als Trainer Ricardo Abrantes vom FC 08 Bad Säckingen vor 14 Jahren aus beruflichen Gründen von Vila Nova de Tazem/Portugal in die Schweiz ins aargauische Stein kam, war es ein Sprung ins kalte Wasser. Er kannte niemanden, sprach kein Deutsch, hatte lediglich einen Job auf dem Bau und sein Talent für Fußball. „Das war eine sehr schwierige Zeit für mich, in der mir der Fußball enorm geholfen hat, Anschluss zu finden“, sagt Ricardo Abrantes heute. Der FC Stein war seine erste fußballerische Station in der Schweiz.

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Wegweisende Begegnung mit Francesco Billeci

Der damalige Trainer in Stein war Francesco Billeci. Jener Billeci, der heute Sportvorstand des FC 08 Bad Säckingen ist und Ricardo Abrantes vor der Saison überredet hatte, es doch einmal mit dem Fußball in Deutschland zu versuchen. Eigentlich hatte der 40-Jährige aus gesundheitlichen und zeitlichen Gründen beschlossen, es zumindest vorübergehend ganz mit dem Fußball zu lassen. Zuletzt war Ricardo Abrantes noch bei den Veteranen des FC Frick aktiv. Doch der Säckinger Sportchef hatte gute Argumente und konnte den Ex-Profi aus Portugal von „seinem“ Projekt FC 08 Bad Säckingen überzeugen.

Ricardo Abrantes im Gespräch Video: Ralf Schäuble

Fan des FC 08 Bad Säckingen

Ein Projekt, das bei Null anfing, nachdem sich der Kader nach dem Ende der Saison 2022/23 fast komplett aus dem Hochrheinstadion verabschiedet hatte. Obwohl es für die Bad Säckinger als Tabellenletzter der Kreisliga A, Ost sportlich bisher alles andere als rund lief, bereut Ricardo Abrantes den Schritt über den Rhein nicht. Im Gegenteil: „Es war meine beste Entscheidung. Ich fühle mich hier sehr wohl und will mit der Mannschaft langfristig etwas erreichen. Ich bin ein echter Fan des FC 08 geworden“, schwärmt er. Er ist beeindruckt von der Leidenschaft des Vorstands und der Spieler.

Begeistert: Ricardo Abrantes wurde schnell zum Fan des FC 08 Bad Säckingen
Begeistert: Ricardo Abrantes wurde schnell zum Fan des FC 08 Bad Säckingen | Bild: Ralf A. Schäuble

Schlechte Voraussetzungen im Sommer

Seine Analyse vor der Winterpause bezüglich der Voraussetzungen bei seinem Start fiel eindeutig aus: „Wir waren als Mannschaft nicht bereit, in diese Saison zu gehen. Am Anfang waren wir ein zusammengewürfelter Haufen von Spielern aus der dritten und zweiten Mannschaft.“ Trotzdem leuchten seine Augen und man sieht ihm an, dass er für dieses Engagement brennt. „Es wird von Spiel zu Spiel besser und nach der Winterpause werden wir auch personell einen weiteren Schritt nach vorn gemacht haben“, war er sich sicher.

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Trotzdem weiß er, dass es für das Schlusslicht ein schwerer Kampf gegen den Abstieg werden wird. Angst hat er davor nicht. Denn das tue seiner Motivation, das Projekt weiter zu verfolgen, keinen Abbruch. „Es braucht Zeit, wenn man bei Null anfängt“, sagt Ricardo Abrantes.

Profi in der ersten Liga Portugals

Seine fußballerischen Wurzeln hat Ricardo Abrantes in seiner Heimat Portugal. Ab dem zarten Alter von sechs Jahren galt seine Leidenschaft dem runden Leder. Talent und Ehrgeiz führten ihn bis in die erste portugiesische Liga. Bereits mit 16 Jahren unterschrieb er seinen ersten Profivertrag beim Erstligaverein Vitória Guimarães. Nach drei Jahren in der B- und A-Jugend schaffte der Internatsschüler den Sprung in die erste Mannschaft. Hier kam er zunächst im Sturm und später als klassischer „10er“ im Mittelfeld zum Einsatz.

Schienbeinbrüche beenden Profilaufbahn

Nach zwei Jahren ein erster herber Rückschlag, als er sich das in einem Spiel das Schienbein brach. Dies hatte zur Folge, dass er in die zweite Liga zum Guarda FC wechseln musste. Kaum genesen, brach er sich zum zweiten Mal das Schienbein. Neun Monate Gips besiegelten sein Profidasein. „Danach habe ich beschlossen, meine Ambitionen im Profigeschäft zu beenden. Das fiel mir schwer, aber es gab keine Alternative“, erinnert sich Ricardo Abrantes. Nachdem er noch eine Weile in der dritten portugiesischen Liga gespielt hatte, fiel die Entscheidung, sein Glück in der Schweiz zu versuchen.

Auswanderung in die Schweiz

Dort half ihm der Fußball, Fuß zu fassen. „Das war unglaublich wichtig für mich“, gibt er zu. Nach dem FC Stein folgten drei Jahre beim schweizerischen FC Laufenburg-Kaisten. Hier begann er 2015 als Trainer bei den A-Junioren. „Ich bin dann mit den Jungs sozusagen mitgewachsen und habe sie zwei Jahre später als erste Mannschaft übernommen“, berichtet er über seinen Werdegang als Trainer: „Es war für mich an der Zeit, etwas zurückzugeben und andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.“

Ricardo Abrantes im Gespräch Video: Ralf Schäuble

Premiere in Deutschland

Aus zeitlichen Gründen beendete er Ende 2022 sein Engagement. Familie und Beruf sollten nun Priorität haben, bis eben der Anruf von Francesco Billeci kam. „Meine Frau Andrea und meine drei Töchter haben mich zu diesem Schritt ermutigt. Sie sind selbst die größten Fußballfans und meistens bei den Spielen dabei. Da wird das aktuelle Match schon mal zur Familiendiskussion“, lacht Abrantes.

Engagiert: Trainer Ricardo Abrantes kümmert sich nach der Niederlage gegen den FC Grießen um Daniele Billeci.
Engagiert: Trainer Ricardo Abrantes kümmert sich nach der Niederlage gegen den FC Grießen um Daniele Billeci. | Bild: Ralf A. Schäuble

Für ihn ist das „Bad Säckinger Fußballprojekt“ der erste Kontakt mit dem deutschen Amateurfußball, was für ihn einen besonderen Reiz ausmacht. „Es ist interessant zu sehen, auf welchem Niveau hier gespielt wird. Ich habe mich vorher noch nie mit Fußball im deutschen Grenzgebiet beschäftigt und lerne mit jedem Spiel die Gegner besser kennen.“

Was seine eigenen Ambitionen angeht, gibt sich Ricardo Abrantes zurückhaltend und sieht derzeit nur seine Aufgabe beim FC 08 Bad Säckingen. „Ich will das zu Ende bringen und sehen, wie weit ich mit der Mannschaft kommen kann. Solange der Vorstand und die Spieler an mich glauben, ist das meine Aufgabe für die nächsten Jahre“, zeigt sich der Portugiese motiviert.

Gelassen: Trotz schwieriger Tabellensituation schaut Ricardo Abrantes zuversichtlich in die Zukunft.
Gelassen: Trotz schwieriger Tabellensituation schaut Ricardo Abrantes zuversichtlich in die Zukunft. | Bild: Ralf A. Schäuble

Eine besondere Herausforderung sieht er darin, junge Spieler für den Fußball zu begeistern: „Die Jugend hat heute andere Prioritäten. Das muss man akzeptieren und versuchen, sie mitzunehmen. Die mentale Komponente ist heute viel wichtiger“, weiß Ricardo Abrantes. Als ehemaliger Profi hofft er, seinen Spielern den richtigen Spirit mitgeben zu können.