Lange mussten die Talente Miron und Finja Lipp von der SG Rheinfelden wegen der Corona-Schutzmaßnahmen auf den Saisonbeginn warten. Während in Deutschland bislang noch kein hochkarätiges Rennen ausgetragen wurde, war das Rennen in Alpe d‘Huez in den französischen Alpen für die Geschwister – nach dem Swiss Cup in Leukerbad – schon die zweite Station mit internationalem Vergleich.
Im Radsport-Mekka mit dem legendären Schlussanstieg der Tour de France und den 21 berühmtesten Kehren der Welt – auf einem Hochplateau auf mehr als 1800 Metern gelegen, wurde der zweite Lauf der UCI-Junior-World-Serie – für die Juniorenklassen gibt es keinen Weltcup – und für die Elite-Klassen das erste Rennen des „Coupe de France“ ausgetragen.

Beste äußere Bedingungen mit einem strahlend blauen Himmel bei 25 Grad Celsius und einem beindruckenden Bergpanorama bot den zahlreichen Zuschauern die perfekte Kulisse für spannende Mountainbike-Action.
Die Sportler hatten für die großartige Bühne indessen weniger Sinn. Für die sehr großen Starterfelder war es auf dem vier Kilometer langen hochalpinen, mit vielen Fels- und Steilpassagen gespickten Kurs äußerst anspruchsvoll. Auf der komplett offenen Runde gab es keinen Schatten. Der sehr staubige und dadurch auch sehr rutschige Untergrund taten das übrige dazu, dass die Rennen zur echten Herausforderung wurden. Am Start waren auch beiden Rheinfelder Geschwister Finja und Miron Lipp vom Hilzinger Team Orbea Serpentine Velosport.
Fina Lipp feierte dabei ihre Premiere im Trikot der Nationalmannschaft. In ihrem ersten Jahr in der U19-Kategorie zeigte sie schon vor drei Wochen bei der Junior World Series in Leukerbad als Achte, dass sie den Sprung von der Jugend (U17) in die nächsthöhere Altersklasse sehr gut verkraftet hat und auf Anhieb in der Lage ist, Top-Platzierungen einzufahren.
In Alpe d‘Huez wartete nun ein größeres und internationaler besetztes Feld auf sie. Aber das war nur eine Herausforderung. Die andere war die Höhenlage. Auf 1860 Metern wird die Luft schon ziemlich dünn, was in der Regel etwas Erfahrung erfordert, um eine gute Leistung abrufen zu können.
Allerdings auch die „Höhen-Premiere“ schien für Finja Lipp kein Problem zu sein. Auf dem physisch und technisch anspruchsvollen Kurs fuhr sie von Beginn an ein sehr kluges Rennen. Nach dem Start für die vier Runden hielt sie sich erst etwas zurück.
Das war eine gute Entscheidung. Die Renntaktik ging perfekt auf. Sie schaffte es, sich durch ein konstantes Tempo nach vorn zu arbeiten. Schnell war sie die bestplatzierte Deutsche im 60-köpfigen Feld, und danach gelang ihr als Dritte sogar der Sprung auf das Podium. Auf Siegerin Line Burquier aus Frankreich hatte sie nach einer Zeit von 1:03:53 Stunden im Ziel einen Rückstand von 1:12 Minuten. Auf die Zweite – Oliva Onesti, ebenfalls aus Frankreich – fehlten sogar nur 29 Sekunden.
„Ich hätte nie erwartet, dass ich mich auf Anhieb so gut bei den Juniorinnen behaupten kann und freue mich über dieses tolle Ergebnis“, zeigte sich Finja Lipp mit einem dicken Grinsen im Ziel. Sie war damit die Beste der insgesamt sehr starken deutschen Nachwuchsfahrerinnen, die unter anderem die Ränge vier und fünf durch mit Sina van Thiel und Alexa Fuchs belegten.

Für Miron Lipp war der Start in Alpe d’Huez sogar in zweifacher Hinsicht eine Premiere. Zum einen war es auch für ihn das erste Rennen in der Höhe, zum anderen durfte oder musste er nach dem Aufstieg von der Junioren-Klasse erstmals bei den Elite-Männern starten, da beim „Coupe de France“ keine U23-Klasse ausgefahren wird.
Mit Startplatz 160 ins Rennen gehend, ging es für ihn vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. Ein international hervorragend besetztes und sehr großes Starterfeld, die Höhenlage, ein anspruchsvoller Kurs, sehr staubige und heiße Bedingungen waren dafür die perfekten Zutaten.
Während vorn ein spannender Kampf der Weltelite mit dem niederländischen Sieger Milan Vader entbrannt war, kämpfte sich Miron Lipp Platz um Platz durch das Feld, was ihn bis auf Rang 106 brachte. Dann fiel er der 80-Prozent-Regel zum Opfer und musste das auf sieben Runden angesetzte Rennen vorzeitig beenden. Trotzdem war er mit dem Rennverlauf und seiner Leistung zufrieden: „Das war ein sehr hartes Rennen. Es gab vor mir viele Stürze. Ich bin froh, auf dem Bike geblieben zu sein.“