Katharina Keßler, am Bezirkstag, der Samstag in einer Woche beim SV Niederhof stattfindet, stellen Sie sich den Vereinen zur Wahl als Vorsitzende des Bezirks Hochrhein. Haben Sie sich die Kandidatur gut überlegt?

Ja, klar. Mit dem Thema bin ich gedanklich seit fast eineinhalb Jahren beschäftigt. Seinerzeit hat mir Uwe Sütterlin gesagt, dass er 2023 aufhören will – was mir bis dahin nicht bewusst war – und dass er sich das gut vorstellen kann, wenn ich seine Nachfolgerin werde.

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Und Sie können das mittlerweile auch?

Sonst würde ich ja nicht kandidieren. Natürlich haben wir mehrfach über das Thema geredet und mir ist klar, dass ich mich hinein arbeiten muss. Aber ich bin damals als Vorsitzende des FC Hauingen auch ins kalte Wasser gesprungen und habe mich frei geschwommen.

Dieses Mal gibt es eine Übergangszeit?

Richtig, wobei ich erst mal gewählt sein muss. Den Vereinen steht es frei, ebenfalls Kandidaten zu benennen. Dem würde ich mich natürlich stellen. Die Wahl zu haben, ist immer von Vorteil. Aber sollte ich gewählt werden, bin ich erst ab 1. Juli im Amt. Bis dahin gibt es genügend Zeit, eingearbeitet zu werden.

Katharina Keßler (34) aus Kleinkems ist Bundespolizistin und dort seit 2018 für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Fußball ...
Katharina Keßler (34) aus Kleinkems ist Bundespolizistin und dort seit 2018 für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Fußball spielte sie seit der Kindheit. Nach dem beruflichen Wechsel in die Region, kam sie 2007 zum FC Hauingen, spielte zwischendurch zwei Jahre beim FC Wittlingen. Den FC Hauingen führte sie viereinhalb Jahre bis 2021 als Vorsitzende. Im Fußballbezirk Hochrhein ist sie Frauen-Beauftragte und Staffelleiterin. Seit 2023 ist sie Ansprechpartnerin für trans, inter und nicht binäre Menschen im Südbadischen Fußballverband. (gru) | Bild: Scheibengruber, Matthias

Ihr Vorgänger Uwe Sütterlin ist ja nach dem 1. Juli auch nicht aus der Welt?

Nein, ich kann mich drauf verlassen, dass er und die Mitglieder des Bezirksfußballausschusses (BFA) jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.

Was ändert sich im BFA noch personell?

Kerstin Vetter und Wolfgang Spitz hören als Staffelleiter auf, Werner Bolte als Sportrichter. Neu im BFA ist Julien Braun aus Weil, der beim Jugendbezirkstag zum Sportrichter gewählt wurde. Die Aufgaben werden intern neu aufgeteilt – so auch mein Bereich als Frauen-Beauftragte und Staffelleiterin.

Fußball-Bezirkstag am 25. März

Eben fiel der Name Werner Bolte. Zu ihm haben Sie eine besondere Verbindung?

2007 wurde ich aus beruflichen Gründen aus Bayern vorerst für ein Jahr nach Weil versetzt. Dort wurde Werner Bolte mein Arbeitskollege. Da er auch Trainer der Fußballerinnen beim FC Hauingen war, hat er mich am ersten Abend gleich zum Training mitgenommen. So hat der Fußball damals dazu beigetragen, dass ich hier in der Region geblieben bin.

Nun rücken Sie im Bezirk an die Spitze. Was dürfen die Vereine erwarten?

Ich möchte die Vereine in der Arbeit unterstützen. Ich komme von der Basis, und weiß, wo der Schuh drücken kann. Vereine müssen wissen, wie sie beispielsweise an Fördermittel kommen und Unterstützung bei der Trainerausbildung. Oder wie sie ihre neue Ideen umsetzen. Wichtig ist mir, dass der regionale Fußball zukunftsfähig ist.

Wo sehen Sie Ansatzpunkte?

Schauen Sie auf die Zahlen. Eine SBFV-Auswertung zeigt, dass wir im Jahrgang 2004 von den E- zu den B-Junioren fast die Hälfte aller Spieler verloren haben. Wie sollen Aktivteams der Frauen und Männer bestehen, wenn beim Nachwuchs so ein Schwund einsetzt. Da gilt es gegenzusteuern, was mit neuen Spielformen bereits begonnen hat.

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Werden sich auch Strukturen ändern?

Das ist schon im Gang. Es gibt mittlerweile auch bei den Aktiven verstärkt Spielgemeinschaften, damit einzelne kleine Vereine ihren Spielbetrieb aufrecht erhalten können. Das kratzt zwar hier und da an lieb gewonnener Tradition, sichert aber letztlich die Zukunft.

Wo sehen Sie Ansätze für neue Ideen?

Spontan fällt mir da das Inklusionstraining beim SC Niederhof/Binzgen ein. Großartig, wie Menschen mit Beeinträchtigungen der Weg zum Verein geöffnet wird. Überhaupt geht bei diesem neuen Verein, getragen von engagierten Personen der Muttervereine, sehr viel. 2022 richteten sie den Tag des Mädchenfußballs aus und haben jetzt prompt sehr starken Zulauf. Oder diese tolle Idee mit zwei Maskottchen, die die Kinder begeisterten. Solche Aktionen funktionieren auch bei anderen Clubs.

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Also weg vom Konkurrenzdenken?

Jeder Verein kann vom anderen profitieren und sich zur Not auf die Fahne schreiben, es noch besser zu machen.

Katharina Keßler, Sie werden also frischen Wind in den Bezirk bringen?

So würde ich das nicht ausdrücken. Wer mich kennt, weiß dass ich lösungsorientiert arbeite und bereit bin, Angebote zu machen – mit dem BFA, den Schiedsrichtern und der Jugend. Aber die Vereine müssen es annehmen und mich aktiv kontaktieren. Obwohl ich im äußersten Westen wohne, bin ich auch für Clubs aus dem Osten des Bezirks jederzeit – per Mail und WhatsApp, und je nach Uhrzeit telefonisch – zu erreichen.

Fragen: Matthias Scheibengruber