Fußball-Landesliga: – Vieles ist möglich, nichts ist wahrscheinlich, so könnte man die Ausgangslage vor dem Saisonfinale zusammenfassen. Der SV 08 Laufenburg hat noch eine theoretische Chance auf den Titel. Der FC Tiengen 08 kann sich auf Rang acht verbessern und der VfB Waldshut könnte noch einmal den Kopf aus der Abstiegsschlinge ziehen. Allen gemeinsam ist, dass es nicht nur auf den eigenen Erfolg ankommt, sondern auch auf das Abschneiden der Konkurrenz. Man hat es also nicht mehr selbst in der Hand, ob man diese Ziele erreicht.

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Nexhdet Gusturanaj auf Rang zwei der Torschützen

Ausgerechnet einer der besten Landesliga-Torschützen der Region, Nexhdet Gusturanaj, muss sportlich mit dem Schlimmsten rechnen. Zusammen mit Bujar Halili (SV 08 Laufenburg) belegt er vor dem Landesliga-Finale den zweiten Platz in der Torschützenliste. Dennoch wird sein Team, der VfB Waldshut, aller Voraussicht nach nach nur einem Jahr wieder den Gang in die Bezirksliga antreten müssen.

„Mir wäre es viel lieber, ich hätte nur zwei Tore auf dem Konto und wir wären im Mittelfeld“, gibt Nexhdet Gusturanaj ganz uneigennützig zu. Doch ohne seine Torgefährlichkeit wäre der VfB Waldshut wohl längst abgeschlagen. Das ist umso erstaunlicher wenn man weiß, dass er oft – vor allem in der Rückrunde – vorne auf sich alleine gestellt war. „Wir haben bis zum letzten Heimspiel gegen den Freiburger FC U23 eine sehr gute Vorrunde gespielt. Die fünf Roten Karten mit langen Sperren für wichtige Stammspieler haben uns das Genick gebrochen. So etwas kann kaum eine Mannschaft kompensieren“, sieht er die Hauptursache für die aktuelle Situation des VfB Waldshut.

Interview mit Nexhdet Gusturanaj vom VfB Waldshut Video: Ralf A. Schäuble

Teufelskreis für den VfB Waldshut

Es war ein Teufelskreis. Ein ausgedünnter Kader führte zu teils deftigen Niederlagen, die wiederum am Selbstvertrauen der Mannschaft nagten, was zu weiteren Niederlagen führte. Denn wenn der Glaube an die eigenen Fähigkeiten fehlt, werden Chancen nicht genutzt und in der Abwehr zu viele Fehler gemacht. „Die Landesliga ist da gnadenlos. Während du deine Tore nicht machst, nutzt der Gegner seine Möglichkeiten und dann verlierst du“, so Gusturanaj. Der personelle Aderlass wurde durch Spieler aus der A-Jugend und der zweiten Mannschaft kompensiert. „Denen kann man überhaupt keinen Vorwurf machen. Sie haben sich schnell an die raue Luft in der Landesliga gewöhnt und gute Leistungen gebracht. Aber insgesamt reicht es einfach nicht für die Liga“, gesteht der 34-Jährige aus Gurtweil.

Bekenntnis: „Mir wäre es viel lieber, ich hätte nur zwei Tore auf dem Konto und wir wären im Mittelfeld“, gibt Nexhdet Gusturanaj ganz ...
Bekenntnis: „Mir wäre es viel lieber, ich hätte nur zwei Tore auf dem Konto und wir wären im Mittelfeld“, gibt Nexhdet Gusturanaj ganz uneigennützig zu | Bild: Scheibengruber, Matthias

Seit 29 Jahren aktiv

Wie seine persönliche Zukunft aussieht, weiß er im Moment noch nicht und hängt auch nicht direkt davon ab, in welcher Liga er spielt. „Nächsten Monat werde ich 35 Jahre alt und bin damit in einem Fußballalter, in dem man sich schon überlegt, ob man noch weiter spielen will oder kann“, gibt Nexhdet Gusturanaj zu. Seit 29 Jahren spielt er Fußball. Angefangen hat für Nexhdet Gusturanaj alles in der E-Jugend des SV Berau. Im Alter von fünf Jahren kam er aus dem Kosovo ins Schlüchttal. In der E-Jugend stand er zunächst im Tor, bis man nach einem Einsatz auf dem Feld merkte, dass sein wahres Talent im Sturm liegt. Dort war er so gut, dass er in die U15 des FC Baden/Schweiz wechselte. Als A-Jugendlicher kehrte er nach Deutschland zur SG Weilheim zurück. Nach der Jugend spielte er bei verschiedenen Vereinen, unter anderem beim TuS Bonndorf in der Landesliga, beim FC Klingnau in der ersten Schweizer Liga, lange beim FC Tiengen 08 und nun zum zweiten Mal in seiner Karriere beim VfB Waldshut, zu dem er vor allem wegen seines Cousins Vesel Alidemaj, dem sportlichen Leiter des VfB Waldshut, zurückgekehrt ist.

Jubel: Der VfB Waldshut hofft im letzten Landesligaspiel der Saison noch einmal jubeln zu können.
Jubel: Der VfB Waldshut hofft im letzten Landesligaspiel der Saison noch einmal jubeln zu können. | Bild: Ralf A. Schäuble

Abstieg kaum zu verhindern

Für das letzte Saisonspiel wollen er und seine Mannschaft noch einmal alles geben. „Wir werden alles versuchen, um gegen die U23 des Freiburger FC zu gewinnen. Und dann werden wir sehen, was passiert. Leider haben wir es jetzt nicht mehr selbst in der Hand“, weiß Nexhdet Gusturanaj, dass der Abstieg aller Voraussicht nach nicht mehr zu verhindern sein wird: „Das wäre natürlich sehr sehr schade für den Verein, der so viel Herzblut investiert hat. Aber wenn es so kommt, können wir trotzdem stolz sein. Es war ein großer Erfolg aufzusteigen und wir haben in der Hinrunde gezeigt, dass wir in der Landesliga mithalten können. In der Rückrunde war es aus den bekannten Gründen einfach zu wenig“, so seine Analyse. „Aber auch das ist kein Weltuntergang und bietet die Chance für einen Neuaufbau“, ist ihm um die Zukunft des VfB Waldshut nicht bange. Um nicht als Letzter direkt abzusteigen, müsste der VfB Waldshut auf jeden Fall gewinnen, um als Vierzehnter oder Fünfzehnter – wenn weder der FC Zell und/oder der SV Au-Wittnau punkten – zu hoffen, dass der Vizemeister in die Verbandsliga aufsteigt und es keinen Absteiger aus der Verbandsliga gibt.

Rückkehrer: Der A-Jugendspieler Anton Klingmann ist nach Krankheit wieder einsatzbereit.
Rückkehrer: Der A-Jugendspieler Anton Klingmann ist nach Krankheit wieder einsatzbereit. | Bild: Ralf A. Schäuble

Schwierige Situation beim Kader

Die Kadersituation ist auch im Saisonfinale schwierig. Mit dem Rücktritt von Trainer Danijel Kovacevic vor knapp vier Wochen haben auch Bora Kalyon, Ivo Bajusic, Nikica Juric, Stjepan Kovacevic und David Duvnjak erklärt, nicht mehr für den VfB Waldshut spielen zu wollen. Ebenfalls nicht dabei sind Bruno Golic, Albin Hashani, der gelb-rot gesperrte Marjan Jelec und der verletzte Luca Schäfer. Wieder spielen kann der zuletzt erkrankte Anton Klingmann. Für Trainer Emilian Iancu wird es also auch beim Saisonfinale eine echte Herausforderung sein, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubieten.

Fußball-Landesliga im Überblick

Chance: „Wir wollen beim SV Mundingen noch mal ein gutes Spiel zeigen und gewinnen um den FC Waldkirch unter Druck zu setzten falls sie ...
Chance: „Wir wollen beim SV Mundingen noch mal ein gutes Spiel zeigen und gewinnen um den FC Waldkirch unter Druck zu setzten falls sie patzen. Alles andere liegt nicht in unserer Hand“, sieht der Trainer des SV 08 Laufenburg, Michael Hagmann (links), die Ausgangslage ganz pragmatisch | Bild: Ralf A. Schäuble

Der SV 08 Laufenburg will bereit sein

Will der SV 08 Laufenburg noch den Titel holen, muss er auf einen Ausrutscher des SV Waldkirch im Heimspiel gegen den SV Weil hoffen. Auch wenn der SV Weil die viertbeste Rückrundenmannschaft ist, dürfte es für die Gäste schwer werden, in Waldkirch zu gewinnen. Selbst ein Unentschieden des Tabellenführers könnte dem SV 08 Laufenburg zum Titelgewinn reichen. Allerdings müssten die „Null-Achter“ beim SV Mundingen mit neun Toren Vorsprung gewinnen, was kaum möglich erscheint, da der Aufsteiger in dieser Saison als Sechster zu den stärksten Mannschaften der Liga zählt.

„Wir wollen beim SV Mundingen noch mal ein gutes Spiel zeigen und gewinnen um den FC Waldkirch unter Druck zu setzten falls sie patzen. Alles andere liegt nicht in unserer Hand“, sieht Michael Hagmann die Ausgangslage ganz pragmatisch. „Ansonsten nehmen wir die Herausforderung Relegation an und freuen uns darauf. Denn Zweiter zu sein ist definitiv ein großer Erfolg. Außerdem haben diese Spiele auch ihren Reiz“, so Hagmann.

Tore: Sandro D‘Accurso (links) will mit seiner Torgefährlichkeit dazu beitragen, dass das Spiel beim SV Mundingen möglichst deutlich ...
Tore: Sandro D‘Accurso (links) will mit seiner Torgefährlichkeit dazu beitragen, dass das Spiel beim SV Mundingen möglichst deutlich gewonnen wird. | Bild: Ralf A. Schäuble

Immerhin stellt der SV 08 Laufebenburg den besten Sturm der Liga. Und wenn die Chancen, die in den letzten Spielen vergeben wurden, in einem Spiel genutzt werden, dann ist auch ein deutlicher Sieg in Mundingen nicht ausgeschlossen. Im wahrscheinlichen Fall der Relegation kommt es am 30. Mai um 16.00 Uhr zu Hause zum ersten Duell gegen den 1.SV Mörsch, den Zweiten der Landesliga 1.

Entspannt: „Es wird ein Spiel zum Genießen, aber auch eines, in dem wir noch einmal Gas geben wollen“, stellt Co-Trainer Jasmin Rastoder ...
Entspannt: „Es wird ein Spiel zum Genießen, aber auch eines, in dem wir noch einmal Gas geben wollen“, stellt Co-Trainer Jasmin Rastoder vor dem letzten Saisonspiel klar. | Bild: Neithard Schleier

Entspanntes Saisonfinale für den FC Tiengen 08

„Es wird ein Spiel zum Genießen, aber auch eines, in dem wir noch einmal Gas geben wollen“, stellt Co-Trainer Jasmin Rastoder vor dem letzten Saisonspiel klar. Das eine schliesst das andere nicht aus. Oft ist das Gegenteil der Fall. Wenn eine Mannschaft befreit aufspielen kann, sind die Spiele oft deutlich besser und erfolgreicher. Für den Gegner im Langenstein-Stadion, den RV RW Ballrechten-Dottingen, geht es noch um sehr viel. Die Breisgauer, derzeit mit Rang 13 auf dem ersten sicheren Nichtabstiegsplatz, benötigen noch einen Punkt, um diesen endgültig zu halten. Gut möglich, dass sie deshalb mit einer eher defensiven Taktik antreten werden. Der FC Tiengen 08 will sich auf jeden Fall mit einem Sieg vor heimischem Publikum aus der Saison verabschieden. Sollte dies gelingen, stünden die Chancen gut, doch noch den achten Platz zu erreichen und mehr als 40 Punkte auf dem Konto zu haben, was dem Maximalziel vor der Saison entspräche.

Ballzauber: Daniel Guznenko will den heimischen Fans beim Saisonfinale im Langenstein-Stadion noch einmal etwas zeigen.
Ballzauber: Daniel Guznenko will den heimischen Fans beim Saisonfinale im Langenstein-Stadion noch einmal etwas zeigen. | Bild: Ralf A. Schäuble

„Wir sind froh, dass die Saison nun zu Ende ist und wir für die neue Runde planen können“, gibt Jasmin Rastoder zu und ergänzt: „Das erste Jahr in der Landesliga hat schon viel Kraft gekostet, vor allem, weil die super junge Mannschaft bis Mitte der Rückrunde mit dem Abstiegsgespenst im Nacken zu kämpfen hatte. Aber mit dem Sieg im Stadtderby beim VfB Waldshut war der Bann gebrochen“.

Erfreulich ist, dass Jasmin Rastoder schon jetzt bestätigen kann, dass der Kader in der jetzigen Konstellation weitestgehend zusammen bleiben wird. „Tammo Heinzler wird aufhören, dafür kommen zwei Spieler aus der Jugend nach und vielleicht können wir den Kader noch mit zwei bis drei neuen Spielern verstärken“, so Rastoder.