Selten zuvor traf der Begriff „Zaungast“ besser zu als am ersten – und hoffentlich einzigen – „2G-Plus-Wochenende“ für den Amateurfußball. Innerhalb des Sportgeländes standen und saßen negativ getestete Geimpfte und Genesene; draußen, hinter dem Fangzaun, schauten die „Anderen“ zu...

Jene anderen, die sich den Piks (noch) nicht gegeben haben, oder denen es zu aufwändig war, für den Besuch eines Fußballspiels auf die Suche nach einer Teststation zu gehen. Am besten nach einer, die sonntags geöffnet hat. Diese Fußballfans blieben ausgesperrt, weil irgendwelche Entscheider im Stuttgarter Sozialministerium der Meinung sind, dass nur noch immunisierte Menschen mit negativem Test ein Fußballspiel – im Freien – anschauen sollten...

Klar, den Test zu besorgen, war schon samstags möglich. Das Zertifikat hätte noch einen Tag später – innerhalb von 24 Stunden – zum Sportplatzbesuch berechtigt. Ich ziehe dennoch den Hut vor Zuschauenden, die sich das gegeben haben, um ihren Verein durch ihren Besuch zu unterstützen. Und ich habe größten Respekt vor den Ehrenamtlichen, die sich am Kassenhäuschen ihres Vereins den kaum zu entkommenden Sinn-Diskussionen gestellt haben.

Wofür mir aber jegliches Verständnis fehlt, erst am Freitagabend die bis dahin geltende 3G-Regel für den Amateursport zu kassieren. Also nicht immunisierten Sportlern mit einem Federstrich zu sagen, dass sie fortan ihr Hobby nicht mehr ausüben dürfen und ihr teuer bezahlter PCR-Test zumindest fürs Sport-Wochenende wertlos geworden ist.

Man kann die 2G-Regel ja durchaus als sinnvoll erachten. Ein schlechter Witz war einzig der späte Zeitpunkt der Bekanntgabe durch die Behörden. Kein Wunder kam so manchem Trainer der Neuschnee am Samstag – und damit die Spielabsage – gerade recht.

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Übrigens: Das Nachholspiel des FC Erzingen II in der Kreisliga B-4 gegen den SV Berau war am Freitag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits angepfiffen. Es ist allerdings nicht überliefert, ob die Trainer kurzerhand ihre nicht immunisierten Spieler, deren PCR-Test beim Anpfiff noch zum Spiel berechtigte, umgehend auswechselten. Sie hätten ja Gefahr laufen können, die Punkte zu riskieren, weil sich plötzlich Spieler auf dem Platz tummelten, die wegen der neuen 2G-Regel nicht mehr zum Einsatz berechtigt waren.

Doch Spaß beiseite. Wie es Aaron Zimmermann vom FC RW Weilheim im Interview der Woche sagt: Amateurfußball macht keinen Spaß, wenn ein Teil der Spieler und Zuschauer kurzerhand ausgeschlossen sind und „Zaungäste“ werden. Trainer Klaus Gallmann vom FC Erzingen sprach nach dem 1:0-Sieg beim FC Tiengen 08 sogar von Wettbewerbsverzerrung. Politik und Verbände, hört auf diese Praktiker und lasst den Ball ruhen, bis die Corona-Lage ein unbeschwertes Fußballspiel für alle Beteiligten wieder zulässt.