Wie oft sieht man dieses Trikot noch in der Helios Arena? Klar, es hängt unter der Decke, aber die Nummer 20 ist auch sonst sehr präsent. Der Mann, der dieses Trikot einst trug, lebt heute in Alaska. Doch Dan Hacker hat immer noch einen Teil seines Herzens in Schwenningen.
Am Nachmittag des 27. September 2015 wurde es in der Helios Arena noch emotionaler als sonst. Die SERC-Fans hatten sich zahlreich zum Spiel gegen die Eisbären Berlin eingefunden, vor allem aber für eine spezielle Verabschiedung. Nach zwölf Jahren wurde wieder ein Trikot unter die Hallendecke gezogen, fortan würde die Nummer 20 nicht mehr vergeben werden. Diese Nummer 20 trug in den sechs Jahren zuvor Daniel „Dan“ Hacker.
Der gebürtige US-Amerikaner avancierte in dieser Zeit zu einem der Topscorer der Wild Wings, vor allem aber zum absoluten Publikumsliebling. An jenem Nachmittag, an dem seine Karriere zu Ende ging, trug Dan Hacker einen dunklen Anzug mit Krawatte und hatte sich auf diesen Tag gut vorbereitet. „Das ist ein bewegender Moment für mich. Es war mir eine Ehre, hier sechs Jahre spielen zu dürfen“, erklärte er damals.
Erinnerungen an den Abschied
Die Entscheidung, im Alter von 33 Jahren und durchaus auf dem Zenit seine Laufbahn zu beenden, war keine einfache gewesen. Der Stürmer hatte sich einige Monate Zeit gelassen, bis er Fans und Verantwortliche über seine Zukunft informierte. Nach 326 Pflichtspielen für die Wild Wings und 143 Toren, 184 Assists und dem Aufstieg in die DEL war Schluss. „Dan, Du bleibst ein Schwenninger“, hallte es durch das weite Rund, die Anhänger bekundeten ein letztes Mal ihre uneingeschränkte Zuneigung für den zwölften Spieler des Klubs, dessen Trikotnummer gesperrt wurde. Fans, Verantwortliche und der Geehrte selbst waren sichtlich angefasst.
Auch heute noch ist die Frage nach der Richtigkeit dieses Schritts für ihn nicht einfach zu beantworten. „Das ist eine schwer zu sagen. Ich hätte vielleicht schon noch ein paar Jahre spielen können. Damals wusste ich noch nicht, dass ich dadurch mit meinem Dad seine letzten Jahre verbringen konnte. Vielleicht ergibt das alles so im Nachhinein einen Sinn“, sagt der 41-Jährige traurig. Vater James „Jim“ Hacker litt an ALS und starb am 30. Dezember 2022.
Es war und ist eine schwere Zeit für die Familie. Jim Hacker war der Begründer und Mitbesitzer der Baufirma in Wasilla, Alaska, für die auch Sohn Dan heute arbeitet. Das Familienoberhaupt war eben dieses mit Leib und Seele. Und ein großer Eishockeyfan. „Mein Vater liebte es, nach Schwenningen zu kommen. Es gab für ihn nichts besseres, als mich spielen zu sehen oder mit dem Fanbus zu einem Auswärtsspiel zu fahren. Meine Eltern waren jedes Jahr da“, erinnert sich Hacker an die guten Zeiten.
Die spätere Zeit, geprägt durch die unheilbare Erkrankung des Nervensystems, war dagegen schwer zu ertragen. „Ich würde das meinem schlimmsten Feind nicht wünschen. Es ist eine furchtbare Krankheit und wir haben lange nicht gewusst, was es ist. Im April erhielten wir die Diagnose, acht Monate später war er tot. Es gibt immer noch viele schwierige Momente, aber es wird besser“, blickt der Sohn langsam, aber sicher nach vorne.
Hacker plant Besuch am Neckar
Denn da ist ja auch seine eigene Familie. Dan und Jodie Hacker haben sich in Alaska eine Existenz aufgebaut, der vierjährige Mason und die zweijährige Liv wachsen in der 10 000-Einwohner-Stadt vor den Toren von Anchorage unbeschwert auf, haben mit Eishockey bislang eher wenig zu tun. „Mason interessiert sich mehr für Baumaschinen und Traktoren. Aber ich denke, Liv wird mal spielen“, meint Hacker, der sich selbst mittlerweile seit drei Jahren als Trainer beim Klub Valley Thunder, einer Jugendmannschaft der Region, engagiert.
Sein Sport fehlt ihm dennoch sehr und eine Rückkehr nach Schwenningen noch mehr. Der damalige Mittelstürmer weiß aber absolut, was beim SERC so läuft. „Ich habe die Wild Wings all die Jahre verfolgt. Ich rede oft mit Michael und Alexander Werner, sie haben mich auch schon besucht. Ich schaue mir die Spieler genauer an und bin immer informiert“, berichtet Hacker.
Seit seinem Rücktritt war er nicht mehr am Neckarursprung. „Wir haben zwei kleine Kinder und meine Frau möchte unbedingt mit. Sie will sehen, was mir immer noch so viel bedeutet“, erklärt der ehemalige Wild Wing etwas wehmütig. „Ich alleine wäre mal für ein paar Tage einfach rübergeflogen.“
Noch immer ein Star im Schwarzwald
Man spürt, wie viel ihm Stadt und Klub immer noch bedeuten. „Schwenningen war so lange mein Lebensmittelpunkt, wird immer meine zweite Heimat sein. Ich schaue gerne zurück auf diese Zeit“, sagt Dan Hacker und erinnert sich nochmals an diesen Nachmittag im September 2015. „Das war für mich sicherlich einer der größten Moment in meinem Leben.“
Und dennoch ist er erstaunt, als er erfährt, dass nach wie vor viele Fans mit „seinem“ Trikot ins Stadion gehen. „Ehrlich? Das ist schön, wenn man nicht vergessen wird. Umso mehr würde ich gerne alle wiedersehen. Es überrascht mich schon, dass sich noch so viele an mich erinnern“, sagt der „Schwenninger ehrenhalber“ und muss schlucken.
Doch die Wild-Wings-Fans tragen ihren Dan Hacker nicht nur weiterhin auf dem Trikot, sondern immer im Herzen.