Phil Hungerecker, wie geht es Ihnen?
Phil Hungerecker: Mir geht es gut, wirklich gut. Ich kann alles wieder normal bewegen. Ich bin seit Ende Juni wieder richtig im Training. Es waren also über sechs Monate, die ich raus war. Davor war mein Training vor allem Reha. Jetzt, wo ich normal trainieren kann, fühle ich mich wirklich gut.
Im Februar hatte es noch geheißen, dass Sie eventuell gegen Saisonende zurückkommen könnten. Warum hat es nicht geklappt?
Phil Hungerecker: Es war schon ein Thema und ich habe bis zuletzt darauf gehofft. Zunächst ist nach der Operation alles normal verlaufen, doch dann sind während der Reha nochmal Komplikationen aufgetreten.
Wie hart war es, in diesen wichtigen Wochen zuschauen zu müssen?
Phil Hungerecker: Es war schon hart. Ich glaube, ich war in dieser Zeit auch nicht die beste Person zu Hause. Meine Frau hat viel abgefangen für mich. Das tat mir in den Momenten auch leid, aber man muss das alles irgendwie verarbeiten. Wenn dir dann einer quer kommt, muss halt mal was raus.
Was ist generell das Schwerste dabei?
Phil Hungerecker: Es waren ja 20, 25 Spiele, die ich zuschauen musste. Das ist echt extrem schwer. Ich hatte ja jetzt erst meine zweite schwere Verletzung. Die erste war ein Wadenbeinbruch. Das lief ohne OP und ist schon etwa fast zehn Jahre her. Der Schlüsselbeinbruch jetzt war meine schwerste Verletzung bisher, das war also Neuland auf für mich. Natürlich denkt man sich auch mal, „warum hat es mich getroffen?“. Aber entscheidender ist, dass man der Mannschaft nicht helfen kann. Man fühlt sich irgendwie nutzlos.
Was war denn in diesen Wochen und Monaten das Wichtigste für Sie? Wer war – außer Ihrer Frau – der erste Ansprechpartner?
Phil Hungerecker: Es ging schon mehr um die mentale Unterstützung, die man halt einfach auch braucht in diesen Zeiten. Gerade Ende März, als ich zum zweiten Mal operiert werden musste. Die OP fand quasi bei mir zu Hause statt, das tat gut. Auch die weitere Reha habe ich dort gemacht. Meine Frau hat mich schon auch beschäftigt. Ich musste zum Beispiel trotzdem mit den Hunden raus (lacht). Zur Physiotherapie bin ich in Absprache mit den Wild Wings nach Kassel gefahren, da habe ich ja auch mal gespielt, kannte das also alles. Der dortige Physiotherapeut hat mir auch mental sehr viel geholfen. Wir haben oft miteinander gesprochen. Zudem habe ich meine Familie viel gesehen und mit meinem Bruder jeden Tag telefoniert. Wir haben nicht so viel über die Verletzung geredet, das tat auch gut. Zudem hat mir geholfen, dass ich Anfang September Vater werde (grinst).
Dazu herzlichen Glückwunsch! Wie war denn Ihre „Sommerpause“ insgesamt? Sie kamen ja nicht aus der Saison, sondern quasi vom OP-Tisch.
Phil Hungerecker: Genau. Danach standen zwei Wochen Reha an. Anschließend habe ich gefragt, ob ich mal raus kann. Wir waren eine Woche weg und auch im Juni nochmal eine Woche in Spanien. Das haben wir sehr genossen, zumal es ja unser letzter Urlaub zu zweit war. Dennoch habe ich auch dort im Hotel mein Reha-Programm weiter durchgezogen. Hendrik Kolbert (Athletiktrainer, Anm.d.Red.) hat mir dafür einen ganz ordentlichen Plan gemacht (lacht).
Wie viel Lust hatten Sie denn nun auf das ansonsten ja nicht so beliebte Sommertraining?
Phil Hungerecker: Sehr viel muss ich sagen. Seit Ende Juni habe ich das Go, wieder im Kraftraum was zu machen. Noch nicht zu 100 Prozent, mehr als Aufbau-Training. Man kann ja nicht sofort wieder 200 Kilo drücken. Ich soll mich langsam herantasten, einfach wieder reinkommen.
Das heißt, es gibt schon noch einen gewissen Vorbehalt, dass Sie zum Saisonstart dabei sind?
Phil Hungerecker: Nein, zum Saisonstart sollte es reichen. Ob auch zum Vorbereitungsstart, weiß ich noch nicht. Ich werde aber auf jeden Fall von Beginn an voll mit der Mannschaft trainieren können, nur eben noch nicht bei den Zweikämpfen.
Wie schwer ist es denn, nach so langer Zeit wieder reinzukommen?
Phil Hungerecker: Heute zum Beispiel war es schwer. Heute auf dem Eis habe ich schon gemerkt, dass ich etwas steif bin. Ich bin dann auch schnell frustriert, will einfach, dass es funktioniert. Aber ich will und kann das nicht mit der Brechstange erreichen. Ich arbeite mit Techniktrainer Kevin Richter in den nächsten Wochen daran.
Wie viel Lust haben Sie auf die nächste Saison?
Phil Hungerecker: Viel. Das ist, glaube ich, kaum in Worte zu fassen.
Sie gehen in Ihre vierte Saison mit den Wild Wings. Wie haben sich der Klub und Sie in den Jahren verändert?
Phil Hungerecker: Zunächst einmal bedeutet Schwenningen für mich mittlerweile viel. Ich habe hier standesamtlich geheiratet. Wenn ich Schwenningen irgendwann verlasse, wird mir das schwerfallen. Insgesamt ist hier alles professioneller geworden. Vieles wurde umstrukturiert und es kommen bessere Spieler zu uns. Der Klub hat einen erheblichen Sprung gemacht. Auch sportlich sind wir deutlich weiter. Dazu ist aber alles familiär geblieben. Ich selbst, man wird es kaum glauben, bin etwas gelassener geworden.
Was erwarten Sie von der kommenden Saison?
Phil Hungerecker: Umfeld und Fans sollten ein wenig umdenken. Das Ziel kann nicht mehr sein, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Dafür haben wir zu gute Spieler. Wir sollten mehr wollen. Warum sagen wir nicht, dass wir direkt in die Playoffs wollen?