Viktor Buchner mag der Rookie im Team der Schwenninger Wild Wings sein, ein Grünschnabel ist er trotz seiner jugendlichen Gesichtszüge aber auf keinen Fall. So selbstbewusst und bestimmt wie auf dem Eis, tritt der 20-Jährige auch im Interview vor dem Start der Saison auf, in der er sich im DEL-Team der Schwaben durchsetzen möchte.

„Ich bin ein junger Spieler“, stellt Buchner sich vor und fügt hinzu: „Irgendwie bin ich neu, aber irgendwie war ich auch schon die ganze Zeit da. Das ist so ein Mix aus beidem.“ Klingt kompliziert, ist es aber nicht – denn der talentierte Linksschütze spielte bereits im Nachwuchs für den SERC.

Viktor Buchner.
Viktor Buchner. | Bild: Peter Pisa

Viktor Buchners Eltern, die aus dem sibirischen Nowosibirsk nach Deutschland kamen, haben ihre Begeisterung für den Eissport an den Sohn vererbt. Der Vater spielte Eishockey, die Mutter war aktive Eiskunstläuferin. Die ersten Schlittschuhschritte machte der in Heidelberg geborene Viktor bei den Eisbären in Eppelheim.

Über die Maddox und die Jungadler in Mannheim sowie den Heilbronner EC führte sein Weg in die U17 der Wild Wings. „Mir hat es von Anfang an hier super gefallen, das war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt er über den Wechsel nach Schwenningen. Alles war perfekt, Buchner wäre am liebsten für immer geblieben – bis das Coronavirus den Stürmer zum Weggang aus dem Schwarzwald zwang.

Zweites Zuhause im Schwarzwald

„Es war nicht klar, wie es mit dem Eishockey weitergeht. Da Profimannschaften auch im Lockdown trainieren und spielen durften, bin ich nach Herne gegangen, in die Oberliga.“ Dort sowie im Iserlohner Nachwuchs wurde Buchner aber nicht wirklich glücklich. „Deswegen bin ich wieder nach Schwenningen gekommen“, sagt er.

Mit den Wild Wings Future stieg er von der DNL2 in die DNL1 auf. Der Nachwuchsmann trainierte da bereits mit den Profis und bestritt dank einer Förderlizenz zwei Auswärtsspiele in der DEL, bekam in Düsseldorf und Köln allerdings keine Einsätze. Zudem sammelte er Erfahrung als Leihspieler mit dem ECH Freiburg in der DEL 2. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt Viktor Buchner. „Schwenningen war für mich immer mein zweites Zuhause. Daher ist es ein Traum, dass ich gerade hier meinen ersten Profivertrag bekommen habe.“ Als Rookie, der gar kein echter Neuzugang in der Mannschaft ist.

Neu ist in jedem Fall die Umstellung vom Nachwuchs in den Profibereich. „Das ist ein großer Schritt“, weiß der 20-Jährige. „Das Tempo ist höher, man muss schneller überlegen und Entscheidungen treffen.“ Die Mannschaft habe ihn gut aufgenommen.

„Ich verstehe mich mit den meisten sehr gut. Da ich letztes Jahr schon dabei war und die meisten Spieler geblieben sind, hatte ich nicht wirklich Schwierigkeiten, rein zu finden.“ Im Gegenteil, wie ein alter Hase kümmert sich der Jungprofi um die echten Neuzugänge. „Ich versuche, ihnen zu helfen, da ich mich hier in der Halle und in Schwenningen schon gut auskenne“, sagt der Hobbygolfer.

Seinen Platz in der Kabinenhierarchie scheint Viktor Buchner gefunden zu haben, seine künftige Aufgabe auf dem Eis kennt er als einer der Jüngsten im Kader indessen noch nicht.

„Ich würde sagen, meine Rolle passt sich dem an, wie ich eingesetzt werde. Wenn der Trainer mir sagt, ich soll Verteidiger spielen, dann spiele ich Verteidiger, wenn ich Stürmer bleibe, spiele ich Stürmer“, erklärt Buchner, der ein Fernstudium im Fach Wirtschaftspsychologie absolviert. Hauptsache, er spielt.

Vorfreude auf das neue Spielsystem

Viktor Buchner bezeichnet sich selbst als „Allrounder, der sich in der Offensive wohlfühlt“. Dementsprechend sieht der gebürtige Badener seine Stärken auch im Sturm. „Ich würde sagen, ich bin schnell mit der Scheibe. Ich arbeite in den Ecken, werde gerne mal gecheckt, kann aber auch checken“, beschreibt er sich selbst. Und: „Ich habe einen guten Schuss und großen Drang zum Tor.“

Auf die Arbeit mit dem neuen Trainer Steve Walker ist der halbe Neuzugang Viktor Buchner gespannt. „Ich habe mich mit seinem Vorgänger Harry Kreis gut verstanden“, sagt Buchner, der mit seinen Teamkollegen Daniel Pfaffengut und Ken André Olimb in einem Haus wohnt. „Steve ist ein anderer Trainertyp. Ich finde die Art, wie er coacht und das System, das er spielt, überragend. Ich freue mich, das spielen zu dürfen und versuche, bestmöglich umzusetzen, was er von mir verlangt.“

Wild Wings als tolle Truppe

Überhaupt hätten die Wild Wings für die kommende Saison eine „tolle Truppe“. Mit der will Viktor Buchner nun das erreichen, was die Schwenninger seit fast fünf Jahren vergeblich versuchen: in die DEL-Playoffs einzuziehen.

„Das zu schaffen, ist ein Prozess, der an Tag eins der Vorbereitung begonnen hat“, sagt Buchner. „Jedes Training bringt uns weiter, jedes Spiel bringt uns weiter. Wir haben die besten Voraussetzungen, mit dieser Mannschaft den Prozess zu verwirklichen.“

Er selbst möchte sich natürlich erst einmal „weiterentwickeln, mehr Spielzeit bekommen, die Sachen richtig machen, die ich machen muss“ – was ein junger Mann eben so sagt. Auf dass aus dem halben Neuling des Sommers 2023 möglichst schnell ein ganzer Führungsspieler wird. „In zehn Jahren sehe ich mich in einer festen Rolle in einer Mannschaft, eventuell mit einem C auf der Brust oder einem A“, sagt er, als Kapitän oder Assistenz-Kapitän.

In welchem Team oder welcher Liga das sein wird, will Viktor Buchner noch nicht prognostizieren. Nur so viel sagt er mit einem Lächeln: „Es wäre wirklich schön, wenn es Schwenningen ist.“