Herr Schlenker, wie bewerten Sie die aktuelle Lage der Wild Wings Future?

Im Moment ist noch alles okay. Wir haben vergangene Woche erfolgreich mit dem Spielbetrieb begonnen und hatten auch noch keine Hiobsbotschaft in Form eines positiven Corona-Tests. Finanziell hängen wir jedoch am Tropf der Profis. Die aktuellen Aussichten sind alles andere als rosig und bedrohen uns existenziell.

Inwiefern ist die Finanzierung des Nachwuchses an die Wild Wings gekoppelt?

Der Etat der Nachwuchsabteilung ist zu zwei Dritteln direkt vom Spielbetrieb der Profis abhängig. Der SERC 04 übernimmt das komplette Catering bei Spielen in der Helios-Arena, ein Großteil dieser Einnahmen fließt direkt in die Jugend. Das ist eine wesentliche Säule unserer Einnahmen. Zudem sind die Heimspiele auch eine wichtige Möglichkeit, um Kinder anzusprechen und für den Nachwuchs zu akquirieren. Wenn die DEL-Saison nicht zustande kommt oder nur mit Geisterspielen, stellt sich die Frage: Wie können wir unsere Finanzierung sichern?

Das könnte Sie auch interessieren

Wäre der laufende Spielbetrieb der Jugend ohne eine DEL-Saison aufrechtzuerhalten?

Nicht ohne finanzielle Unterstützung aus Politik und Wirtschaft. Wir haben treue Sponsoren. Im Falle eines Ausfalls der Saison oder eines Verbots von Zuschauern stellt sich aber die Frage, wie diese sich verhalten werden. Sollte es zwar Zuschauer, aber ein Alkoholverbot und Maskenpflicht geben, wäre das für den Konsum im Stadion nicht förderlich.

Wild Wings-Geschäftsführer Christoph Sandner befürchtet, in der Jugendarbeit um Jahre zurückgeworfen zu werfen, sollte die Saison nicht über die Bühne gehen. Teilen Sie diese Ansicht?

Ich sehe es noch dramatischer. Wir werden nicht nur zurückgeworfen, sondern müssen wieder bei null anfangen. Wir können den Betrieb nicht einfach zeitweise auf die Hälfte runter fahren. Wir haben in den vergangenen acht Jahren viel in Strukturen wie das Internat investiert. Zudem haben wir 20 Beschäftigte, darunter hauptamtliche Trainer, laufende Mietverträge und noch vieles mehr. Unsere großen Anstrengungen tragen Früchte, was die Beispiele Boaz Bassen oder David Cerny zeigen. Irgendwann im Dezember oder im neuen Jahr werden wir die Trainer nicht mehr bezahlen können. Stellen wir das Training ein, fliegen wir aus den Ligen raus. All diese Strukturen können nicht von heute auf morgen wieder aufgebaut werden. Die gesamte Jugendarbeit wird womöglich nicht mehr das aktuelle Level erreichen.

Haben die Wild Wings Future diese Probleme exklusiv?

In dieser Ausprägung schon. Ich kenne keine Jugendarbeit eines Nicht-Fußball-Vereins, die pro Jahr einen Etat von 600.000 Euro umtreibt. Daher trifft es uns besonders hart.

Uwe Schlenker
Uwe Schlenker | Bild: Heinz Wittmann

Welche Form der Unterstützung erwarten Sie nun von der Politik?

Ich wünsche mir, dass es mehr Bewusstsein darüber gibt, dass das Vereinsleben im Allgemeinen derzeit extrem leidet. Hierzulande wird der Schulsport eher stiefmütterlich behandelt, weshalb die Vereine dafür zuständig sind, dass sich die Kinder bewegen.

Gibt es eine Form der finanziellen Unterstützung?

Es gibt diverse Möglichkeiten. Wir haben in der Vergangenheit gut gewirtschaftet, sodass wir noch kein negatives Konto haben. Daher ist es für uns momentan sehr schwer, Fördermittel abzufragen.

Fragen: Maurice Sauter