Ringen: Gleich vier Olympiasieger, jede Menge Glückwünsche und ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer: Die Stadt Triberg hat die Ringerin Aline Rotter-Focken gut eine Woche nach ihrem Gold-Triumph bei den Olympischen Spielen in Tokio feierlich empfangen.
Etwa 300 Gäste kamen in den Triberger Kursaal zur vorerst letzten Veranstaltung von Aline Rotter-Fockens Marathon der Ehrungen: Nach dem offiziellen Empfang der deutschen Olympia-Mannschaft am Montag in Frankfurt, zahlreichen Fernsehauftritten und einem kleinen Event in ihrer Geburtsstadt Krefeld war am Dienstag ihre Wahlheimat Triberg an der Reihe, die Goldmedaillengewinnerin im Freistil-Ringen der Gewichtsklasse bis 76 Kilogramm gebührend zu feiern.

Neben dem obligatorischen Eintrag in das Goldene Buch der Stadt, für den Bürgermeister Dr. Gallus Strobel Pate stand, ließen es sich auch hochrangige Sportfunktionäre wie Manfred Werner (Präsident Deutscher Ringerbund) oder Elvira Menzer-Haasis (Präsidentin Landessportbund Baden-Württemberg) nicht nehmen, der ersten und einzigen olympischen Medaillengewinnerin aus Deutschland im Frauenringen zu gratulieren. „Du bist das Aushängeschild des deutschen Ringens. Und wir sind froh, dass du uns auch nach deiner Karriere mit deiner Erfahrung erhalten bleibst“, sagte Werner.
Die 30-Jährige, die seit vier Jahren im Schwarzwald lebt, blickte zurück auf entscheidende Wegpunkte ihrer mittlerweile beendeten Karriere, erklärte ihr Glück durch das Verschieben der Spiele („Vor einem Jahr hätte ich wahrscheinlich kein Gold gewonnen“) und sah zum erst zweiten Mal ihren Gold-Kampf gegen die US-Amerikanerin Adeline Gray aus der Zuschauerperspektive. „Ich dachte, ich hätte ein paar krasse Aktionen gezeigt. Der Kampf war dann doch eher unspektakulär“, schmunzelte Rotter-Focken.

Für zahlreiche Lacher sorgte auch Überraschungsgast und Ringer Frank Stäbler, der mit Bronze aus Japan zurückkehrte und Rotter-Fockens Erfolgsgeheimnis lüftete: „Aline hatte diese Ausgeglichenheit und mentale Freiheit schon lange, bevor sie bei Olympia Gold gewonnen hat. Und genau deshalb hat sie es geschafft. Das macht sie zu einem ganz besonderen Menschen“, lobte Stäbler.
Ohne Geschenk, dafür vielmehr mit einem symbolischen Akt schritten drei Goldmedaillengewinner aus Schonach auf die Bühne:
Georg Hettich (Nordische Kombination 2006), Hansjörg Jäkle (Skispringen 1994) und Hans-Peter Pohl (Nordische Kombination 1988) nahmen Rotter-Focken in den Kreis der Olympiasieger aus dem Schwarzwald auf. „Weltmeister wird man, aber Olympiasieger bleibt man. Dieser Titel wird dich für immer begleiten“, gab Pohl seine Erfahrung weiter.
Und wie ging die Frau des Abends mit all den Lobeshymnen um? „Ich muss ehrlich sagen, dass bei mir gar nicht dieses Gefühl von Euphorie oder Stolz auf mich selbst überwiegt. Ich bin enorm erleichtert, das größte Gefühl ist aber einfach nur Dankbarkeit“, sagte die Ringerin – dankbar für ihre Wegbegleiter, von den Eltern über Ehemann Jan Rotter bis hin zu Bundestrainer Patrick Loes, der ebenfalls in Triberg war.

Zum Ende blickte sie voraus: „Ich glaube, in diesem Leben kann mich keine Herausforderung mehr abschrecken. Ich freue mich auf alles, was jetzt kommt.“