Tennis: Die Uhr auf dem Pariser Center Court zeigte bereits 44 Minuten nach Mitternacht. Es war der Zeitpunkt, an dem für Dominik Koepfer der Traum von der Sensation zerplatzte. Über dreieinhalb Stunden lieferten sich der Furtwanger und Roger Federer ein begeisterndes und hochspannendes Match. Knapper hätte der Ausgang kaum sein können. Am Ende bezwang der Schweizer den Schwarzwälder mit 7:6, 6:7, 7:6 und 7:5. Federer zog somit beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres in die Runde der letzten 16 ein. Allerdings kostete ihn das Duell offenbar derart viel Kraft, dass Federer auf das Achtelfinale verzichtete.
Dominik Koepfer zeigte gegen die Tennis-Legende eine grandiose Leistung, die jedoch ohne Happy-End blieb. Letztlich entschieden Nuancen über Sieg und Niederlage. Dies unterstreicht schon die Statistik. Federer machte in den vier Sätzen 160 Punkte, Koepfer 159. Das einzige, was diesem Match fehlte war das Publikum.
„Sand ist der Untergrund, auf dem ich Roger Federer am ehesten ärgern kann“, sagte Dominik Koepfer im Vorfeld der Drittrunden-Partie bei den French Open. Und genau das setzte der 27-Jährige auch um. Kommentator und Wimbledon-Sieger Boris Becker meinte während der Partie: „Der Koepfer nervt Federer ganz schön. Ich habe Roger selten so schwitzen gesehen.“ Vom ersten Ballwechsel an nervte und ärgerte der Furtwanger sein Tennis-Idol. Zeitweise glaubte Federer selbst nicht mehr, dass er in diesem Duell als Sieger vom Platz gehen wird. „Beim 2:4 im dritten Satz hätte ich nicht gedacht, dass ich das Match noch drehen kann“, sagte der 39-Jährige nach der Partie.
Schon im ersten Satz bekämpften sich die beiden auf Augenhöhe. Keiner gab sein Aufschlagsspiel ab. So musste der Tie-Break entscheiden. Diesen gewann Federer mit 7:5. Zu diesem Zeitpunkt war bereits mehr als eine Stunde gespielt. Auch in Durchgang Nummer zwei ging es hin und her. Koepfer geriet zu Beginn mit 0:2 in Rückstand, glich jedoch aus. Auch danach konnte sich keiner der beiden einen wesentlichen Vorteil verschaffen. Wiederum musste der Tie-Break entscheiden. Diesesmal hatte der Außenseiter mit 7:3 das bessere Ende für sich.
Im dritten Satz erwischte Koepfer den besseren Start und führte mit 4:2. In dieser Phase sprach vieles für die Nummer 59 der Weltrangliste. Federer haderte mit sich selbst. Doch mit seiner ganzen Routine nutzte er eine kleine Schwächephase von Koepfer und glich zum 4:4 aus. Vier Aufschlagsspiele später ging es zum dritten Mal in den Tie-Break. Und hier hatte der Schweizer zum zweiten Mal die Nase vorn. Doch Koepfer gab sich auch nach diesem unglücklichen 1:2-Satzrückstand nicht geschlagen. Im Gegenteil: Weiterhin verlangte er seinem prominenten Kontrahenten alles ab.
Einer der Schlüsselmoment der Partie war beim Stand von 5:5 im vierten Satz. Koepfer nutzte zwei Überkopfbälle nicht zur möglichen 30:0-Führung. Dies rächte sich. Federer nahm ihm den Aufschlag ab und hatte kurz darauf bei eigenem Service drei Matchbälle. Den zweiten davon verwandelte der Schweizer nach drei Stunden und 35 Minuten Spielzeit. In der Schlussphase zeigte sich deutlich, warum die „Großen“ gegen die Außenseiter auch in ausgeglichenen Spielen die Nase vorn haben. Sie machen gnadenlos die Big Points.
Die Enttäuschung war Koepfer natürlich deutlich anzusehen. Dennoch konnte er auf seine Leistung stolz ein. „Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Ich habe alles gegeben und kann mir keinen Vorwurf machen“, sagte er. Boris Becker meinte zur Vorstellung des Schwarzwälders: „Dominik hat fantastisch gekämpft und fantastisches Tennis gespielt, aber in den entscheidenden Momenten nicht den kühlen Kopf bewahrt.“ Federer lobte die Leistung seines Gegners mit den Worten: „Dominik hat ein großartiges Match gespielt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.