Es war angerichtet. Viertelfinale Spiel sieben, Eisstadion Straubing, Samstagnachmittag. Die Luft knisterte, die Schwenninger Fans sangen sich schon lange warm. Es ging um nichts weniger als den Einzug ins Halbfinale. Der Verlierer würde die Playoff-Bärte abrasieren müssen, der Gewinner einen Flug wahlweise nach Bremerhaven oder Berlin buchen.
Die Wild Wings mussten ihre Aufstellung im Vergleich zum grandiosen 4:0-Erfolg in Spiel sechs leicht verändern, denn Tylor Spink fehlte angeschlagen. Für ihn rückte Johannes Huß in den Kader. Um 14:15 Uhr ließ sich zunächst SERC-Verteidiger Ben Marshall schon einmal im Tunnel blicken, wenig später kamen die Neckarstädter zum Aufwärmen aufs Eis. Das Team wirkte konzentriert.
Um Punkt 15 Uhr fiel die Scheibe zum ersten Bully. Der Lärmpegel war extrem, beide Fanlager schenkten sich nichts. Auch auf dem Eis ging es sofort intensiv zur Sache, wobei die Gäste den besseren Start erwischten. Schwenningen hatte schnell mehr Spielanteile und Schüsse. Straubing verlegte sich aufs Kontern, überließ den Wild Wings die Offensive. Dazu erhielt Schwenningen auch führ zwei Überzahlmöglichkeiten, die es aber nicht nutzte. Die besten Chancen hatten bis dahin Zach Senyshyn und Tyson Spink. SERC-Torhüter Joacim Eriksson rettete einmal prima gegen JC Lipon.
Nach eine knappen Viertelstunde kamen die Gastgeber mehr auf, machten Druck. Prompt trafen sie. Stephan Daschner erzielte mit etwas zu viel Raum und Zeit das 1:0 in der 14. Minute. Würde sich das Gesetz dieser Viertelfinal-Serie fortsetzen, dass die Mannschaft, die 1:0 führt, auch die Partie gewinnt? Das 3:0 machte es für die Tigers durchaus wahrscheinlicher. Cole Fonstad reagierte nach einem Bandenabpraller in der 18. Minute am schnellsten. Wieder einmal führte das Team, das sich effektiver präsentierte. Auch dies ein Gesetz dieser Serie.
Die Wild Wings brauchten eine Reaktion, ihre Anhänger unterstützten sie lautstark dabei. Zunächst gab es eine kleinere Handgreiflichkeit zwischen Tyson Spink und Tyler Sheehy, der Schwenninger erhielt zwei plus fünf Strafminuten, Sheehy nur fünf Minuten Strafzeit. Als sich wenig später auch noch Will Weber ein Vergehen leistete, waren die Niederbayern in doppelter Überzahl und erzielten das 3:0 durch Lipon (24.). Damit erfüllte sich wiederum ein Gesetz der Serie, in jedem Spiel hatte ein Team 3:0 in Führung gelegen.
Nun wurde der Weg für die Schwäne sehr weit. Sie gaben zwischenzeitlich immer wieder richtig Gas, doch wie schon so häufig in diesem Viertelfinale war der Eishockey-Gott nicht zwingend auf ihrer Seite. Die Tigers spielten weiter abgeklärt mit viel guter Stockarbeit und großer Energie. Die Partie blieb sehr intensiv, aber so ein wenig schwand auf Schwenninger Seite der Glaube an die Wende zum Guten. „Trotz dieses Spielstands machen wir ein gutes Spiel. Warum sollen wir nicht noch drei Tore schießen? Wir müssen weiter Gas geben“, meinte Sebastian Uvira beinahe schon trotzig nach dem zweiten Drittel.
Das taten der Stürmer und seine Kollegen und sie hatten auch weitere richtig gute Chancen. So zum Beispiel in der 46. Minute nach einem Schuss von Ben Marshall, den der gute Tigers-Torhüter Hunter Miska abprallen ließ, doch die Scheibe landete erneut nicht auf einem schwäbischen Schläger. Die Wild Wings gaben nicht auf, wollten es den Straubingern zumindest weiter schwer machen. Und so verdienten sich die Schwarzwälder dann doch noch das 3:1. Kapitän Thomas Larkin traf aus der Distanz (54.).
Drei Minuten später gelang Tyson Spink gar noch das 3:2 und damit wurde es tatsächlich noch einmal richtig spannend. Noch 3:32 Minuten waren zu gehen, es passte zu diesem Viertelfinale, dass es nun dramatisch wurde. Doch am Ende durften die Straubinger ihren erstmaligen Halbfinal-Einzug bejubeln.
Für die Wild Wings blieb das ehrenhafte Ausscheiden nach sieben Spielen und das Wissen um eine großartige Saison 2023/24. Zurecht feierten die 500 mitgereisten blau-weißen Fans ihr Team begeistert Minuten vor und nach dem Ende. „Schwenningen, Schwenningen“ hallte es noch einmal durch das Straubinger Stadion, dann verschwanden die Wild Wings um 17:21 in der Kabine.