Eishockey: Er war der erste Neuzugang der Wild Wings und besetzt die wohl wichtigste Position im Team. Torhüter Joacim Eriksson soll und will der neue Rückhalt der Schwenninger werden. Und er möchte seiner neuen Mannschaft mit guter Laune helfen.
Endlich wieder Spaß. Joacim Eriksson ist die Erleichterung anzusehen. Der neue Keeper der Wild Wings kommt gerade vom Training in der Helios Arena und ist darüber extrem froh. Die vergangenen Wochen haben auch ihm viel Geduld abverlangt. Aber sie hatten auch ihre guten Seiten. Im August wurde Söhnchen Vincent geboren und der frischgebackene Papa hatte zunächst einmal Zeit, sich um seine Familie zu kümmern. „Wir waren uns ja lange nicht sicher, ob das Kind hier in Deutschland oder noch in Schweden auf die Welt kommen würde. Am Ende war es schön, dass wir noch einen Monat nach der Geburt für uns zuhause hatten“, sagt Eriksson.
Mittlerweile ist Vincent drei Monate alt und schon weit gereist. „Wir waren schon etwas nervös vor dem Umzug, aber unser Kleiner hat das prima gemacht“, sagt der Vater stolz. Gemeinsam mit seiner Verlobten Amanda hat sich der 30-Jährige in seiner neuen Heimat gut eingelebt. Seit September bewohnen sie ein Appartement in Tuningen und genießen die Unterstützung der direkten Nachbarn. Das sind zwei seiner Mannschaftskollegen. „Darin Olver wohnt über uns und Cedric Schiemenz unter uns, das ist super“, berichtet der Keeper. Aber auch die anderen Teamkollegen sind mehr als hilfsbereit. „Wann immer man eine Frage hat, jeder ist sofort bereit zu helfen. So war es einfach, hier zurechtzukommen. Wir haben eine echt prima Truppe.“
Über das Team hat sich der Neuzugang bereits im Vorfeld ausgiebig informiert. Erster Ansprechpartner war der zweite schwedische Spieler der Schwenninger, Andreas Thuresson. Gegen und mit dem Stürmer hat Eriksson bereits gespielt. Die wichtigeren Gespräche führte er allerdings mit Cheftrainer Niklas Sundblad, und sie waren offenbar sehr überzeugend. Schließlich ist es nicht selbstverständlich, dass ein ehemaliger NHL- und KHL-Torhüter zum Schlusslicht der Deutschen Eishockey Liga wechselt. Zumal der Schwede die vergangenen vier Saisons in seiner Heimat spielte, die letzten beiden Jahre gar für seinen Stammverein Brynäs IF. „Ich hatte vorher schon viele gute Dinge über die DEL gehört und mit vielen Spielern gesprochen, die hier waren. Allen hat es sehr gut gefallen und viele haben berichtet, wie stark sich die Liga weiter verbessert. Zudem haben alle Kollegen davon erzählt, wie gut das Leben hier ist“, erklärt Eriksson einen Grund für seinen Wechsel.
Nach zwei Saisons in Nordamerika bei den Vancouver Canucks (ein NHL-Einsatz) und deren Farmteam Utica Comets sowie einem Jahr bei Dinamo Riga sollte es nochmals ein neues Land sein. „Ich habe es überall genossen, neue Erfahrungen zu machen, eine andere Kultur und auch eine andere Spielweise kennenzulernen“, sagt der Rechtsfänger. Ein Wechsel zum Tabellenletzten dürfte noch mal eine ganz neue Erfahrung werden. Womit der Headcoach wieder ins Spiel kommt. Erikssons Landsmann Niklas Sundblad hat seinem neuen Goalie offenbar sehr genau vermittelt, was er in Schwenningen aufzubauen gedenkt und welche Rolle der Mann zwischen den Pfosten dabei spielen soll. „Ich hatte sofort ein sehr gutes Gefühl, spürte die Aufbruchstimmung und fand, dass ich bei dieser Reise unbedingt dabei sein will“, erinnert sich der 1,86 Meter große Schlussmann, der 2008 von den Philadelphia Flyers gedraftet wurde.
Mit seiner Erfahrung von 221 Spielen in der besten schwedischen Liga sowie der Bronzemedaille bei der WM 2014 dürfte Eriksson den Wild Wings durchaus helfen können. Er gilt als ruhiger, abgeklärter und cleverer Torwart, der seinen Vorderleuten viel Vertrauen in ihre Fähigkeiten geben kann. Ebenso wichtig findet der Neuzugang aber die Einstellung zum Spiel und zum Leben an sich. „Ich bin ein gut gelaunter Mensch und mag es, andere damit anzustecken. Ich mag es, Witze zu machen und ein bisschen herumzualbern. Aber ich will und werde auch ein Vorbild sein, was die Arbeitseinstellung betrifft. Ich möchte der Mannschaft mit harter Arbeit und Spaß helfen“, sagt der Hobby-Golfer und passionierte Angler.
Eriksson freut sich riesig darauf, endlich wieder spielen zu dürfen. In der kommenden Woche beginnt für die Schwarzwälder die Vorbereitung auf eine noch nicht sicher terminierte Saison. Beim MagentaSport-Cup werden die Schwenninger auf Berlin, Mannheim und München treffen. „Wir können es kaum erwarten. Es war wirklich schwer die letzten Wochen. Wir konnten zwar trainieren, aber doch meistens individuell und viel im Kraftraum. Jetzt können wir endlich wieder das tun, um was es geht: auf dem Eis trainieren, Spiele bestreiten und natürlich gewinnen. Jetzt fängt der Spaß endlich an“, meint der Mann mit der Rückennummer 60.
Auf die stimmungsvollen Schwenninger Fans muss der Neuzugang bei den Heimspielen vorerst verzichten. Da tut es gut, dass viele der Anhänger das Team inzwischen „schriftlich“ unterstützen. Über die sozialen Medien erhalte die Mannschaft viel positive Energie, sagt Eriksson. Dieses gute Gefühl möchte der Torhüter den Unterstützern gerne zurückgeben. „Am Ende der Saison sollen sich die Fans über uns freuen. Sie sollen sehen, wie gut sich die Mannschaft entwickelt hat und Spaß an uns haben.“