Es ist nur vier Jahre her, da herrschte in der Landesliga zwischen den Bezirken Schwarzwald und Bodensee ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis. In der Saison 2018/19 stellten sich acht Schwarzwälder Teams den neun Mannschaften vom Bodensee. Ging es in den vergangenen Jahren um die Absteiger in die Bezirksliga, hatte der Schwarzwald die unrühmliche Führungsposition. Allein im vergangenen Jahr stiegen bei fünf Absteigern mit dem FC Furtwangen, FC Löffingen, FV Marbach und FC Schonach vier Schwarzwälder Teams ab. Aktuell sieht es nicht besser aus. Es könnte sogar passieren, dass in der Saison 2023/24 nur noch drei Teams aus dem Schwarzwald in der siebthöchsten Spielklasse vertreten sind. Lohnt sich da ein Aufstieg noch?
Zu viele Absteiger, zu wenig Aufsteiger
Groß war im vergangenen Frühjahr der Aufschrei, als es gleich fünf Absteiger gab. Der Bezirk Bodensee kam mit nur einem Absteiger gut davon und platzierte zudem zwei Aufsteiger in der Liga. Der Bezirk Schwarzwald verlor vier Vereine und bekam mit der DJK Donaueschingen (aus der Verbandsliga) und dem FC Königsfeld (aus der Bezirksliga) nur zwei hinzu. Zwar bereitet die DJK Donaueschingen als aktueller Tabellenführer viel Freude, doch das weitere Quartett zittert ohne Ausnahme um den Ligaerhalt. Die Teams aus Königsfeld, Neustadt, Gutmadingen und Bad Dürrheim zieren die Tabellenplätze zwölf bis 15 in der 16er Liga. Aktuell spricht nichts dafür, dass es erneut einen großen Aderlass in der Liga geben wird, da die drei Verbandsligisten (Pfullendorf, Singen und FC 08 Villingen U21) die Liga halten werden. Sollten der Landesliga-Meister und sogar der Vizemeister aufsteigen, würde es sogar nur einen Absteiger geben.
Sorge um die Schwarzwälder Klubs wächst
„Natürlich betrachten auch wir den Trend von immer weniger Schwarzwälder Landesligisten mit Sorge“, sagt Guido Seelig, Vorsitzender des Bezirks Schwarzwald. Für ihn gibt es in der Entwicklung ein wichtiges Kriterium. „Die Vereine vom Bodensee nehmen schon in der Bezirksliga deutlich mehr Geld in die Hand. Das kann ich nicht nachvollziehen, denn für mich ist die Landesliga eine Amateurliga. Mir ist der Weg unserer Vereine, auf die eigene Nachwuchsarbeit zu setzen, viel lieber.“ Seelig ist zuversichtlich, dass sich das Verhältnis zwischen Bezirken nicht ganz so dramatisch verändern wird. „Wir haben an der Spitze unserer Bezirksliga drei starke Vereine, die sich auch in Aufstiegsspielen nicht verstecken müssen.“
Dennoch stellt sich die Frage, ob die Landesliga für den Schwarzwald noch attraktiv ist. Vor allem für Vereine, die geografisch deutlich weit entfernt vom Bodensee liegen, wie jene im Hochschwarzwald. Wird es, wie in anderen Sportarten, gar Aufstiegsverzichte geben? Beim aktuellen Tabellenführer SV Geisingen gibt es derartige Gedankenspiele nicht. „Wenn wir es sportlich schaffen, dann nehmen wir das Aufstiegsrecht wahr“, macht Vorsitzender Ralf Jauch deutlich und ergänzt: „Als Sportler möchtest du immer so hochklassig wie möglich spielen. Wir führen jetzt eine dreiviertel Saison die Liga an. Schafft es die Mannschaft, werden wir als Funktionäre auch nicht Nein sagen. Schon die Aussicht auf neue Stadien, bekannte Namen und sehr attraktive Gegner machen einen Aufstieg in die Landesliga interessant“, ergänzt Jauch.
Bezirksliga bringt mehr Einnahmen für die Schwarzwälder
Dabei wäre gerade für Geisingen eine Bezirksliga-Saison 2023/24 hoch interessant, sollte Möhringen in der Liga bleiben, Gutmadingen aus der Landesliga hinzukommen und die Nachbarvereine Kirchen-Hausen und Immendingen aufsteigen. Es käme zu vier hochattraktiven Bezirksliga-Derbys und möglicherweise zu mehr Einnahmen als bei Spielen gegen Denkingen, Walbertsweiler oder Frickingen. „Diese Derbys hätten natürlich auch viel Brisanz und dennoch würden wir es vorziehen, Landesliga zu spielen, wenn wir es sportlich schaffen“, ergänzt Ralf Jauch. Er ist sich sicher, dass der SV Geisingen mit der Mannschaft schon jetzt die Qualität habe, um in der Landesliga nicht ausschließlich gegen den Abstieg zu spielen. Möglicherweise wäre Geisingen, oder ein anderer Meister und Aufsteiger, dann nur einer von drei Schwarzwälder Vertretern in der Landesliga. Von einem ausgeglichenen Verhältnis wie 2018/19, damals auch mit dem SV Geisingen, wird der Schwarzwald in den kommenden Jahren wohl weit entfernt bleiben, sollte der aktuelle Trend so bleiben.