Tennis: Kaum jemand spricht in der Villinger Tennishalle. Auf fast allen der sechs Plätze wird gespielt. Im hintersten Feld spielt gerade der 17-jährige Hamburger Mika Petkovic und gewinnt gegen den Tschechen Matyas Kozlovsky. Erst im Juni bezwang er das deutsche Tennis-Juwel Justin Engel in Saarlouis. Engel gewann am Montag mit 17 Jahren sein erstes ATP-Match. Nur ein Deutscher war bei seinem ersten Sieg jünger: Boris Becker. Engel selbst ist zwar nicht da, aber dennoch zeigen sich in der Doppelstadt gerade die internationalen Top-Talente dieser Altersklasse – die möglichen Stars von morgen.
Chauhan ist aus Indien angereist
Nun misst sich Petkovic beim J200 in Villingen mit der Tennis-Jugendelite. Aus ganz Europa sind die Spieler angereist: Frankreich, Tschechien, Ungarn, England, Schweiz und auch darüber hinaus. Der Inder Hitesh Chauhan hatte den weitesten Anreiseweg. „Ich bin das erste Mal in Deutschland“, sagt er dem SÜDKURIER. Was er hier im Schwarzwald am meisten mag? „Das Wetter und die frische Luft. In Indien haben wir sehr viel Luftverschmutzung.“ In der ersten Runde musste Chauhan sich aber geschlagen geben und reist deshalb schon am Abend wieder ab. Aber er kann sich vorstellen, wiederzukommen.
Allgemein ist das Feld hochklassig. „Es ist eine wirklich gute Besetzung und gerade für die Talente aus der Region ist ein solches Turnier wichtig“, sagt ITF-Turnier-Supervisor Thorsten Thiele aus Düsseldorf. Für viele Spieler sei es das erste Turnier auf diesem Niveau, erklärt er. Das Drumherum beschreibt er als „exzellent“.
Das gibt es nicht oft in Deutschland
Dass das Turnier überhaupt in Villingen stattfindet, war eher ein Zufall. Erst vor einem Jahr begann die VS Tennis-Academy die Halle in Villingen umzubauen, nachdem Bilal Cinar von der Akademie und seine Familie die Liegenschaft übernommen hatten. Eigentlich hätte das Turnier im nordrhein-westfälischen Gladbeck stattfinden sollen, doch dort bekam man das organisatorisch nicht hin, die Sponsoren fehlten. Denn die 64 gesetzten Spielerinnen und Spielern im Hauptfeld bekommen Hotel und Verpflegung vom Veranstalter gestellt. Ein großer Aufwand für die Organisatoren. In Villingen hat man dies allerdings hinbekommen.

Regelmäßig fährt ein Shuttle-Service Spieler und deren Anhang vor die Halle oder bringt sie zum Hotel. Zahlreiche Mitarbeiter der Akademie kümmern sich um die Belange der Spieler. Dass die Tennis-Elite nach Villingen kommt, wurde im Juni entschieden, als unter anderem die Direktorin des Deutschen Tennis-Bundes vor Ort war. Diese sei begeistert von der Anlage gewesen. „Eine Sechs-Feld-Halle mit diesem Belag, das gibt es in Deutschland nicht so oft“, erklärt Cinar. Hinzu kommt die gesamte Anlage mit Spieler-Lounge, Fitnessstudio, Restaurant und mehr. Kein Standard und insbesondere die Anzahl der Plätze sind ein Vorteil der Halle. Der Belag entspricht dem internationalen Standard, der auch beispielsweise bei den US-Open verwendet wird.
„Da geht mir das Herz auf“
Für Cinar ist es ein absolutes Highlight, dass schon so früh nach der Renovierung und dem Aufbau der Akademie ein Turnier dieser Größenordnung stattfinden kann. „Wenn ich die Spielerinnen und Spieler hier auf diesem Niveau spielen sehe, geht mir das Herz auf“, sagt Cinar. Mittelfristig sei es das Ziel, dass der Tennis-Sport im Südwesten Deutschlands wieder stärker wird. Und zumindest mit dem Turnier haben es die Organisatoren geschafft, Villingen auf die internationale Tennis-Karte zu setzten. Das hinterlässt Eindruck bei den Anwesenden aus aller Welt. Jeden, den man fragt, hat nur Positives zu berichten. Das bestätigt Turnierdirektor und Geschäftsführer der Akademie Strahinja Jovanovic: „Viele waren überrascht, wie gut das hier läuft.“

Am Tisch des Restaurants sitzt gerade Rainer Öhler, Trainer des Badischen Tennisverbands, mit seinen Spielern Arian Hasar und Tom Siebold. Öhler ist Villinger und muss lachend zugeben: „Ein solches Tennisturnier in Villingen, dass ich das noch erleben darf.“ Er ist begeistert, auch wenn es für die badischen Nachwuchsspieler nicht ganz so gut lief, dennoch ist es für die Spielerinnen und Spieler eine wichtige Erfahrung.
Das Turnier läuft noch bis zum Wochenende. Am Sonntag finden die Finalspiele statt und es ist gut möglich, dass man den ein oder anderen Spieler später auch auf der ganz großen Tennisbühne wiedersehen wird.