Daniela Maier, in wenigen Wochen startet das erste Weltcup-Rennen in Val Thorens. Dort, wo Sie vor fast einem Jahr Ihren ersten Weltcup-Sieg feiern konnten. Werden wir Sie bald wieder auf dem Podest stehen?

(lacht) Also in die Zukunft schauen kann ich leider nicht. Aber ich gebe mein Bestes, dass das wieder möglich ist und trainiere genau dafür. Und ich hoffe, dass ich das auch so umsetzen kann.

Sie kommen aus einer Verletzung (Syndesmoseband-Riss). Im September standen Sie das erste Mal wieder richtig auf Skiern. Wie fühlen Sie sich jetzt?

Ich fühle mich echt gut auf dem Schnee. Die Verletzung spüre ich nicht mehr, die ist ausgeheilt. Ich kann also wieder voll auf meinen Körper vertrauen und Maximalbelastungen draufgeben. Gerade im vorletzten Camp am Stilfser Joch hatte ich ein richtig gutes Gefühl. So konnte ich mir herausnehmen, noch einmal Konditionstraining zu machen, statt mit dem Team ins Pitztal zu fahren, und mich auch kräftetechnisch noch einmal fit zu machen. Und ich konnte mich auch noch mit Freunden treffen.

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Mit welchem Gefühl gehen Sie in die neue Saison?

Ich bin noch sehr entspannt. Die Vorfreude steigt so langsam. Ich freue mich, wenn ich in Val Thorens wieder im Gate stehe und Rennen fahren darf. Ich hatte eine gute Vorbereitung, deshalb kann ich eigentlich relaxt in die Zukunft schauen und die Ruhe vor dem Sturm genießen.

Ab wann fängt es bei Ihnen dann an zu kribbeln?

Also wenn ich jetzt anfange, detailliert über das Renngeschehen nachzudenken, fängt es schon an zu kribbeln (lacht). Aber diese gesunde Nervosität kommt dann erst, wenn ich wirklich in Val Thorens bin. Letztes Jahr kam sie wirklich erst, als ich in der Qualifikation im Gate stand. Das ist immer unterschiedlich.

Es ist sicher auch ein Unterschied, wenn man aus einer Verletzung kommt.

Ja, das stimmt. Gerade vor dem ersten Lehrgang war die Vorfreude wieder riesig. Jetzt fühlt es sich schon wieder an, als wäre es Jahre her. (lacht) Das ist aber ein gutes Zeichen, dass ich darüber hinweg bin.

Das letzte Rennen ist keine Jahre, aber fast ein Jahr her.

Ja, das ist es wirklich. Ich musste mich ein wenig zügeln, als wir das erste Mal auf den Skicross-Kurs gegangen sind. Da hatte ich schon wieder riesige Erwartungen an mich und habe mich gewundert, warum ich die Landungen nicht treffe und so weiter. Ich bin da perfektionistisch. Da musste mich mein Service-Mann dran erinnern: „Dani, du bist jetzt fast neun Monate kein Skicross mehr gefahren, das ist okay. Gib dir die Zeit.“ Und da ist mir aufgefallen, dass es schon ziemlich lange her ist.

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Was ist diese Saison möglich?

Das ist eine richtig schwierige Frage. Mein Ziel ist es, bei jedem Rennen die beste Leistung abzuliefern und ich werde jeden Tag mein Bestes geben. Und wenn es funktioniert, dann kann ich bei jedem Rennen und bis zum Ende der Saison vorne mitspielen. Aber man weiß nie, was passiert. Ich möchte mir da keinen Druck machen. Körperlich und mental fühle ich mich aber fit dafür – und dann wird man sehen, was herauskommt.

Gehen Sie in diesem Jahr anders in die Saison als in den vergangenen Jahren?

Ich bin älter geworden (lacht).

Das bedeutet auch mehr Erfahrung.

Genau. Die ganzen Dinge, an denen ich die vergangenen Jahre mental gearbeitet habe, haben sich verfestigt, sodass ich bewusster Entscheidungen treffen kann. Das lässt mich entspannt auf die Saison hintrainieren. Gerade, dass ich weiß, dass ich mir herausnehmen kann, nicht auf den Lehrgang zu gehen und auf meinen Körper zu hören und zu wissen, dass es das nicht braucht, auch wenn es super Tage geworden wären. Da ist auf jeden Fall noch einmal ein Schritt nach vorne gegangen.

Das Ende der Saison ist diesem Jahr später als sonst. Haben Sie schon die Weltmeisterschaft im März, in St. Moritz, im Kopf?

Im Hinterkopf hat man sie schon. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob man die Saison aufteilen und noch einen Konditions-Block einbauen kann. Manche gehen auch noch in den Süden, um ins Warme zu gehen. Ich hoffe einfach, dass ich da mitfahren kann und dann auch eine Chance aufs Podium habe. Ich freue mich auch auf St. Moritz, dort war ich noch nie. Der Fokus liegt aber erst mal auf den kommenden Rennen.

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Es gibt in diesem Jahr wieder kein Weltcup-Rennen in Deutschland. Haben Sie noch Hoffnung, dass mal wieder ein Rennen am Feldberg stattfindet?

Es würden sich auf jeden Fall alle wünschen, gerade ich. Ein Weltcup daheim wäre natürlich mega schön. Ich kann es aber verstehen, weil es die Schneesicherheit im Mittelgebirge nicht mehr hergibt. Es ist einfach traurig, dass wir gar keinen Weltcup mehr in Deutschland haben. Es wäre einfach cool für unsere Sponsoren, für unsere Familien und Angehörigen, für das Fernsehen und um uns zu vermarkten. Ich hoffe, dass es irgendwann mal wieder funktioniert.

Am Wochenende wäre ein erstes Fis-Rennen auf dem Pitztal-Gletscher in Österreich. Warum gehen Sie dort nicht an den Start? Wäre das nicht eine gute Generalprobe?

Generalprobe ist vielleicht ein bisschen übertrieben, es ist eben ein Fis-Rennen. Wir fliegen mit der Mannschaft heute nach Schweden und das Training dort wird eher eine Generalprobe. Dort haben wir einen vollwertigen Kurs und dort trainieren wir gemeinsam mit den Schweden, den Franzosen und den Österreichern und können dort gute Heats fahren, mit den Weltcup-Mannschaften.

Und nach Schweden?

Dann kommen wir wieder her und sind noch einmal fünf Tage zu Hause, in denen ich noch einmal viel Physio und Konditionstraining machen werde. Und am Sonntag, dem 8. Dezember, reisen wir nach Val Thorens in Frankreich für das erste Rennen, wo wir noch zwei offizielle Trainingstage haben. Und dann geht es auch schon los.