Herr Schätzle, wie haben Sie als Schiedsrichter die Szene kurz vor der Pause und die Reaktionen der beiden Mannschaften aus Ihrer Sicht wahrgenommen?
Zwei Spieler sind zusammengeprallt und haben sich dabei verletzt. Nöttingen hat daraufhin den Ball bewusst ins Aus gespielt, um eine Unterbrechung zu erzeugen. Danach war mir eigentlich klar, dass die Kickers den Ball beim Einwurf wieder zum Gegner spielen. Dies war jedoch nicht der Fall, stattdessen hat Stuttgart im Anschluss das Tor zum 2:0 erzielt. Dies sorgte für Proteste seitens der Nöttinger. Mir war klar, dass ich Kontakt mit dem Stuttgarter Spielführer aufnehmen musste, um die Situation zu klären. Dieser hat Einsicht gezeigt. Als auch der Kontakt zum Kickers-Trainer erfolgte, gab es das absichtliche Eigentor.
Es war also ein reguläres Tor der Kickers, entsprach aber nicht der feinen Englischen Art?
So kann man es sagen. Regeltechnisch war alles korrekt. Die Nöttinger äußerten den Wunsch, dass ich das Tor zurücknehme, aber das lassen die Regeln nicht zu. Ein Eigentor war die einzige Möglichkeit, um den alten Abstand wiederherzustellen.
Welche Rolle haben Sie in dieser Szene gespielt?
Mir waren eigentlich die Hände gebunden. Ich hatte die Rolle des Vermittlers zwischen beiden Seiten. Die Entscheidung, ein Eigentor zu schießen, trafen schließlich die beiden Mannschaften. Als Schiedsrichter bin ich natürlich froh, dass es so gekommen ist. Hätten die Kickers kein Eigentor erzielt, wäre dies nicht unerheblich für die zweite Halbzeit geworden. Es wäre sicherlich hitzig und jede meiner Entscheidungen hinterfragt worden.
Haben Sie in diesem Moment bereits geahnt, welches Medien-Echo mit Erwähnungen im Sportstudio oder bei Spiegel Online folgen würde?
Ich war mir im Klaren darüber, dass es eine besondere Szene war. Dass es so aufgeblasen wird, hatte ich aber nicht kommen sehen. Ich glaube nicht, dass diese Szene irgendwelche Auswirkungen auf mich als Schiedsrichter haben wird.
Fragen: Maurice Sauter